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ST. MARGARETHEN/Steinbruch: CARMEN als Volksfestspiel mit gutem Weinaufguss

13.08.2023 | Oper in Österreich

St. Margarethen: „Carmen“ als Volksfestspiel mit gutem Weinaufguss (12.8.2023)

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Die 18. Vorstellung im heurigen Sommer von „Carmen“ in St. Margarethen – und bester Besuch. Die burgenländische Volksfestspiele-Achse mit den Opernabenden im Steinbruch und der Mörbischer Musicalbühne funktioniert publikumsmäßig schon sehr gut. Vor der Vorstellung und in der Pause: Gedränge auf dem ganz und gar auf Verführung zu Konsumation ausgerichteten Gelände zwischen den imposant aufragenden Wänden des früheren Steinbruches. Die Weinbauern und Gastronomen der Region begegnen uns mit zufrieden strahlenden Gesichtern.

Dann auf der Bühne – ein gelassenes Publikum auf den ansteigenden Sesselreihen, kaum Szenenbeifall, doch ein ordentlicher Schlussapplaus. Intendant Daniel Serafin stellt zwar den schnell wieder davon eilenden Dirigenten Valerio Galli vor, doch er verkündet nicht, welche Sangesgrößen aus der wechselnden Sängerbesetzung diesmal auf der Bühne stehen. Also: Eine absolut perfekt singende Carmen steht im Mittelpunkt, und rund um sie teils guter, teils passabler Durchschnitt. Rundum ist aber auch ziemlich viel wild herum laufendes, herum stehendes, gestikulierendes, sich verprügelndes, Radau machendes oder krachend in die Luft schießendes Bühnenvolk zu sehen. Übrigens: Zum sonderbaren Abschluss wird auch unser Don José durch Kopfschuss getötet. Die Idee, die Story als eher langatmiger Filmdreh erzählt und in die blutige Franco-Zeit versetzt, ist wohl als inszenatorische Hilfslösung anzusehen. Dirigent Galli und sein Chor, seine Musiker neben der Bühne unsichtbar versteckt: Klangschön am Beginn, mit Fortdauer ermattend. Super, super aber, das Allerbeste, das auf einer Opernbühne zu hören ist: Georges Bizets wundersam berührender Melodienzauber.

(Francesca di Sauro sollte Carmen gewesen sein / als Don José US-Tenor Matthew White bei seinem Europa-Debüt) 

Meinhard Rüdenauer 

 

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