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ST. GALLEN/ Theater: L’ELISIR D’AMORE. Neuinszenierung

Barbie, ein Cowboy, Superman und ein Zauberer in der Oper

08.04.2019 | Oper

Gaëtano Donizetti: L’elisir d’amore, Theater St.Gallen, Vorstellung: 07.04.2019

 (3. Vorstellung seit der Premiere am 23.03.2019)

Barbie, ein Cowboy, Superman und ein Zauberer in der Oper

Alles fängt mit einem Streit an. Während der Ouvertüre wird zuerst junges Mädchen eingeblendet, mit einer Barbiepuppe und einem Kinderbuch «Tristan und Isolde». Dann ein junger Knabe, mit einer Superman-Figur in der Hand und grimmig dreinblickend. Es kommt zum Streit und der Knabe reisst der Schwester das Buch aus der Hand, in dem sie gerade liest. Eins gibt das Andere. Bevor die Schwester das Buch zurückbekommt, reisst der Bruder ein paar Seiten aus dem Buch und zerkleinert diese genüsslich zu Schnipseln. Die Kinder stürmen aus dem Zimmer.

In diesem Moment, wo sich nun der Vorhang hebt, werden die Spielzeugfiguren lebendig. Regisseur Ulrich Wiggers lässt seine Inszenierung des Liebestranks in einem Kinderzimmer spielen und hat dazu die Commedia dell’arte Typen in Spielzeugfiguren übersetzt. Adina wird zu einer Barbie-Puppe, Nemorino nicht Ken sondern einem Cowboy. Belcore wird zu einer Mischung aus Superman und einem Muskelprotz im Stile Rambos. Ausstatter Leif-Erik Heine hat Wiggers dazu eine verkleinerte Nachbildung eines Kinderzimmers in Spielzeugfiguren-Dimensionen geschaffen. Links steht eine Kommode, aus deren Schubladen die Figuren mit Öffnen des Vorhangs erscheinen, rechts Adinas Puppenhaus, selbstverständlich in knalligstem Rosa. Es gibt auch Bauklötze, ein Holzpferdchen und Scrabble-Würfel.

In diesem Rahmen hat Wiggers eng am Libretto inszeniert. Das Konzept funktioniert und man wird, ohne platte Übertreibungen, bestens unterhalten. Die nachdenklichen Momente werden durch diese Umsetzung eher noch unterstützt.

Unter Leitung von Pietro Rizzo hatte das Sinfonieorchester St. Gallen und die Chöre (Chor des Theaters St. Gallen und Opernchor St. Gallen) eine hervorragenden Nachmittag, der keine Wünsche offen liess.

Als Adina wusste Tatjana Schneider mit grosser Spielfreude für sich einzunehmen, auch wenn ihre Stimme im Forte manchmal  recht scharf wird. Nur bedingt überzeugen konnte Alexey Neyklyudov: bei permanentem Tremolo hatte er mit den Höhen seine Mühe. Die Kontrolle über die Stimme, die recht heiser klang, war nicht immer gegeben. Superman Shea Owens (Belcore) hatte auf der Bühne, ganz der Rolle entsprechend, am Meisten zu tun. Auftritte von Sängern aus dem Bühnenhimmel gibt es ja hin und wieder. Wann aber hat man einen Sänger während dem Ausführen von Liegestützen singen gehört? Gesungen hat er ohne Fehl und Tadel. David Stout stand als Dulcamara, hier Zauberer, im Schatten des Belcore. Er trug aber ohne Probleme seinen Teil zum Gelingen des Nachmittags bei.

Angenehmste Unterhaltung auf hohem Niveau.

Weitere Aufführungen:

Dienstag 23. April 2019 19:30-21:50; Donnerstag 25. April 2019 19:30-21:50;

Samstag 4. Mai 2019 19:30-21:50; Sonntag 12. Mai 2019 14:30-16:50;

Mittwoch 15. Mai 2019 19:30-21:50; Freitag 17. Mai 2019 19:30-21:50;

Montag 27. Mai 2019 19:30-21:50; Dienstag 11. Juni 2019 19:30-21:50;

Donnerstag 13. Juni 2019 19:30-21:50

07.04.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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