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ST. GALLEN/Theater/im „Umbau“: MARIA DE BUENOS AIRES von Ástor Piazzolla. «Dort, wo das Nichts beginnt, wuchs sie heran». Premiere

07.05.2022 | Oper international

Ástor Piazzolla: María de Buenos Aires • Theater St.Gallen im UM!BAU• Premiere: 07.05.2022

«Dort, wo das Nichts beginnt, wuchs sie heran»

Mit seiner Inszenierung von Piazollas «María de Buenos Aires» ist dem argentinischen Regisseur Marcos Darbyshire ein zutiefst bewegender und beeindruckender Abend gelungen. Alle Beteiligten wurden vom Publikum intensiv gefeiert.

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Die Texte des Librettisten Horacio Ferrer, mit denen Piazolla die Lebensgeschichte Marias, die von der patriarchalen Gesellschaft in die Prostitution gezwungen wird, erzählt, macht Marcos Darbyshire (Inszenierung) dem Publikum zugänglich, in dem er die Figur der Maria in drei Figuren aufspaltet. María und der Schatten Marías si d vom Libretto vorgegeben, das Kind María wird im Libretto mehrfach erwähnt. Die Schaffung dieser «Dreieinigkeit» dient ganz dem Stück, in dem immer wieder katholische Bilder auftauchen. Martin Hickmann (Bühne, Video) hat als Bühnenbild ein Gefüge von Rampen geschaffen, das die rasche Verschmelzung und Trennung der Marienfiguren ermöglicht: die raffinierte Beleuchtung Anselm Fischers (Licht, Video) lässt zudem Käfige entstehen, in denen die Marias (vom Patriarchat) gefangen sind, oder den Bühnenaufbau zur Silhouette von Buenos Aires werden. Die gleichermassen eleganten, wie zurückhaltenden Kostüme von Annemarie Bulla nehmen Bezug auf die Entstehungszeit und das Milieu, in dem die Tango Operita spielt, Bezug.

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Foto © Edyta Dufaj

Das Sinfonieorchester St. Gallen unter Leitung der Argentinierin Natalia Salinas spielt, als wäre es eine argentinische Formation und hätte den Tango «im Blut». Unterstützt von Marcelo Nisinman am Bandoneon, Juan Sebastian Lima an der Gitarre und Mischa Cheung am Klavier macht es den Abend zum Erlebnis. Franz Obermair hat den mit viel Spielfreude agierenden Chor des Theaters St. Gallen bestens vorbereitet.

Ieva Prudnikovaite singt die Maria mit einer Stimme, wie man sie sich für den Tango kaum besser nicht vorstellen kann. Unweigerlich denkt der Opernfan bei einem so geheimnisvoll dunklen Mezzo gleich an Carmen, die sie schon in Essen, Braunschweig, Vilnius und Riga verkörpert hat. iSaAc Espinoza Hidrobo verkörpert mit grosser Intensität den Schatten Marías. Josette Schindler (Mitglied der Theatertanzschule) verkörpert das Kind María mit erstaunlicher Bühnenpräsenz. David Luque als El Duende und Mariano Gladić als El Payador komplettieren das heftig akklamierte Ensemble.

Ein bewegender Abend!

Weitere Aufführungen:

11.05.2022, 15.05.2022, 19.05.2022, 24.05.2022, 07.06.2022, 10.06.2022 und 12.06.2022.

07.05.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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