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ST. GALLEN/ Theater: GUILLAUME TELL – Neuinszenierung

15.05.2024 | Oper international

Gioacchino Rossini: Guillaume Tell • Theater St.Gallen • Vorstellung: 14.05.2024

(3. Vorstellung • Premiere am 05.05.2024)

Koproduktion mit der Irish National Opera und Nouvel Opéra Fribourg

Mithalten mit den «grossen» Häusern

Mit dem Singulär «Guillaume Tell» ist dem Theater St.Gallen eine Produktion von singulärer musikalischer Qualität gelungen. Auf diesem Niveau kann man auch mit den «grossen» Häusern mithalten.

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Foto © Edyta Dufaj

Das Sinfonie-Orchester St.Gallen unter musikalischer Leitung von Michael Balke begeistert schon in der Ouvertüre mit rhythmisch höchst präzisem, beseelten Spiel. Ein samtig-warmes Cello-Solo zu Beginn beschreibt die Seelen-Landschaft der Protagonisten. Darauf folgt eine Gewittermusik, die an Spannung kaum zu überbieten ist und den Zuhörer glauben lässt, sich mitten im Sturm zu befinden. Ausgesprochen prägnant gelingt der letzte Teil mit dem bekannten Galopp. Im weiteren Verlauf des Abends zeigt sich einerseits, dass Balke ein idealer Sänger-Begleiter ist, andererseits, dass er in intensiver Probenarbeit die verschiedenen Farben und Dynamiken ideal herausgearbeitet hat.

Der Chor des Theaters St.Gallen und der Opernchor St.Gallen sind von Filip Paluchowski ideal auf ihre grosse Aufgabe, der Chor tritt im Tell erstmals in der Operngeschichte als handelndes Subjekt auf, perfekt vorbereitet. Die Kollektive begeistern mit vorbildlicher Textverständlichkeit, balsamischem Wohlklang oder prägnanter Attacke und grosser Spielfreude.

Theodore Platt gibt den Guillaume Tell mit perfekt geführtem, wunderbar warmem Bariton. Im Quartett «Tant d’orgueil me lasse» entwickelt Platt die Qualitäten eines lyrischen Tenors. Jonah Hoskins ist ein Arnold Melcthal der Sonderklasse. Die Stimme, die klanglich an einen jugendlichen Heldentenor erinnert und elegant wie die eines tenore di grazia geführt ist, vermag das Haus ohne Probleme zu füllen. Die Kraftreserven sind so geschickt eingeteilt, dass die Arie «Asile héréditaire» aus dem 4. Akt so wunderfrisch klingt, als stünde sie zu Beginn des 1. Akts. Ein besonderes Lob verdient die superbe Atemtechnik. Kali Hardwick gibt mit vollem Sopran und natürlicher, quicklebendiger Darstellung eine tadellose Jemmy. Kristján Jóhannesson gibt mit dunklem, herrlich diabolisch gefärbtem Bariton und grandioser Bühnenpräsenz einen Gesler, der in idealer Art und Weise den Besatzer verkörpert. Christopher Sokolowskis servile Darstellung des Rodolphe, des Anführers der Bogenschützen Geslers, passt ideal zu seinem Herrn Gesler. Athanasia Zöhrer legt die Mathilde dramatisch intensiv an. Die Schärfen werden im Laufe des Abends weniger. Riccardo Botta meistert die kurze, aber schwierige Rolle des Ruodi mit Bravour. Sarah Alexandra Hudarew als Hedwige, David Maze als Leuthold, Msimelelo Mbali als Walter Furst, Martin Summer als Melcthal und Andrzej Hutnik als Jäger ergänzen das formidable Ensemble.

Die Inszenierung des Magdeburger Generalintendanten Julien Chavaz wurde übernommen, nachdem Guy Montavon die Regie zurückgelegt hatte. Chavaz siedelt seine Produktion in einer traumartigen Welt an, die ihren eigenen Regeln folgt, und von naiven und unschuldigen Figuren bevölkert wird. Die Verbindung mit der Natur ist für ihn so stark, dass er eine Welt entworfen hat, in der die Schweizer Facetten der Natur annehmen. Jamie Vartan (Bühne) hat Chavaz dazu drei Rahmen auf die Bühne gestellt, die auch die Schotten eines Schiffs sein könnten. Eine leuchtende Linie quer durch den Himmel deutet die Bergspitzen an (Lichtdesign: Sinéad Wallace und Andreas Enzler). Die Kostüme von Severine Besson nehmen die angesprochenen Natur-Elemente auf. Nicole Morel hat die Tänzerinnen Laura García Aguilera, Jeanne Gumy, Federica Faini und Elenita Queiroz choreographiert.

Musikalisch ein Abend allererster Güte.

Weitere Aufführungen:

17.05.2024, 19:30-22:55; 26.05.2024, 14:00-17:25; 02.06.2024, 19:00-22:25; 06.06.2024, 19:30-22:55.

15.05.2024, Jan Krobot/Zürich

 

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