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SPY – SUSAN COOPER UNDERCOVER

02.06.2015 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmPlakat Spy~1

Ab 4. Juni 2015 in den österreichischen Kinos
SPY – SUSAN COOPER UNDERCOVER
Spy / USA / 2015
Drehbuch und Regie: Paul Feig
Mit: Melissa McCarthy, Jude Law, Jason Statham u.a.

Melissa McCarthy ist das schrillste Dickerchen des amerikanischen Films, bisher meist mit der Aufgabe unterwegs, so schmerzhaft-nervig auf den Kinobesucher zu wirken wie ein Zahnarztbohrer. In ihrem jüngsten Film, einer Agentenparodie, in der sie unübersehbarer Mittelpunkt ist, gibt sie es anfangs allerdings eher romantisch: Denn Susan Cooper, CIA-Analystin, ist verliebt. In Bradley Fine – kein Geringerer als der unglaublich schöne Jude Law -, der im Außendienst agiert, während sie in Langley am Computer sitzt und ihm mit ihren Wundergeräten die Feinde weist, so dass er sie nur abknallen muss…

Wenn aber der feine Bradley eines Tages nicht mehr da ist und es gilt, die Welt vor nichts Geringerem als einer Atombombe (!) zu retten, muss Susan Cooper an die Front. Und der Film, sozusagen die Über-Drüber-Parodie des komischen Spionage-Genres, verläuft wie die anderen auch: Vor allem fotogene Orte (ganz am Anfang Varna in Bulgarien, dann Paris, Rom, Budapest und der Plattensee), chice Schauplätze wie ein Luxuskasino oder ein Privatflugzeug, viele Bodyguards, viel Prügelei… Man kennt die Machart.

Dazu gibt es eine superfiese, superböse, aber im Gegensatz zu Susan auch superschlanke und elegante Gegenspielerin (Rose Byrne). Und noch eine Schönheit: Dass etwas wie die Brasilianerin Morena Baccarin als Agentin für die CIA arbeitet, das glaube, wer will… aber es ist ja die Parodie.

Interessant, dass es neben Melissa McCarthy noch eine Menge Komiker-Platz für die nicht so schönen, aber enorm witzigen Frauen gibt – etwa die englische Komödiantin Miranda Hart, die aus ihrem Aussehen (ein echtes Pferdegesicht!) das Optimale herausholt, oder die aus vielen amerikanischen Fernsehserien bekannte Allison Janney, die ihres Amtes als CIA-Chefin mit knochentrockenem Humor waltet.

Melissa McCarthy wogt als „Susan Cooper“ undercover mit vielen Perücken und teils scheußlichen Kleidern ihre Fettmassen nicht ohne Charme vor der Kamera herum, erweis sich als sehr gewandt im Treten und Schießen, und weil sie offenbar einen Fankreis aufgebaut hat, der es verbal härter liebt, flucht sie nicht nur wie ein Kutscher, sondern ist auch über die Maßen ordinär. Geht es nicht anders? Wenn nicht Ratten auf den Kuchen geschissen haben oder Susan auf einen von ihr ins Jenseits Beförderten noch kotzen kann, geht es wohl nicht – und das stört in diesen Film von Regisseur Paul Feig dann schon einigermaßen…

Wie sehr all das als Parodie jedes alten James-Bond-Films gemeint ist, das sieht man vor allem an Jude Law – gewissermaßen als Parodie von Pierce Brosnan, der ja seinerseits schon eine Parodie war: So locker in der Hüfte, so souverän im herablassenden Lächeln, so verlockend die Augensprache, wenn ihm eine Frau gegenübersteht – wie Law sich darüber lustig macht, ist eine Köstlichkeit.

Und außer ihm ist noch ein sehr berühmter Herr bereit, sich bis auf die Knochen lächerlich zu machen: Rick Ford ist der Macho-Agent in Gestalt von Jason Statham, obligaterweise der harte Mann mit eiserner Miene, hier aber leider so dümmlich, dass er sich als absolutes Hindernis bei jeder Aktion herausstellt. Er genießt den Blödian sichtlich, der am Ende im Plattensee in ein Boot springt und verkündet, nun werde er die Riviera entlangfahren…

Auf besonders hohem Niveau bewegt man sich hier natürlich nicht. Aber stellenweise ist es unterhaltend, Schauspielern zuzusehen, die wissen was sie tun.

Renate Wagner

 

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