Spilimbergo im Friaul
Don Pasquale: Benjamin Molonfalean, Malatesta: Hao Sang, Chorleiterin: Sabrina Arru, Maestro Tiziano Duca, Ernesto: Federico Buttazzo, Regissseur: Alfonso de Filippis, Norina: Francesca Bruni. Foto: Michael Tanzler
14.09.2019: Spilimbergo, „Cinema Teatro Miotto“ : „DON PASQUALE“
In Friaul, auf einer Terasse circa 100 m über dem Tagliamento liegt das entzückende Städtchen “Spilimberc” – auf friulanisch – oder Spengenberg auf deutsch, bekannt für seine Mosaikschule; in Sichtweite, jenseits des Flusses die „Schinkenstadt“ San Daniele.
Der in Wien lebende Dirigent Tiziano Duca stammt hier aus der Nähe und hat ein ambitioniertes „Progetto Donizetti“ initiiert und selber organisiert und in dessen Rahmen das humorvolle und musikalisch so gelungene Alterswerk von Donizetti an drei Orten in Friaul zur Aufführung gebracht. In Pozzuolo del Friuli, Tolmezzo und eben die letzte Aufführung in Spilimbergo. Wenn auch der Name des Orchesters „Operaprima Wien“ ein wenig irreführend ist, waren doch allesamt lauter junge Musiker aus der Region Udine, Pordenone und Trieste mit vollster Konzentration und erstaunlichem Können bei der Sache und boten das Fundament dieses wahrhaft beglückenden Abends, den Maestro Duca mit spritzigem Musizieren und hervorragendem Gespür für die feine Partitur des Bergamasker Meisters leitete und voran trieb. Von einer außergewöhnlichen Präzision und enormer Spielfreude ist auch vom Chor zu berichten, der aus lauter Laien (!) der Region zusammengestellt war, den die sowohl als Korrepititorin, Begleiterin von Soloabenden und Chorleiterin erfolgreiche Sabina Arru perfekt vorbereitet hatte.
Mit einfachen Mitteln wurde szenisch eine stimmungsvolle, beschwingte Aufführung erreicht, die dem Werk auf beste Weise gerecht wurde. Alfonso de Filippis aus Verona demonstrierte, wie man in einem kleinen Haus mit wenig Geld und guten Ideen weit mehr zusammen bringen kann, als – wie leider sehr oft! – an einem großen Haus im umgekehrten Falle…! Zudem schlüpfte er gleich in die Rolle des Notars und setzte damit echt großartige komische Akzente. Das Solistenquartett agierte mit größtem Engagement und Freude und bot auch musikalisch ausgezeichnete Leistungen. Der aus China stammende und nun in Triest lebende Hao Wang konnte mit einem sicher geführten, angenehm timbrierten Kavaliersbariton aufwarten und war als Drahtzieher des Geschehens souverän geschäftig. Aus Lecce stammt der Tenor Federico Buttazzo, der mit schlanker Tongebung und geschmackvoller Phrasierung seine herrlichen Kantilenen schmachtend darbot und in die Cabaletta mit einem sicheren „Des“ krönte! Eine famose Leistung bot die zierliche Francesca Bruni: im „Gesamtpaket“ habe ich tatsächlich in meinen langen Opernjahren keine überzeugendere Interpretin der Norina erlebt! Sie singt mit golden getöntem, nicht großem, aber perfekt sitzendem Sopran die Partie differenziert und mühelos, kann an den entscheidenden Stellen „Aufdrehen“ und spielt, nein „ist“ die kapriziöse Norina einfach großartig! Und das ohne Peinlichkeiten oder Übertreibungen , die man da oft zu sehen bekommt. Protagonist war der erst 25 jährige Rumäne Benjamin Molonfalean, aus Targu Mures stammend und jetzt in Kopenhagen studierend und wohnhaft. Wie er den Alten spielte war echt berührend, sein wohlkingender Baß tönt voll und vielversprechend, wenn er brav weiterarbeitet darf man sich auf seine Entwicklung wirklich freuen. Es war sein erstes Auftreten als Protagonist in einer Produktion – bravo!
Am Ende großer Jubel und beste Stimmung im Auditorium – ein wahrlich beglückender Abend, der hoffen läßt, daß dieses Projekt im nächsten Jahr seine Fortsetzung finden kann – vielleicht mit dem „Elisir“ ? – wenn sich ein paar Sponsoren finden. Von kommunaler und Regionsebene ist ja leider nichts zu erwarten- sehr schade!
Michael Tanzler