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SPIDER-MAN: HOMECOMING

12.07.2017 | FILM/TV, KRITIKEN

FimPoster  SpiderMan Homecoming~1

Filmstart: 14. Juli 2017
SPIDER-MAN: HOMECOMING
The Amazing Spider-Man 3 / USA / 2016
Regie: Jon Watts
Mit: Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Marisa Tomei u.a.

Wie alt ist er – 14? Nein, 15, sagt der Highschool-Boy, hoffnungsfroher Anwärter auf den „Spider Man“. Man hat’s probiert, den altbewährten Marvel-Superhelden nun mit einem Jungspund loszuschicken, es ist nicht gelungen, man kann es sogar schlechtweg als misslungen bezeichnen. Obwohl man zuletzt mit Andrew Garfield (der Tobey Maguire mehr als überzeugend ersetzt hatte) einen überaus sympathischen Darsteller der Rolle hatte, der sie mit Lockerheit und Ironie auf die Leinwand brachte, hat Hollywood also wieder einen seiner Neustarts versucht. Schuld waren daran angeblich Kompetenzgerangel zwischen Studios. Sechs Drehbuchautoren werkelten an der Neuauflage. Wie gesagt, man kann dabei auch abstürzen. Comics sind Kindernahrung, aber im Kino sind sie als Kid-Version eigentlich nicht am Platz…

Tom Holland, im wahren Leben 20 Jahre alt, aber jung genug aussehend, um als der gewissermaßen unschuldsvolle 15jährige durchzugehen, hat den Spider Man schon in einem Mini-Auftritt im letzten „Captain America“-Sammelfilm (alle Helden auf einmal) verkörpert und ist glatt übersehen worden. Aber auf hektischer Suche nach jungem Publikum (was kann sonst dahinter stecken?), ist er nun Identifikationsfigur für alle, die sich als Helden träumen. Das wäre schon etwas, von „Iron Man“ alias Konzernchef Tony Stark (die Rolle ist bekanntlich in festem Besitz von Robert Downey Jr.) regelrecht „engagiert“ und mit dem Spider Man-Kostüm ausgestattet zu werden? Auch wenn man sich dann weidlich plagt, in das rote Gummi-Outfit zu steigen, das plötzlich noch lächerlicher wirkt als sonst… aber immerhin erntet man als jugendlicher fliegender Held mit kleinen Taten doch die große Bewunderung der Mitmenschen.

Spidey Boy

Und dabei ist man nur der sonst ganz normale Peter Parker, der da mit seiner Tante Mary wohnt (ironisch und zauberhaft: die sanft alternde, höchst temperamentvolle Marisa Tomei). Und wenn sie mit ihm schimpft, dann nickt er ganz betroffen. Ganz wie jeder andere mehr oder minder brave Teenager der Handy-Welt auch. Wenn man etwas über Tom Holland in der Rolle sagen kann, dann, dass er einfach herzig ist.

Also, wenn er da nicht für Schulkollegin Liz (Laura Harrier) schwärmte und deren Vater nicht einfach ein grantiger Vater, sondern eigentlich der Superbösewicht wäre… man wüsste gar nicht, was man mit diesem Film, dem inhaltlich nichts einfällt, anfangen soll. Michael Keaton (war der nicht irgendwann einmal Batman?) ist dieser „Vulture“, der es auf den netten kleinen Spidey abgesehen hat, der – learning by doing – sich mühsam zum Marvel-Helden aufschwingt, fliegend, Wände hoch sprintend, sein Netz auswerfend. Dass er dabei parschert ist, das soll der Clou des Filmes sein. Und ist eigentlich nur albern.

So findet sich dieser Spider Boy über weite Strecken in etwas, das wie eine Schulkomödie aussieht – dazu gehört der dickliche, komische Freund Ned, gespielt von Jacon Batalon, ebenso wie eine Reihe anderer Schulkollegen, die relativ ausführlich behandelt werden., Dann taucht, wie gesagt, der Böse auf, den man Michael Keaton auch nicht so recht glaubt: Die Verniedlichung und Einschrumpfung des Ganzen auf Kinderniveau setzt sich fort. Mit seinem Milchgesicht überzeugt er nicht recht als der Mann, der Superwaffen schafft und Vernichtung plant. Auch er sieht, wie Spidey, in seinem Kostüm (eine Art geflügelte Eisenrüstung) mehr komisch als bedrohlich aus. Kurz, mit „Homecoming“ dürfte Regisseur Jon Watts dem „Spiderman“-Mythos nur eine vergessenswerte Marginalie hinzugefügt haben, über die man – wenn man freundlich ist – lacht: Teenager-Scherz… Lustig. Ironisch. Na ja.

Nicht zuletzt angesichts eines Films wie diesem ermisst man, warum „Wonder Woman“ vergleichsweise so gut war: eine sauber erzählte, klare, übersichtliche Geschichte. Hier hat man das übliche inhaltliche Chaos, das von Zeit zu Zeit in sinnlosem Krach endet. So pufft man sein Thema in die Luft. Vielleicht wird es beim zweiten Mal besser, hoffte die amerikanische Filmkritik. Aber hat man angesichts dieser Vorgaben als Kinobesucher Lust auf noch einen Versuch dieser Art? Andererseits, man muss ehrlich sein: An der Kinokasse macht der Spidey Boy Geld. Also wird er wohl unweigerlich wiederkommen…

Renate Wagner

 

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