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SPICES! PERFUMES! TOXINS! – Konzert für zwei Schlagzeuge von Avner Dorman – Ars Produktion Super Audio CD

27.10.2017 | cd

SPICES! PERFUMES! TOXINS! – Konzert für zwei Schlagzeuge von Avner Dorman – Ars Produktion Super Audio CD

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Der Musik aus allen Poren sprühende Avner Dorman ist kein Unbekannter mehr: Für den österreichischen Schlagzeuger Martin Grubinger hat er das Konzert „Frozen in Time“ gesx´chrieben, für das Staatstheater Karlsruhe die Oper „Wahnfried“ über die Familie Wagner verfasst. Sie wurde 2017 uraufgeführt.

Auf dem vorliegenden kurzen, aber feinen Album ist ein mitreissendes dreisätziges Konzert für zwei Schlagzeuge mit dem programmatisch klingenden Namen „Gewürze, Parfums, Gifte“ zu entdecken. Das 2006 entstandene, ca. 30-minütige Werk basiert im ersten Satz auf nahöstlichen sowie indischen Skalen und vermittelt im zweiten Satz ein landschaftliches Stimmungsgemälde. Dorman: „In Perfumes verändert sich das klangliche Geschehen, einer der Perkussionisten spielt nun statt der Marimba ein Vibraphon. Das erste Thema erinnert an barocke Arien, begleitende Flöten erinnern an arabische Volksmusik, die Basslinie leiht ihren Klang aus der Welt des Jazz. Eine farbenfrohe Reise, die von Verführerischen bis hin zum Gefährlichen führt.“ Höhepunkte wie aus einer Bruckner-Symphonie gehören zu dieser Reise gleichfalls hinzu. Der dritte Satz beruht auf dem Wechsel eines aggressiven rhythmischen Modells und leidenschaftlichen Ausbrüchen des Orchesters. Dorman: „Er schwingt wie ein Pendel zwischen freudiger Extase und zwanghafter Angst, Schmerzen und Wahnvorstellungen.“

Die zwei großartigen Schlagzeuger Aron Leijendeckers aus den Niederlanden und Dan Townsend aus England legen hier den reinen Wahnsinn an Spiellaune und rhythmischer Exktase hin. Beide sind Mitglied des Schlagzeugensembles „Projekt StiX“, Leijendeckers ist seit 2011 Schlagzeuger bei der Nordwestdeutschen Philharmonie. Dieses Orchester unter der mehr als animierten Leitung von Markus Huber beeindruckt auch mit dem kurzen Füller des Albums, Paul Dukas „Zauberlehrling“.

Dass dieser auf der berühmten Ballade von Goethe beruhende Sonatensatz mit rondohaften Elementen plastisch das Missgeschick des Zauberlehrlings mit den Besen in gar prächtig anschauliche Musik hüllt, wusste schon Walt Disney für den Film „Fantasia“ zu nutzen. Auf der neuen „Schlagzeuger-CD“ erleben wir als Visitenkarte des Orchesters eine quicklebendige und humorvolle Wiedergabe von großer Schönheit. Allerdings kann man den Produzenten den Vorwurf nicht ersparen, dass bei soviel musikalischer Substanz und Spiellaune nicht doch das eine oder andere zusätzliche Werk bei diesen nur knapp 40 Minuten Spielzeit der CD programmiert hätte werden können.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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