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SONYA BACH – Klavierkonzerte von JOHANN SEBASTIAN BACH – RUBICON 2 CDs

30.10.2017 | cd

SONYA BACH – Klavierkonzerte von JOHANN SEBASTIAN BACH – RUBICON 2 CDs

Mit technischer Meisterschaft und mechanischer Strenge

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Die südkoreanische Pianistin Sonya ist den polyphonen Reizen des berühmten Namensvetters aus Eisenach schon im zarten Kindesalter erlegen. Als Sechsjährige gab sie ihr erstes öffentliches Konzert, mit neun fand das Orchesterdebüt mit dem Seoul Symphony Orchestra statt. Inhaltlich fühlt sie sich der berühmten russischen Schule von Heinrich Neuhaus verbunden. Dieser setzte prioritär auf eine nahe und strikte Befolgung des Notentextes, wonach die Interpreten folgerichtig auf triviale Selbstdarstellung und allzu subjektive „Originalität“ verzichten müssen.

Die CD enthält die Konzerte BWV 1052, 1053, 1054, 1055, 1056, 1058 sowie das Italienische Konzert in F-Dur BWV 971 von J.S. Bach, teils Eigenkompositionen, teils Transkriptionen. Sonya Bach selbst bewertet ihre Interpretation von Bach als von äußerster Strenge gekennzeichnet. Tatsächlich spielt sie auf einem großen Steinway die sieben Konzerte begleitet vom English Chamber Orchestra im metronomischen Gleichmaß, jeder Ton erklingt scharf abgezirkelt und das Ganze interpretatorisch gleichsam objektiv. Das ist an sich eine gute Sache und folgt damit grundsätzlich den Prinzipien etwa eines Glenn Gould. Dank ihrer stupenden technischen Meisterschaft funktioniert dieses Konzept vor allem in den schnellen Sätzen hervorragend. Da wird manch schöne Perle gehoben. Sonya Bach sorgt für eine große strukturelle Klarheit in den Fugen und polyphonen Passagen. Die Herangehensweise ist down-to-earth, das Handwerkliche in den Vordergrund rückend.

In den Adagio-Sätzen wirkt das Spiel von Sonya Bach hingegen eher gleichförmig und bisweilen uninspiriert. Insoweit genügt der kühle Blick nicht, da bedarf es schon eines Mehr an Raffinesse im Anschlag und subjektiver musikalischer Differenzierung, um den Hörer mitnehmen zu können. Wo bleibt das Visionäre, das Kosmische, das diese Musik so weltentrückt zu vermitteln vermag?

Klangtechnisch befriedigt die CD nicht ganz. Zwar kommt der edle Klang des Flügels gut zum Ausdruck, der Abmischung mit dem Orchester fehlt jedoch die ideale Balance und instrumentaler Glanz.

Fazit: Bach für Liebhaber von barocker Musik für Tasteninstrumente auf einem modernen Konzertflügel von Steinway, die einen neutralen, hochvirtuosen Ansatz zu diesen Werken schätzen.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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