Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

SOLOTHURN Stadttheater: COSÌ FAN TUTTE – Gala der Dino Arici-Stiftung

25.02.2023 | Oper international

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte • Stadttheater Solothurn • Gala der Dino Arici-Stiftung: 24.02.2023

dinl

Ein Strauss Rosen und eine Schachtel Pralinen

Einmal mehr hat das Theater Biel Solothurn bewiesen, dass gute Arbeit nicht zwingend grosser Investitionen bedarf. Ein Strauss Rosen und eine Schachtel Pralinen dürfte das Einzige gewesen sein, was für Dieter Kaegis Inszenierung von Mozarts «Così fan tutte» KV 588 angeschafft werden musste.

Dieter Kaegis (Regie, Bühne und Kostüme) Inszenierung spielt im Hier und Jetzt, in dem Theater, in dem wir sitzen. Die Bühnenarbeiter richten gerade die Beleuchtung ein, befeuchten die Luft und der vom dauernden Klingeln seines Natels (Helvetismus für «Handy») genervte Regisseur tigert über die Bühne und steht den Meisten nur im Weg. Plötzlich scheucht er (Michele Govi als Don Alfonso) singend mit Hilfe seiner Co-Regisseurin (Marion Grange als Despina) die Bühnenarbeiter (Remy Burnens als Ferrando und Dean Murphy als Guglielmo) umher und so befindet man sich subito in medias res. Puristen, zu denen sich der Kritiker üblicherweise auch zählt, werden vehement das Fehlen der Ouverture bemängeln: hier ist es aber so, dass die Ouverture nicht zur Konzeption der Aufführung gepasst hätte, denn damit wäre jeglicher dramatische Fluss unweigerlich zum Erliegen gekommen. Als dann auch noch die Raumpflegerinnen (Ljupka Rac als Fiordiligi und Josy Santos als Dorabella) zur vergnügten Truppe stossen, kann das Experiment beginnen. Nun gibt es, eng dem Libretto da Pontes folgend, inklusive Paus zwei Stunden allerfeinstes vergnügen.

Michele Govi erweist sich einmal mehr als Stütze des Ensembles und zeigt selten zu erlebendes, komisches Talent. Mit seinem warmem, frei strömendem, herrlich timbriertem Bariton gibt er einen grundsympathischen Don Alfonso. Marion Grange, am TOBS bereits in «Zaïs» und «Les liaisons dangereuses» zu erleben, ist eine herrlich quirlige Despina mit tadellos geführtem Sopran. Ein Idealbesetzung ist Remy Burnens, am TOBS bis vor kurzem noch als phänomenaler Argirio in Rossinis «Tancredi» zu erleben, gibt mit seinem prächtigem Tenore di grazia mit viel Schmelz und endlosem Atem den Ferrando. Dean Murphy als Guglielmo steht ihm in Nichts nach. Allerdings ist seine Stimme für das kleine Solothurner Haus etwas gar gross. Ljupka Rac als Fiordiligi und Josy Santos als Dorabella sin ein ideales Geschwisterpaar, das mit bestens geführten Stimmen ideal harmoniert.

Das Sinfonie Orchester Biel Solothurn unter musikalischer Leitung von Franco Trinca trägt ganz wesentlich zu diesem knackig-frischen Mozartabend bei. Die wenigen, improvisierten Töne sein verziehen.

Wirklich schade, dass die Produktion nur einmal zu erleben ist!

Leider keine weiteren Aufführungen.

25.02.2023, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken