Foto: Svetoslav Nikolov.
SOFIA: Kurzbericht ELEKTRA – 1. Reprise am 29. November 2020
Eine gute Zweitbesetzung
Gestern Abend ging die 1. Reprise der neuen „Elektra“ von Richard Strauss in der Inszenierung von Plamen Kartaloff und im Bühnenbild von Sven Jonke an der Sofia Oper und Ballett über die Bühne. Evan-Alexis Christ hatte am Pult des Orchesters der Sofia Oper und Ballett mit unglaublicher Konzentration und exakten Einsätzen des vor ihm weit verteilt im Parkett und im Graben sitzenden Orchesters im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun und hätte manchmal auch noch eine dritte brauchen können. Seine große Kenntnis der Partitur – er hatte „Elektra“ schon mehrmals als GMD in Cottbus dirigiert – sicherte aber einen guten und in mancher Hinsicht auch sichereren musikalischen Abend als bei der Premiere, wo noch etwas Nervosität bei den Musikern im Spiel gewesen sein konnte. Verständlicherweise, denn eine solch schwere Partitur haben sie hier noch nie gespielt.
Kartaloff konnte in den Hauptrollen eine Zweitbesetzung aufbieten, die sich kaum hinter der Erstbesetzung verstecken muss. Diana Gouglina sang mit schlankem und farbenreichem Sopran die Titelrolle, erheblich lyrischer als ein paar Tage zuvor Liliya Kehayova. Das führte zu sehr schönen vokalen Momenten in den ruhigeren Szenen mit Chrysothemis und natürlich in der Erkennungsszene mit Orest, wo ihr herrlich lange Bögen gelangen. Bei den vielen Spitzentönen geriet ihr Sopran allerdings schnell an seine Grenzen, denn er ist nicht hochdramatischer Natur. Jordanka Milkova sang die Klytämnestra als attraktive, durchaus noch nicht gealterte Frau mit ansprechendem Mezzo, der allerdings angesichts der Lautstärke der Strauss’schen Musik nicht immer klar zu hören war. Gergana Rusekova hatte in der Premiere hier mehr power zu bieten. Radostina Nikolaeva war diesmal die Chrysothemis mit einem klangvollen Sopran, darstellerisch und musikalisch nicht so stark wie Tsvetana Bandalovska in der Premiere, aber stimmlich ausgewogener, wenn auch nicht immer ganz auf Linie mit dem Dirigat. In jedem Falle eine gute Chrysothemis, die ja in Sofia auch die Isolde singt. Wie schon in der Premiere bestach Atanas Mladenov wieder mit einer eindrucksvollen und äußerst wortdeutlichen Interpretation des Orest. Ein stimmlicher Ausfall war leider wieder der junge Diener von Angel Antonov.
Diese „Elektra“ wird nun am 1. und 6.12. noch zweimal gespielt und soll auch im Januar und Februar 2021 wieder im Spielplan sein.
Klaus Billand aus Sofia
- Klaus Billand berichtet aus Sofia über ELEKTRA / Neuinszenierung
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Interview Dr. Magdalena Manolova.
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