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SOFIA/Nationaloper: Kurzkritik LOHENGRIN-Premiere.  Beeindruckende Bilder…

14.06.2024 | Oper international

SOFIA/Nationaloper: Kurzkritik LOHENGRIN-Premiere am 13. Juni 2024

 Beeindruckende Bilder…

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Foto: Setoslav Nikolov

Nachdem er seit 2010 im Vorjahr bereits zum zweiten Mal mit beachtlicher Attraktivität den „Ring des Nibelungen“ und danach „Tristan und Isolde“, „Parsifal“ sowie den „Fliegenden Holländer“ an der Sofia Opera and Ballet in Szene gesetzt hat, widmete sich ihr Generaldirektor Prof. Plamen Kartaloff mit Assistenz von Yulia Krasteva nun Wagners romantischer Oper „Lohengrin“ zu. Gestern war Premiere vor ausverkauftem Haus. Es waren sogar Vertreter des Wagner-Verbandes Washington da. Und auch diesmal gab es wieder einen großen Erfolg, wie mit dem neuen „Ring“ im Vorjahr! Kartaloff blieb mit dem Bühnenbildner-Team Hans Kudlich, Nela Stoyanova und Kristyan Stoyanov, in Zusammenarbeit mit Sven Jonke und Gudrun Geiblinger aus Linz  seiner Devise treu, einem zumal nicht besonders Wagner-erfahrenen bulgarischen Publikum – oft waren es Erstaufführungen an der Sofia Opera – eine Wagners Ideen und Intentionen nahestehende Lesart zu vermitteln. Dieser Inszenierungssstil geht hier auf dem Balkan noch voll auf, und das Regieteam bekam einhelligen Applaus.

Man konnte wieder einmal merken, wie sehr Wagners herrliche romantische Musik Wirkung entfaltet, wenn sie in Einklang mit dem Stück steht und dieses nicht gegen sie oder zumindest ohne Rücksicht auf sie behandelt wird wie in der Salzburger Neuinszenierung von Wieler/Morabito/Viebrock aus dem Jahre 2022, die kürzlich auch an der Wiener Staatsoper zu sehen war. Kartaloff sieht sich ganz bewusst als Verfechter eines aus der Partitur (die er auch lesen kann) und der Thematik heraus konzipierten Inszenierungsstils. Damit positioniert er sich klar gegen das derzeit immer mehr und scheinbar von den Intendanten auch immer unkontrollierter aus dem Ruder laufenden Wagnerschen Regietheater in Mittel- und Westeuropa.

Zentraler Themenschwerpunkt ist in Sofia die Gerichtseiche, die ja zentral im 1. Akt ist und im weiteren Verlauf in immer variierender Form, auch durch effektvolle Beleuchtung von Zach Blane, in vielen Varianten erscheint. Damit werden intensive und stets zur Musik passende Momente erzeugt, die auch eine ständige Spannung des Geschehens aufrecht erhalten. Auch wenn einige Tableaus mit dem auf über 80 Personen verstärkten Chor der Sofia Opera and Ballet mit dem Chor des Bulgarischen National-Radios, exzellent von Violeta Dimitrova und Ljubomira Alexandrova einstudiert, bisweilen etwas statisch wirkten. Die Kostüme von Mario Dice waren vielfältig, wenn auch nicht immer ganz schlüssig zum Thema passend, was den Chor betrifft.

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Foto: Setoslav Nikolov

Glanzvolle sängerische und  darstellerische Leistungen brachten die Sofioter Sieglinde Tsvetana Bandalovska als Elsa und die hochdramatisch agierende Gabriela Georgieva, die unglaublicherweise an diesem Abend mit der Ortrud ihre erste Wagnerrolle sang. Auch Ventseslav Anastasov, überwiegend im italienischen Fach zu Hause, konnte mit einer starken Leistung als Telramund überzeugen, nicht immer ganz wortdeutlich. Atanas Mladenov lieferte, wie immer mit hoher Qualität, einen ausgezeichneten Heerrufer. Kostadin Andreev hingegen konnte als Lohengrin mit seinem zwar kraftvollen, aber nicht immer zielführend und oft zu laut zu Gehör gebrachten tenoralen Material wenig überzeugen, ebenso wie Biser Georgiev als König Heinrich, der für die Rolle nicht in vollem Umfang das wünschenswerte Bassfundament mitbringt. Darstellerisch machten beide ihre Sache gut.

Constantin Trinks dirigierte mit großem Engagement das in bester Qualität aufspielende Orchester der Sofia Opera and Ballet mit bisweilen zu langsamen Tempi, die den Sängern auch manchmal  etwas zu schaffen machten. Es war aber eine auch musikalisch sehr gute Darbietung und das Orchester ließ hören, dass es sich mittlerweile seit 14 Jahren sehr gut mit Wagner angefreundet hat. Vor 2010 gab es ihn hier fast gar nicht!

Morgen beginnt der äußerst sehenswerte „Ring“ unter der musikalischen Leitung von Evan Christ. Es sind noch Karten zu haben, und wenigstens Wien ist mit günstigen Flugtarifen nicht allzu weit…

(Detaillierte Rezension in Kürze).

Klaus Billand aus Sofia

 

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