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SERGEJ RACHMANINOV 24 PRÉLUDES – NIKOLAI LUGANSKY harmonia mundi CD Kraftvoll und frisch wie ein Gebirgsquell

23.02.2018 | cd

SERGEJ RACHMANINOV 24 PRÉLUDES – NIKOLAI LUGANSKY harmonia mundi CD

Kraftvoll und frisch wie ein Gebirgsquell

 

Das Klavierwerk Rachmaninovs begleitet ihn seit Jahrzehnten, und nun hat Lugansky mit seinem Debüt-Album für das Label harmonia mundi einen wahren Volltreffer gelandet. Die ersten Études-tableaux hat Lugansky 1986 live für das Label Melodija eingespielt, viele weitere Rachmaninov Aufnahmen, wie die beiden Sonaten, die Corelli- und Chopin- Variationen, das erste, zweite und dritte Klavierkonzert und die Suites für zwei Klaviere sollten folgen.

 

Für das neue Album hat Lugansky alle 24 Préludes interpretiert, die 10 Préludes Op. 23 sowie die 13 Préludes Op. 32. Am Anfang steht die martialische Prélude Op. 3 Nr. 2. Das kompositorische Vorbild Chopin stets im Auge hat Rachmaninov Meisterwerke geschaffen, die zwar dem Gedanken der Improvisation, der spontanen Eingebung ohne erkennbarem Programm und damit der Freiheit der Durchführung folgen, aber dennoch ein streng harmonisches Formprinzip erkennen lassen. In den 24 Préludes kommt jede Tonart einmal in der Dur- und einmal in der Mollvariante vor. Die überwiegend knappen Stücke (1 bis 6 Minuten) spiegeln hochemotional die Lebensbedingtheiten des Komponisten zur jeweiligen Entstehungszeit, erlauben aber auch dem Hörer, seine eigene imaginierte Welt zu bauen. Waren es beim Zyklus Op. 23 die Heirat mit seiner Cousine Natalja Satina und die bevorstehende Vaterschaft, so gaben für das Op. 32 eine Konzerttournee in den USA und der anschließende sommerliche Rückzug auf das Familiengut Iwanowka den autobiographischen Rahmen ab. Ob hierfür auch ein Bild des symbolistischen Malers Arnold Böcklin an der Wiege des Grave in Des-Dur stand, wie dies bei der symphonischen Dichtung „Toteninsel“ der Fall war, sei dahingestellt. 

 

Nikolai Lugansky versteht es, alle Gefühlswerte dieses Kosmos mit klarem Anschlag und hoher Präzision, meisterhafter Technik und untrüglicher Musikalität zu präsentieren. Sparsam  mit dem Pedal und bisweilen gläsern im Ton hievt Lugansky kräftig die klagende und jubelnde Fahnen in den Wind, wo sie sehnsüchtig brennend bis leuchtend fröhlich wehen. Niemals kommen dem Hörer die Klischees der Gefühligkeit oder des musikalischen Edelkitsches, die diesem russischen Komponisten bisweilen anhaften, in den Sinn. Dazu tragen auch eine klare Temporegie und eine totale Identifikation mit den Partituren bei.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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