23.08.2025: Semmering Hotel Panhans „EIN STREIFZUG DURCH WIEN“ Sebastian HOLECEK
Sebastian Holecek bei seinem Liederabend. Foto: Michael Tanzler
Wann und ob das ehrwürdige Hotel Panhans je wieder im Glanz der vergangenen Jahre erstrahlen wird können steht in den Sternen – leider! Es geht da einfach nichts weiter, seit Jahren.
Ein grenzt fast an ein Wunder was Intendant Florian Krumpöck und seine „rechte Hand“ Nina Sengstschmid da zu Wege gebracht haben, zumindest in der Sommerzeit ein herrliches Programm a la „Sommerfrische in der guten alten Zeit“ anbieten im Rahmen des „Kultursommer Semmering“ , wo nicht nur der Festsaal im Prunkgebäude bespielt wird, sondern auch der davor errichtete Holz-Pavillion, wo zur selben Zeit dieses Wiener Lieder Nachmittags der Intendant mit Klaus Maria Brandauer „Eine Pilgerfahrt“ zu Beethoven“ unternahm. Kein Wunder, daß man vom und zum Auto gleich einen – gesunden – Spaziergang von eineinhalb Kilometern zu absolvieren hatte, wenn man, wie ich, im letzten Moment kommt…
Nun, es war ein erstklassiger, hochkarätiger Nachmittag, den Sebastian Holecek hier ablieferte! Begleitet wurde er am Klavier vom souveränen, kräftig in die Tasten greifenden, auch als Dirigent erprobten Jimmy Chang, der mit Walzerklängen – einmal „Wiener Blut“, einmal eine nur so dahin perlende Walzerfolge aus dem „Rosenkavalier“ – dem Solisten zu kurzen Pausen verhalf, die aber sehr organisch und passend in den Ablauf eingebunden waren. Der war vom Künstler ausgezeichnet „choreografiert“ worden – ja, das darf man auch sagen, da Holecek mit vollem Einsatz auch Tanzschritte wagte, fast möchte man sagen „halbszenisch“ agierte und schon so das Publikum in seinen Bann zog. Das rundete denperfekten Gesamteindruck des Konzertes ab – wobei allein schon sein mächtiger Bariton und die Kunst diesen in vielen Schattierungen einzusetzen genügt hätte um die – verdienten – Beifallsstürme zu erringen! Er spannte den Bogen vom „wienerischten aller Opernpartien“, dem Papageno Emanuel Schikaneders, bis zur heimlichen Wiener Hymne“ Wien, Wien nur du allein“, es kamen bekanntere und unbekannte Lieder aus dem unermeßlichen Schatz dieses Genres, unter anderem aus den Kremser Alben. Holecek hatte auch die Zwischentexte humorvoll ausgewählt, u.a. von Anton Krutisch und großartig interpretiert. Um endlich zur Stimme zu kommen: die strömt wie von selber, ohne Druck, geht mächtig auf, auch in der Höhe, ist vieler Nuancen fähig, ist technisch perfekt geführt und klingt frisch, unglaublich frisch sogar – nach doch einigen Jahren der Karriere! Er scheint am stimmlichen Höhepunkt zu sein, geniesst die interpretatorischen Möglichkeiten geradezu – es war exzellent. Rührend menschlich, daß er bei „Wann i amoi stirb“ tatsächlich danach einige Tränen aus seinem Gesicht wischen musste… „Honzo“ – sein Vater – Heinz Holecek , der unvergesene und unvergleichliche Meister dieses Genres hätte wohl seine Freude am „Buam“ gehabt, der tatsächlich seine Nachfolge angetreten hat – allerdings mit noch mehr Stimme, die man so rasch als möglich wieder in den großen Partien a la Jochanaan hören möchte!
Großer Jubel, als Zugabe kamen „die Engerln zu Besuch nach Wean“ – ein Teil davon war an diesem Nachmittag wohl auch am Semmering „gelandet“…
Michael Tanzler