Schwetzinger Festspiele: KOMA von G.F.Haas UA 27.5.2016
Copyright: Bärbl Hohmann
KOMA von Georg Friedrich Haas, Libretto Händl Klaus, ist die abschließende Oper einer ‚Todestrilogie‘ dieser beiden Autoren, deren 1.Teil ‚Bluthaus‘ und das mittlere Stück „Thomas“ auch bei den Schwetzinger Festspielen uraufgeführt wurden. Man war gespannt, wie Haas/Händl die Trilogie zu Ende bringen würde, da besonders beim zentralen ‚Thomas‘ ein langsames Sterben, dann aber unvorstellbares Wiedererwachen der Titelfigur, von seinem Lebenspartner in einem Hospiz begleitet, spannend und höchst theatralisch mit wirkungsmächtiger Musik in Szene gesetzt wurde. Wirkungsmächtig und durch Nahtode inspirierte Musik gelingt G.F.Haas teilweise auch wieder bei ‚Koma‘. Aber sonst ist die Oper als leider als “ Wurmfortsatz“ von ‚Thomas‘ zu bezeichnen, wenn sie auch versucht, mit spektakulären Mitteln zu arbeiten. So wird das Koma durch absolute Dunkelheit auf Bühne, im Orchestergraben sowie Zuschauerraum dargestellt, und das über ca. 3/4 der 2stündigen Aufführung hinweg. Dafür sind extra Abdecker des Notlichts eingestellt, die aber auch Leute, die so etwas nicht ertragen können, herausführen sollen. Beeindruckend, dass Dirigent Jonathan Stockhammer, das Orchester und die Solisten in so völligem Dunkel musizieren können. Bei diesen Dunkelphasen singt die Komapatientin Michaela von der rechten Seitenloge aus durchdringende Vokalisen (mit angenehmem Power-Sopran: Ruth Weber). Kurze Interpolation des eher schmalen Inhalts: Barbara ist einem eiskalten See verunfallt und liegt im Krankenhaus im Wachkoma. Ihre erweiterter Familienkreis ist um sie. Zwei Ärztinnen, die aber nichts für sie tun können und wie die Pfleger nicht singen, halten die Angehörigen an, mit Michaela auf verschiedene Weise zu „kommunizieren“. Dabei kommen auch frühere Familientragödien an die Oberfläche; der Zustand von Michaela ändert sich aber nicht, – offenes Ende.
Händl Klaus schreibt im Programmheft, die Inszenierung von Karsten Wiegand sei durch 3 Abstufungen strukturiert. Einmal das totale Dunkel, dann schattenrissartige Schwarz-weiß Strukturen, und 3.Realbühne. Von ‚Schattenrissen‘ ist aber von der Seitenloge aus eher nichts zu sehen, sondern es wird zwischendurch immer mal wieder der Blick auf eine Bühne frei, auf der in einem Vorraum die Angehörigen sitzen oder agieren, und ein hinterer Raum mit Krankenbett und den Ärztinnen. (Bb.: Bärbl Hohmann) Der hintere Raum wird durch eine schwarze Wand mit goldenem Bilderrahmen abgetrennt. Wenn die Wand sich gegen Ende öffnet, sie man ein Wohnzimmer mit Fenstern zum Schwetzinger Park hinaus. Vor der Bühnenrampe hängt ein durchsichtiger Gaze mit unerkennbarer Projektion, die sich ganz zum Ende als Michaela mit braunen langen Haaren herausstellt. Der halbstündige Schluss findet aber wieder im Totaldunkel bei uninspirierter Sphärenmusik und immer reingeraunten Michaela-Rufen statt.
Michaelas Tochter (stumm) wird von Stella Bohm gespielt. Der Counter Michael Gloger singt mit schreiender Tendenz Michaelas Mutter, sowie aber einfühlsam und in den Bariton changierend den Schwestermann Alexander. Diese Jasmin kann Lini Gong mit bestens getragenem gut timbriertem Sopran ausfüllen. Michaelas Mann ist Ekkehard Abele, dezidiert und gefasst mit prägnantem Gesang. Die Instrumente des SWR-Symphonieorchesters interpretieren farbenreich. – Im Juni wird KOMA noch 4x in Darmstadt gespielt.
Friedeon Rosén