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SCHLOSS ERKERSREUTH / Bayern: DIE ZAUBERFLÖTE als Open Air

16.08.2021 | Oper international

Mozarts Zauberflöten OpenAir auf Schloss Erkersreuth

Die Zauberflöte in Selb-Erkersreuth, 15.08.2021 - Tickets - regioactive.de

 Opera Classica Europa führt jedes Jahr einige Opern auf. So auch am 15. August 2021 im Schlosshof Erkersreuth. Zusammen mit der Stiftung Kulturerbe Bayern und den Förderverein Schloss Erkersreuth e.V. wurde dem Publikum für die Kulisse der Zauberflöte die Frontseite des Schlosses präsentiert. Es wundert nicht, dass gerade die Zauberflöte gewählt wurde. Sie ist eine die berühmtesten, meist gespielten und meist besuchten Opern in der Musikgeschichte.

Aber das Schloss verbindet noch mehr mit der Zauberflöte als man denkt. Seine Vorderseite ist ein würdiges Bühnenbild mit leicht morbidem Charme des Verfalls. Ein Blick hinter den Kulissen lohnt sich und dass nicht nur in rein visueller Hinsicht. Der Schlosssitz war zwar nicht der Tempel der Freimaurerloge aber sein Schlossherr Rosenthal hat nicht nur Porzellan entworfen und hergestellt, sondern auch das Schloss in einem Zimmer mit dem Sand der Sahara auslegen lassen, beschützt und behütet von einem echten Beduinenzelt.  Was will man mehr für einen Geist der Oper finden? Inspiration ist somit viel Vorhanden.

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Tempelszene aus der Zauberflöte. Foto: Schloss Erkersreuth

Es ist schon erstaunlich, wie wenig Bühnenbild und Ausstattung es bedarf, um eine gute Zauberflöte aufzuführen. Die Kostüme passten sich dem Bühnenbild und dem Schloss hervorragend an. Die Sänger*innen assoziierten teilweise den Eindruck von feinen Porzellanfiguren.

Keine Regie, die sich in den Vordergrund drängte, um Mozart neu zu interpretieren. Es bedarf Größe und Mut sich das zu wagen. So gelang es Michael Vaccaro auch, dass das Schloss das Publikum an diesem Abend einnahm und es in die Zauberflöte selbst entführte.

Musikalisch hatte Richard Rost keine leichte Aufgabe für nur eine Aufführung und mit einem äußert kleinem Orchester mit nur 14 Musiker*innen. Aber wie ein kleines musikalisches Wunder hat er die Musiker*innen des Orchesters „virtuosi brunenses“ aus Brünn zu einem großen Klangbild geführt, dass man so nicht erwarten konnte. Es hörte sich nicht klein oder unterbesetzt an, sondern erklingt mit einer Klangfülle, die man bei den Opern von Mozart gewohnt ist. Auch wenn Richard Rost unerwartete Hilfe der benachbarten Kirche erhält, dessen Uhrwerk passend zur „Stunde“ schlägt, was nicht besser geplant werden konnte.

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Szenenbild Monostatos (Martin Constantin) hält seine Begierde nicht im Zaum. Foto: Schloss Erkersreuth

Auch bei dieser kleinen Produktion kommt es natürlich auf die Sänger*innen an, die mit einer geschlossenen Ensembleleistung überzeugten. Im Ensemble sang Tamino Daniez Matoucek, Pamina Sona Godarska, Sarastro Jakub Eisa,  Sprecher Nejat Isik Belen, 1.Dame Eva Hartmann, 2. Dame Elena Lyamkina, 3. Dame Lucy Williams, Papagena und 3 Knabe Mariana Pedrozo, 1. Gehsrnischter Ilja Martin, 2. Geharnischter Nejat Isik Belen, 1. Knabe Ronja Bosshard sowie der 2. Knabe Christine Lindorf .

Besonders erwähnen und herausheben möchte ich Monostatos Martin Constantin, der mit kraftvoller Stimme und viel schauspielerische Überzeugung seine Begierde nach Pamina zum Ausdruck brachte, was man so selten sieht. Papageno Stefan Hagedorn war ihm ebenbürtig und brachte das Publikum das eine und andere Mal zum Lachen mit einer überzeugenden Anpassung an der Regionalität.  Spürbar unter die Haut ging mir aber die heikle und höchst virtuose Arie „Der Hölle Rache“ der Königin der Nacht, eiskalt und glockenrein von einer hinreißenden Diana Schnürpel vorgetragen. So eine Königin wünscht nicht nur ein Schloss, sondern auch so ein manches Opernhaus.

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Szenenbild: 1. Arie der Königin der Nacht (Diana Schnürpel). Foto: Schloss Erkersreuth

Zu Recht gab es einen langanhaltenden Applaus vom Publikum. Was das zahlreich erschienene Publikum erleben durfte, ist keine Selbstverständlichkeit, aber hatte eine spielerische Leichtigkeit, die nur von dem Herzen des Ensembles ausgehen konnte. Selbst das angekündigte schwere Gewitter lies die Zauberflöte im Schloss Erkersreuth verschont. Für einen gelungenen Sommerabend sorgte diese Aufführung!

Selb, den 16.08.2021

Carl Osch

 

 

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