Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

SCHINDELLEGI/ Schweiz/ Maihofsaal: DON PASQUALE „Oper auf Reisen mit dem Sinfonieorchester des Kantons Schwyz““

01.02.2020 | Oper

Gaëtano Donizetti: Don Pasquale, Sinfonieorchester des Kantons Schwyz: Oper auf Reisen, Maihofsaal Schindellegi SZ, Vorstellung: 01.02.2020

 (3. Vorstellung seit der Premiere am 25.01.2020)

Dottoressa Malatesta auf Reisen

Drei Jahre nach dem Pilot-Projekt mit „Cosi fan tutte“ hat das Sinfonieorchester des Kantons Schwyz eine zweite Ausgabe von „Oper auf Reisen“ gewagt. Und gewonnen!

Dirigent Urs Bamert und Regisseurin Barbara Schlumpf, auch wenn Flyer und Programmheft dem Sinfonieorchester die künstlerische Leitung zuschreiben, ein höchst praktikable Fassung von Donizettis Meisterwerk für eine Opera mobile erstellt. Die Gratwanderung zwischen Werktreue und Wille die Oper einem wenig opernerfahrenen Publikum zugänglich zu machen, gelingt hervorragend. Die kommentarlose (was das Programmheft angeht) Umwandlung von einem Dottore Malatesta in eine Dottoressa erfolgt ohne jegliche Bezüge zu Regietheater und Gender-Diskussion. Die Dottoressa fügt sich ins Stück ein, als habe es nie eine Dottore gegeben. Wer die Oper nicht kennt, wird kaum merken, dass hier etwas verändert wurde. Der Klang wird nicht wesentlich beeinflusst.

Das schlichte Bühnenbild (Licht und Bühne: Peter Scherz) der Produktion besteht aus vier hohen Wänden, jede einem der Protagonisten zugeordnet, mit aussagekräftigen Mustern. Don Pasquale‘s Tapete zeigt Streifen in gedeckten Farben: Die geordneten Bahnen, aus denen er ausbrechen möchte, aber nicht kann. Norina bringt Leben und frischen Wind: ihr Zeichen sind frische, farbenfrohe Sommerblumen. Ernesto ist, ganz Tenor, über beide Ohren verliebt, und so zieren Schmetterlinge seine Tapete. Das Symbol der Ärztin, die hier die Fäden in der Hand hält, und, wenn man so willl, auch Don Pasquale verarztet, ist natürlich das Rote Kreuz. Haben die Solisten nichts zu singen, so ziehen sie sich in ihre Wand zurück: es gibt also keine Störungen durch Auftritte und Abgänge. Die Bühne ist so frei für das intensive Schauspiel der Sänger.

Das «Sinfonieorchester Kanton Schwyz», 2004 als «Sinfonieorchester Ausserschwyz» und seit 2014 unter dem aktuellen Namen tätig. Der Klangkörper setzt sich aus Berufsmusikern, Musikstudenten und begeisterten, vielfach jungen Liebhabermusikern zusammen und konzertiert unter der Leitung seines Dirigenten Urs Bamert in einem Zyklus von jährlich drei bis vier Konzertsessionen.

Das Orchester musiziert, von einigen wenigen Wacklern abgesehen, einen hervorragenden Donizetti. Die Positionierung hinter den Protagonisten und einem dünnen Vorhang für die Übertitel stellt kein Problem dar.

Bildergebnis für oper auf reisen don pasquale
Foto: „Oper auf Reisen“

Die Krone des Abends gebührt auf jeden Fall Stephanie Ritz und ihrer Interpretation der Norina. Mit einer tragfähigen, hervorragend sitzender Stimme und enormen schauspielerischem Talent, gibt sie eine Norina, die auch auf grossen Bühnen bestehen könnte. Herausragende Momente sind ihr Auftritt als Sofronia und das Entsetzen einen Mann heiraten zu sollen oder natürlich der Moment nach der Heirat, wo sie beginnt den Haushalt von Don Pasquale umzukrempeln. Christian Hilz singt einen tadellosen Don Pasquale und überzeugt mit seiner Technik und komödiantischem Talent. Perfekt gelingen die schnellen Passagen im Duett mit der Dottoressa. Michaela Unsinn lässt als Dottoressa Malatesta einen gut geführten Mezzo hören. Wie die anderen Solisten auch, überzeugt mit einer Interpretation fernab jeglicher Mätzchen und Übertreibungen. Oleg Sopunov als Ernesto hat leider nicht seinen besten Abend erwischt. Die Stimme klingt durchgehend schwach und verschattet und in seiner grossen Szene bleibt ihm dann gleich mehrfach der Ton weg. Amedeo Eichelberg ergänzt als Notar das Ensemble.

Ein wunderbar vergnügsamer Abend!

Weitere Aufführungen:

02.02.2020, 17.00, Maihofsaal, Schindellegi
08.02.2020, 17.00, Stadtsaal Kreuz Jona, Rapperswil-Jona
09.02.2020, 17.00, Stadtsaal Kreuz Jona, Rapperswil-Jona

01.02.2020, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken