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Santiago de Chile: 17. Jahreskonferenz der Ópera Latinoamérica – OLA mit Premiere „Der fliegende Holländer“ vom 17.-20. November 2024

27.12.2024 | Themen Kultur

Santiago de Chile: 17. Jahreskonferenz der Ópera Latinoamérica – OLA mit Premiere „Der fliegende Holländer“ vom 17.-20. November 2024

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Foto: Klaus Billand

 Theater und nachhaltige Entwicklung

 Ópera Latinoamérica (OLA) ist eine gemeinnützige Organisation und das größte Theaternetzwerk Lateinamerikas, das mehr als 45 Theater, Festivals, Opernhäuser und andere Disziplinen vereint. Es besteht aus Institutionen aus Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, Spanien, Mexiko, Peru, der Dominikanischen Republik, Uruguay und Venezuela.

Sein Zweck ist die Förderung der Theatertätigkeit und der klassischen darstellenden Künste im iberoamerikanischen Raum. Zu seinen Haupttätigkeits-Schwerpunkten gehören die Schaffung von Netzwerken, die Förderung von Innovation, digitaler Kommunikation, Internationalisierung und sozialer Wirkung, der Austausch bewährter Verfahren und assoziative Produktion.

Bei der 17. Jahreskonferenz in Santiago de Chile ging es um das Thema „Theater und nachhaltige Entwicklung“ („Teatros y Desarrollo Sostenible“): Artikulation, Innovation und Führung. Einer der thematischen Schwerpunkte lief dabei unter dem Titel „Modelle der Artikulation und Zirkulation“. Der erste thematische Block behandelte die üblichen Praktiken der künstlerischen Zirkulation von Festspielen, Theatern und Kompagnien, zu dem sich weitere Aspekte gesellten, wie die Zirkulation von Ideen sowie die Schaffung von kreativen Kanälen mit dem Ziel, Artikulations-Modelle zu fördern, die ein virtuelles Ökosystem für Innovation, Ausführung und die lokale Entwicklung begünstigen.

Im zweiten Schwerpunkt wurden Formen der öffentlich-privaten Artikulation diskutiert, welche die Entwicklung von Modellen zu nachhaltigem wirtschaftlichen Management in den Kultur-Organisationen fördern.

„Kultur schreitet durch Menschen voran, nicht nur durch Organisationen“ war einer der Sätze, der während der Vorträge, Panels, Workshops und gemeinsamer Arbeit im Programm der 17. OLA-Jahreskonferenz mit dem Titel „Theater und nachhaltige Entwicklung“ präsent war.

Der spanische Akademiker, Forscher und Philosoph José María Lassalle eröffnete die Konferenz mit einer Keynote über die Rolle der darstellenden Künste in einer Welt nach der Pandemie. Lassalle ging auch auf künstliche Intelligenz (KI) als Werkzeug und Phänomen ein, das neue Modelle von Bildung und Governance fördert.

Auf der Konferenz wurde der Vorstand gebildet, der die OLA für die nächsten drei Jahre leiten wird. Der Vorsitz der aus neun Institutionen bestehenden Einheit oblag dem Teatro Municipal de Santiago, vertreten durch seine Generaldirektorin Carmen Gloria Larenas.

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Generaldirektorin Carmen Gloria Larenas. Foto: Klaus Billand

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Teilnehmer. Foto: Klaus Billand

Mehr als 100 Vertreter von Theatern, Unternehmen, Festivals und Kulturinstitutionen aus Lateinamerika und der Karibik, Nordamerika, Europa und Asien nahmen an der Konferenz teil.

Es wurde ein neues Treffen des Frauenforums abgehalten, einem Raum, der auf der vorherigen OLA-Konferenz in Manaus, Brasilien, mit dem Ziel geschaffen wurde, weibliche Führungsqualitäten im Theater- und Lyrikbereich der Region zu unterstützen und zu fördern.

Ein Tanzforum wurde gegründet, dessen Ziel es auch ist, einen Raum für Gespräche, Inspiration und Austausch zwischen Fachleuten aus der Region, Unternehmensleitern und Schulen zu schaffen.

Zwei Kommissionen wurden auf der Konferenz ins Leben gerufen: die Kommission für künstliche Intelligenz (KI), in der die Theater zusammenarbeiten werden, um die verschiedenen von der KI angebotenen Instrumente zu nutzen, um eine höhere Effizienz bei Kreativitäts- und Managementprozessen zu erzielen, sowie die Bioceanic Corridor Commission, die den Aufbau eines Arbeitsnetzwerks zwischen den Theatern des Organisation ermöglicht, die sich entlang der Trasse dieses Korridors befinden.

Die auf der 17. Jahreskonferenz der OLA diskutierten Themen und Ideen werden in einer gemeinsamen Veröffentlichung von OLA, CAF – Entwicklungsbank Lateinamerikas und der Karibik sowie der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) wiedergegeben werden.

Artikulation- und Zirkulationsmodelle

Einer der Wege zu einer nachhaltigen Entwicklung ist die Schaffung neuer Netzwerke und Kooperations-Allianzen, die das Kulturmanagement, die Widerstandsfähigkeit künstlerischer und kultureller Institutionen sowie die Innovation und Diversifizierung der Kreativwirtschaft stärken.

Dies spiegelte sich in den verschiedenen Panels wider, die das Modul „Modelle der Artikulation und Zirkulation“ präsentierte und an denen nicht nur Theater, Unternehmen und Festivals teilnahmen, die mit OLA verbunden sind, sondern auch Finanzierungs- und Förderorganisationen wie CAF – Development Bank of Latin America und die Karibik; die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB), sowie Corfo oder Codelco.

Kreativität und Innovation„Oper ist eine hervorragende Plattform für die Entwicklung neuer Technologien, das war schon immer so, und ich denke, das wird auch in Zukunft so bleiben“, sagte Lauri Pokkinen, Manager für Außenbeziehungen der Finnischen Nationaloper und des Finnischen Nationalballetts – FNO.

Dieser fruchtbare Boden für die Oper, neue Wege zu einer nachhaltigen Entwicklung zu schaffen, sie aufzuzeigen und weiterzuentwickeln, wurde im zweiten Modul der Konferenz thematisiert, das speziell auf Kreativität und Innovation ausgerichtet war.

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Teilnehmer:  Foto: Klaus Billand          
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Teilnehmer:  Foto: Klaus Billand          

Adaptive Führung

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung im Management von Theatern, Festivals, kulturell orientierten Unternehmen und künstlerischen Organisationen erweist sich die menschenzentrierte Führung als unverzichtbarer Leitfaden, insbesondere in einem zunehmend durch neue Technologien vermittelten kulturellen Umfeld. Der langjährige und 2025 sein Mandat beendende Präsident von Opera America, Marc Scorca, präsentierte zu diesem Thema sehr interessante Modelle im Rahmen von Führungsprogrammen, die in den USA und Kanada implementiert werden und vor allem auf nachhaltige Teamarbeit setzen. Sie können Wege in eine Zukunft guter Führung aufzeigen.

Auf der Konferenz fand auch ein neues Treffen des Frauenforums statt, ein Raum, der auf der vorherigen 16. OLA-Konferenz 2024 in Manaus mit dem Ziel geschaffen wurde, weibliche Führungsqualitäten im Theater- und Lyrikbereich der Region zu unterstützen und zu fördern.

Die 17. Jahreskonferenz der Organisation Latinoamérica war ein gutes und relevantes Treffen in der noch relativ jungen Geschichte der Organisation. Es ist zu erwarten, dass institutionelle und persönliche Kontakte und auch einige konkrete Kooperationen weiter zunehmen werden, wie die vielen Gespräche am Rande der Konferenz erahnen lassen. So können diese jährlichen Meetings zu einer Verdichtung des Opern-Netzwerks in Lateinamerika, auch mit europäischer und nordamerikanischer Beteiligung, beitragen. Nicht zuletzt deshalb wird die 18. Jahreskonferenz der OLA 2025 in Valencia, Spanien, stattfinden.    

Gleich am Eröffnungstag der Konferenz fand im Teatro Municipal de Santiago de Chile, in dem auch die Konferenz abgehalten wurde, die Premiere einer Neuinszenierung des „Fliegenden Holländer“ von Richard Wagner in der Inszenierung des Argentiniers Marcelo Lombardero statt. Er inszenierte das Stück als eine intensive Seemanns-Story, auch im Hinblick auf Tatsache, dass das Meer in Geschichte und Mythologie Chiles eine große und stets präsente Rolle spielt. Immerhin hat das Land auf seiner gesamten Nord-Südausdehnung eine etwa 4.500 km lange Küste mit dem Pazifik. Meine Rezension der Premiere und 1. Reprise befindet sich im online merker weiter unten.                   

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Teilnehmer:  Foto: Klaus Billand                                     

Klaus Billand                                                                                                            

 

 

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