DIE „WIENER WOHNZIMMEROPER“ IN SALZBURG: KÖSTLICHE „SERVA PADRONA“ (22.7.2017)
Es sind wohl die großen „Kaliber“ wie „Jedermann“ mit Tobias Moretti oder „Aida“ mit Anna Netrebko, die als Maßstab der Salzburger Festspiele herhalten. Dabei übersieht man oft die Fülle der Angebote, die unter dem Titel „Nachwuchsförderung“ gedeihen.
Ein mehr als gelungenes Beispiel war die Aufführung der „La Serva Padrona“ von Giovanni Battista Pergolesi. Dieses Opern-Intermezzo aus Neapel aus dem Jahr 1730 führt geradewegs zu Cosi fan tutte oder Babier von Sevilla. Es sind nur zwei Sänger ( + einer stumme Rolle) nötig, sowie ein Mini-Orchester und ein Dirigent. Also maßgeschneidert für die „Wiener Wohnzimmeroper, die 2010 mit dem Menotti-Einakter „Das Telephon“ startete. Nun in Salzburg erhielt diese Truppe unter der Regie von Sigrid Tschiedl die Chance, die berühmte Kurzoper während des Straßenfestes zweimal zu präsentieren. Als Ort der „Magd als Herrin“ wurde ins noble Palais Kuenburg geladen, schließlich benötigt eine „Wohnzimmeroper“ einen Salon für mindestens 100 Zuschauer. Jedenfalls war die Nachfrage größer als die Platz-Kapazität der beiden Vorstellungen. Und die Zustimmung der Raritäten-„Jäger“ war groß.
Die beiden Hauptdarsteller – Uberto und Serpina – waren mit dem Ehepaar Alexander Puhrer (Bariton) und Teresa Sophie Puhrer (Sopran) sehr wirkungsvoll besetzt. Guter Vortrag, exzellentes Spiel. Man versteht jedenfalls sehr rasch, warum sich der Junggeselle Uberto so rasch von seiner „Dienerin“ einwickeln lässt. Diesem Charme ist eben auch kein „Griesgram“ gewachsen. Eine Augen-und Ohren-Weide. Toll auch die stumme Rolle die „Konkurrentin“ Vespina – Verena Leitner, die am Ende zu einem Knalleffekt führt. Denn diese „Serva padrone“, die in Deutsch geboten wird, endet mit einem Doppel-Giftmord – offenbar auf Grund permanenter Unterdrückung!
Mitentscheidend für den großen Erfolg war jedoch das einfühlsame Dirigat von David Holzinger, der seit 2 Jahren Assistent von Gustav Kuhn in Erl ist. Der hochgewachsene junge Mann vermittelt mit 8 (!) Musikerinnen und Musikern der „Wohnzimmeroper“ das Gefühl der „familiären Geborgenheit“ und der künstlerischen Deutung. Man wünscht sich, dass diese „La Serva Padrona“ auch in Wien gezeigt wird. Und man ist auf die Fortsetzung gespannt.
Peter Dusek