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SALZBURG/ Osterfestspiele: LOHENGRIN von Salvatore Sciarrino

16.04.2017 | Oper

SALZBURGER OSTERFESTSPIELE: „LOHENGRIN“ von Salvatore Sciarrino – 9.4.2017


Anna Maria Sun. Foto: Barbara Zeininger

 Nach der prachtvollen „Walküre“-Aufführung zu Beginn der heurigen Salzburger Osterfestspiele stand am nächsten Tag in der Großen Universitätsaula die Kammeroper „Lohengrin“ des italienischen Komponisten Salvatore Sciarrino (geb. 1947 in Palermo) auf dem Programm. Diese „Unsichtbare Handlung für Solistin, Instrumente und Stimmen“ – so der Untertitel des Werks, dessen Libretto der Komponist nach Jules Laforgue verfasste – wurde mit Lamento della Ninfa von Claudio Monteverdi gekoppelt.

Salvatore Sciarrino, der als Wunderkind galt, beschloss im Alter von 12  Jahren, Komponist zu werden, und gab mit 15 das erste Konzert mit seinen Werken. Bereits mit 19 Jahren schloss er sein Studium an der Universität in Palermo ab. In einem Artikel über den Komponisten schrieb  die Musik-Pädagogin Lorina Mattern u.a.: „Er vergleicht Musik gerne mit Licht und Luft. So langsam und schleichend, wie sich eine Lichtstimmung verändert, entwickelt sich auch seine Musik. Es passiert nicht viel in seinen Stücken, aber was passiert, ist von größter Intensität.“

 Die etwa einstündige Kammeroper „Lohengrin“ zeigt –  wie das Programmheft erläutert –  „das Heraufbeschwören der inneren Natur“ des jungen Mädchens Elsa, dessen Launenhaftigkeit und Unreife sich bis zum Wahnsinn entwickelt. Sieht Elsa in Wagners Lohengrin ihren Ritter kommen? Oder hat der Ritter sie bereits wieder verlassen? Es sind nur zwei von vielen Fragen, die sich das Publikum während des Ein-Personen-Stücks stellt. Die Musik, die ganz leise beginnt und meist nur atmosphärische Töne bietet, wird erst gegen Schluss klangvoller, als Elsas Wahnsinn voll ausbricht.

In der Inszenierung von Michael Sturminger bietet die junge deutsche Sopranistin Sarah Maria Sun eine Glanzleistung, wobei auch die gute Personenführung des österreichischen Regisseurs zum Tragen kommt. Sie spielt ihre Rolle als Elsa in jeder Szene fast beängstigend realistisch – und wird am Schluss berechtigterweise vom Publikum mit minutenlangem Jubel gefeiert.

Den Herrenchor bildeten der chinesische Tenor Shan Huang, der Salzburger Bariton Rupert Grössinger und der russische Bass Alexander Voronov. Das Ausstattungsteam donmartin supersets (für Bühne und Kostüme) bildeten Renate Martin und Andreas Donhauser. Das wichtigste Requisit auf der Bühne war ein großes weißes Bett, Elsas Kleidung bestand aus einem schwarzen Hemdchen und einem schwarzen Höschen und in einer kurzen Szene aus einem weißen Hochzeitskleid, das sie verträumt an sich hält.

Das in Salzburg beheimatete œnm . österreichisches ensemble für neue musik – es hat sich im Laufe von über 40 Jahren als eines der führenden Ensembles für zeitgenössische Musik etabliert – wurde vom Mainzer Dirigenten Peter Tilling sehr einfühlsam geleitet. Es gelang ihm, dem Publikum auch die leisesten Töne zu Gehör zu bringen.

Am Schluss großer Jubel für die Sopranistin und starker Beifall für den Chor sowie das Orchester und seinen Dirigenten.             

Udo Pacolt

 

 

 

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