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SALZBURG/ Museum: GROSSES WELTTHEATER – JUBILÄUMSAUSSTELLUNG „100 JAHRE SALZBURGER FESTSPIELE“

17.08.2020 | Ausstellungen


Vor dem Eingang. Foto: Heinrich Schramm-Schiessl

GROSSES WELTTHEATER – JUBILÄUMSAUSSTELLUNG „100 JAHRE SALZBURGER FESTSPIELE“ – bis 31.10.2021 (Salzburg-Museum)

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Wenn eine bedeutende Institution wie die Salzburger Festspiele ihr hundertjähriges Jubiläum feiert. so gibt es natürlich auch eine Austellung, die – aus meiner Sicht – in erster Linie die Geschichte aufarbeitet. Doch dazu später.

Bereits vor 10 Jahren, zum 90-jährigen Jubiläum, hat es im „Salzburg-Museum“ am Mozart-Platz eine sehr,interessante Ausstellung gegeben, die sich sehr ausführlich mit eben dieser Geschichte befasste. Da diese szt. als „Vorlauf“ für die große Jubiläumsausstellung 2020 bezeichnet wurde, hat man sich eigentlich Größeres, insbesonders in Hinblick auf die Geschichte erwartet. Dem ist allerdings nicht so.


Installation „Bühnenraum“. Foto: Heinrich Schramm-Schiessl


Modelle von Festspielhäusern. Foto: Heinrich Schramm-Schiessl


Bühnenbildmodell Don Giovanni 1953.Foto: Heinrich Schramm-Schiessl

Ein ziemlich breiter Raum wird einem sogenannten „Dialog mit den Salzburger Festspielen“ eingeräumt. Hier werden in 10 Räumen, verschiedene Themen im Zusammenhang mit den Festspielen abgehandelt, z.B. die immer wieder gestellte Frage, was Salzburg ohne die Festspiele wäre. Zentrales Schaustück ist ein großer Tisch mit den Modellen verschiedener geplanter aber – man muss sagen glücklicherweise – nicht realisierter Festspielhäuser. Weitere Räume betreffen u.a. frühere Visionen von Festspielen in Salzburg, weiters die Bedeutung von Max Reinhardt, ohne den die Festspiele nicht denkbar wären und die „Stadt als Bühne“. in dem ein Überblick über die verschiedenen Spielstätten einst und jetzt gegeben wird.

Dies alles nimmt einen ziemlich großen Raum ein, während die Darstellung der eigentlichen Festspielgeschichte auf einen im Verhältnis dazu kleineren Bereich eingeschränkt ist.


Bühnenbild „Rosenkavalier“ (2.Akt)-Eröffnungsvorstellung Gr. Festspielhaus. Foto: Heinrich Schramm-Schiessl

Diese Festspielgeschichte wird in Jahrzehntsprüngen abgehandelt. In  10 Boxen werden signifikante Ereignisse der einzelnen Jahrzehnte herausgehoben, wie z.B. in dern 60er-Jahren die Eröffnung des Großen Festspielhauses. Begleitet wird diese Zeitreise von Bühnenbildmodellen, Kostümen und Requisiten aus verschiedenen Produktionen. Allerdings ist die Auswahl eher willkürlich getroffen worden. Es fehlen doch einige wichtige Dinge, wie z.B. das Krönungskostüm des „Boris“ aus der „Boris Godunow“-Produktion von 1965.

Positiv anzumerken ist, dass diese Darstellung der Festspielgeschichte objektiver ausgefallen ist, als jene in der gleichnamigen Fernsehdokumentation vom 1. Aujgust 2020, in der zwar die Zeit vor dem 2. Weltkrieg in der geboternen Ausführlichkeit behandelt, aber die Jahrzehnte nach dem Krieg mehr als einseitig dargeboten wurden. Da wurde in großer Ausführlichkeit die Rolle Gottfried von Einems als angeblichen Wiedererwecker der Festspiele geschildert und zum wiederholten Mal behauptet, dass er einer Intrige zum Opfer gefallen sei. Daß er sich durch seinen Versuch, Berthold Brecht auf nicht ganz legale Weise die österreichische Staatsbürgerschaft zu verschaffen, selbst aus dem Spiel genommen hat, wurde mehr oder weniger in Abrede gestellt. Danach ging man fast nahtlos zu Gerard Mortier über, der die Festspiele angeblich fit für das 21. Jahrhundert gemacht hätte. Die dazwischen liegenden Jahrzehnte, in denen Herbert von Karajan verantwortlich war und in denen die Festspiele durch das Engagement fast aller bedeutender Dirigenten, Regisseure, Sänger und Schauspieler dieser Zeit erst jenen Weltruhm erworben haben, der sie heute (noch) auszeichnet, wurde verschwiegen und diese Jahre auf den Jet-Set und den Glamour der Yellow-Press reduziert.

Ergänzend sei noch erwähnt, dass im Hof des Museums ein Modell der ersten Jedermannbühne aufgebaut ist und es auch einen Kinsosaal gibt, in dem Ausschnitte von Film- und Fernsehrproduktionen verschiedener Festspielaufführungen geboten werden.

Grundsätzlich kann man die Ausstellung als geglückt betrachten, auch wenn es wünschenswert gewesen wäre, der Historie mehr Platz einzuräumen.

Heinrich Schramm-Schiessl

 


Bühnenbildmodell Boris Godunow 1965. Foto: Heinrich Schramm-Schiessl


Karte der Eröffnungsvorstellung des Gr. Festspielhauses v. 26.7.1960
Jedermannbühne 1920, etc. Foto: Heinrich Schramm-Schiessl


Einer unserer Vorgänger (datiert 1918). Foto: Heinrich Schramm-Schiessl

 

 

 

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