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SALZBURG/ Maionettentheater/ Mozartwoche: DIE GÄRTNERIN AUS LIEBE von Wolfgang Amadé Mozart. Premiere

28.01.2025 | Oper in Österreich

SALZBURG/MOZARTWOCHE/MARIONETTENTHEATER: DIE GÄRTNERIN AUS LIEBE von Wolfgang Amadé Mozart

 am 25.1.2025 (Premiere)

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Foto: Bernhard Müller

 Aus unerfindlichsten Gründen wird „ La finta Giardiniera“, ein „dramma giocoso“ des 18jährigen Mozart, nur ganz ganz selten gespielt. Dabei ist es ein frühes Meisterwerk, das nicht allein ein geniales Libretto und absolut originäre Musik besitzt, sondern auch in vielen Aspekten „in nuce“ bereits auf spätere Opern wie Le Nozze di Figaro und Don Giovanni verweist.

Das (wahrscheinlich von Giuseppe Petrosellini stammende) hochpoetische und raffinierte Libretto ist, noch ganz in der Tradition des Barock, sehr darauf bedacht, alle handelnden Personen durch vorgetäuschten Tod, Angst vor Hinrichtung, totale emotionale Verwirrung und kompletten Identitätsverlust bis an die Grenze ihrer seelischen Belastbarkeit, ja sogar in den Wahnsinn zu treiben, mischt aber die seria-Struktur errfischenderweise mit buffo-Elementen (nicht zuletzt, weil die Giardiniera – mit großem Erfolg – zum Fasching in München uraufgeführt wurde). Mozarts Musik ist (etwa im Gegensatz zu La finta semplice) bereits sehr gereift und erwachsen. Einige seiner genialen Einfälle (z.B. die vielsprachige Liebesarie) findet man erst wieder bei Rossini (Don Profondo!) wieder. Und der letzte Akt (Ich-Verlust, Partnertausch, heller Wahnsinn) ist überhaupt eine (vielleicht noch extremere) Vorwegnahme des letzten Figaro-Aktes…

Zum 50jährigen Jubiläum der legendären Inszenierung der „Gärtnerin aus Liebe“ (wie es etwas unpräzise auf Deutsch heisst) in den Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen mit den Kostümen von Marie-Louise Walek hat sich das Salzburger Marionettentheater anlässlich der Mozartwoche dieses Juwels erneut angenommen. Und die Premiere war, um es gleich vorwegzunehmen, eine der sternstundigsten Sternstunden dieses an Sternstunden (Orfeo, Alexanderfest, C-Moll Messe etc.) überreichen heurigen Eröffnungswochenendes.

Siemssens an Watteau angelehntes Wandelpanorama aus viele Meter langen bemalten Gobelintüll ist nicht anders als genial zu nennen, die neuen deutschen, von Schauspielstudenten des Mozarteums live vorgetragenen, Zwischentexte von (Regisseur) Philippe Brunner und Philipp Schmidt sind, wenn auch gelegentlich ein wenig zu nassforsch, sehr frisch und lebendig , und die eingespielte (italienische) Aufnahme von René Jacobs ist ohnehin überhaupt im Musikhimmel angesiedelt.

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Foto: Bernhard Müller

Man könnte sich diese Marionettentheater-Gärtnerin x-mal hintereinander anschauen, so ein überwältigender zauberhafter Zauber geht von ihr aus.

Wenn man sich etwas wünschen dürfte, wäre es nur, dass ein „echtes“ Theater (Landestheater? Festspiele??) genau diese Inszenierung in genau diesen Bühnenbildern mit genau diesen Kostümen, aber mit menschlichen Sänger/innen 1:1 übernimmt – auch oder gerade weil diese magische Ästhetik der derzeit totalitär vorherrschenden Inszenierungsmoden auf das Schönste und Herrlichste zuwiderläuft…

Wünschen wird man ja wohl noch dürfen…

 Robert Quitta, Salzburg

 

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