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SALZBURG/ Landestheater: VIVA LA DIVA von Gaetano Donizetti. Neufassung einer Opera buffa

24.02.2020 | Oper


George Humphreys, Anne-Fleur Werner mit Schoßhündchen und Samuel Pantcheff  (Foto: Tobias Witzgall)

Neufassung einer Opera buffa in Salzburg: „Viva la Diva“ von Gaetano Donizetti (Vorstellung: 23. 2. 2020)

Am Salzburger Landestheater wird zurzeit unter dem Namen „Viva la Diva“ eine Neufassung der zweiaktigen Opera buffa Viva la Mamma von Gaetano Donizetti gespielt, deren Uraufführung im Jahr 1831 in Mailand stattfand. Sie wiederum fußt auf der einaktigen  Farsa Le convenienze ed inconvenienze teatrali, die erstmals 1827 in Neapel nach einem Text von Antonio Simeone Sografi aufgeführt und am Opernhaus Zürich 2012 in einer vielbeachteten Inszenierung von Martin Kušej, des jetzigen Burgtheater-Direktors, gespielt wurde.

Diese köstliche Parodie auf den zeitgenössischen Opernbetrieb ist in Salzburg ein Bilderbogen aus einzelnen Szenen – zusammengehalten von einem Handlungsgerüst, einer hochdramatischen Opera lunatica mit dem Titel Romolo ed Ersilia des Komponisten Galliano Dozzinezzi nach einem Text von Pietro Metastasio. Am Schluss zieht der Operndirektor angesichts der Dramen, Intrigen und Komödien mitten im größten Chaos sein eigenes Resümee: „Ich bin im Irrenhaus gelandet.“

Zur Entstehung dieser Aufführung wird im informativen Programmheft festgehalten, dass „es erstaunlich ist, wie viele der Witze oder Anspielungen sich während der letzten 250 Jahren nicht geändert haben“. Ein weiteres Zitat aus dem Artikel von Andreas Fladvad-Geier: „Die Musik aus ‚Viva la Diva‘ entstammt unterschiedlichen Fassungen von ‚Le convenienze‘, denn Donizetti hatte im Laufe der Jahre immer wieder zusätzliche Nummern für neue Aufführungen geschrieben. Gerade die Ensembleszenen der Oper gehören mit zum Besten, was Donizetti für dieses Genre komponiert hat. Und ‚Le convenienze‘, das am Ende der frühen Schaffensphase von Donizetti steht, weist in vielen Aspekten bereits auf sein späteres Schaffen hin.“

Der Autor dieses Beitrags im Programmheft hat gemeinsam mit Stephen Medcalf die neue Fassung der Oper Viva la Diva geschrieben. Und dies mit sehr humorvollen Texten, wie ein Beispiel zeigen möge: In der ersten Szene – noch vor geschlossenem Vorhang – findet ein Vorsingen zweier Sängerinnen und eines Tenors statt, wobei die Sopranistin gebeten wird, keine Arie von Mozart zu bringen: „Das käme in Salzburg gar nicht gut an!“ Man kann jedenfalls festhalten, dass die Inszenierung von Stephen Medcalf beim Salzburger Publikum sehr gut gefiel, wie auch der oftmalige Szenenbeifall bewies.    

 Für die teils opulent wirkende Bühnengestaltung und die ansprechenden Kostüme zeichnete Yannis Thavoris verantwortlich, für die gelungene Choreographie Kate Watson. Die Einstudierung des oftmals humorvoll agierenden Chors lag in den Händen von Ines Kaun.

Dem großen Sängerensemble und den Schauspielern gelang es, auch bei der Darstellung der Rollen sehr humorvoll zu agieren. Exzellent der britische Sänger George Humphreys in der eigentlichen Hauptrolle der Mamma Agata, der Mutter der Luisa, die der Komponist für eine Baritonstimme geschrieben hatte. Er bot in jeder Szene eine komödiantische Leistung, die das Publikum immer wieder zum Lachen reizte. Tochter Luisa, die zweite Primadonna, wurde von der kroatischen Sopranistin Tamara Ivaniš gleichfalls mit viel Komik gesungen und gespielt.


Komische Szenen wie diese gab es einige zu sehen (Foto: Tobias Witzgall)

Als Erste Primadonna mit dem Namen Corinna von und zu Hochkrähenstein war die attraktive deutsche Sopranistin Anne-Fleur Werner mit Schoßhündchen zu bewundern, ihren Ehemann Sergej Prokoloff, der dem Theater zu einem zahlungskräftigen Sponsor verholfen hat, gab recht eindrucksvoll der litauische Bass Raimundas Juzuitis. Die Nebenbuhlerin der Primadonna mit dem Namen Dorottya, die von einer ruhmreichen Zukunft träumt, wurde von der ungarischen Mezzosopranistin Zsófia Mózer blendend gespielt. Humorvoll agierten auch der ukrainische Bariton Yevheniy Kapitula als gestresster Theaterdirektor, der Bariton Samuel Pantcheff in der Rolle des Regisseurs, der sich zu Höherem berufen fühlt, und der brasilianische Tenor Gustavo Quaresma als junger Sänger, dem die Stimme bereits beim Vorsingen zu versagen drohte.       

Zu nennen sind auch der burgenländische Tenor Franz Supper in der Rolle des Inspizienten, der deutsche Tenor Alexander Hüttner als oft verzweifelter Dramaturg und Souffleur sowie die Litauerin Birutė Ramonaite als Regieassistentin und die Südkoreanerin Eunjung Lee als Korrepetitorin, die alle ihren Anteil am Erfolg dieser Opernproduktion haben.

Ebenso wie der in Heidelberg geborene Dirigent Gabriel Venzago, seit kurzem Erster Kapellmeister am Salzburger Landestheater, der mit dem Mozarteumorchester Salzburg die köstliche und oft witzige Partitur des Komponisten wunderbar zur Geltung brachte und dazu noch auf der Bühne den Dirigenten Sir Ned Cloar zu spielen hatte.

Udo Pacolt

 

 

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