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SALZBURG/ Landestheater: „STORMY INTERLUDE“ von Max Brand

01.06.2016 | Oper

Sehenswerte Opern-Ausgrabung in Salzburg: „Stormy Interlude“ von Max Brand im Landestheater (Vorstellung: 31. 5. 2016)

Das Salzburger Landestheater bot mit der Erstaufführung der einaktigen Oper „Stormy Interlude“ des österreichischen Komponisten Max Brand eine kleine Opernsensation. Schon die Vorankündigung des Theaters, die „Musikdirektorin Mirga Gražinyté-Tyla habe das handschriftlich im Nachlass der Wienbibliothek erhaltene Werk entdeckt und auf den Spielplan gehoben“, machte neugierig.

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Mona (Hannah Bradbury) lebt auf, als ein Fremder (Jason Cox) plötzlich auftaucht (Foto: Anna-Maria Löffelberger)

Max Brand (geb. 1896 in Lemberg, gest. 1980 in Langenzersdorf) übersiedelte 1907 mit seinen Eltern nach Wien und studierte ab 1919 Komposition bei Franz Schreker (zuerst in Wien, ab 1921 in Berlin). 1924 kehrte er nach Wien zurück, wo er durch Schönbergs Musik stark geprägt wurde. Seine erfolgreichste Zeit erlebte er in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Mit großem Erfolg wurde 1929 seine Oper Maschinist Hopkins in Duisburg uraufgeführt. 37 Bühnen brachten das Werk danach zur Aufführung! 1938 musste Max Brand vor den Nazis fliehen und kam über Prag in die Schweiz und von dort nach Brasilien, 1940 emigrierte er in die USA, wo er bis 1975 lebte. Er wirkte dort als Leiter einer Theatergesellschaft und war Vizepräsident der „American League of Authors and Composers from Austria“. Am 23. Mai 1944 wurde sein szenisches Oratorium The Gate an der Metropolitan Opera in New York uraufgeführt. Im Jahr 1975 kehrte Max Brand nach Österreich zurück, wo er sich vor allem der elektronischen Musik widmete und 1980 als ein in Österreich weitgehend unbekannter Komponist starb.

„Stormy Interlude“ ist die letzte Oper des österreichischen Komponisten, die er 1955 im amerikanischen Exil schrieb. In Salzburg wird sie in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln gezeigt. Die Handlung spielt in einem einsamen Gasthaus in den Bergen von Nordamerika. Ihr Inhalt in Kurzfassung: Mona, die von ihrem Leben mit ihrer alkoholabhängigen Mutter gelangweilt ist, erlebt ein stürmisches Intermezzo, als in einer regnerischen Novembernacht plötzlich ein Fremder in der Tür steht, der genau wie sie zu empfinden scheint. Schon bald erliegt Mona seinem Charme. Als zwei Polizisten, darunter Monas Verlobter Elmer, den Fremden als landesweit gesuchten Verbrecher entlarven, wird er verhaftet – und Monas langweiliges Leben beginnt von Neuem…

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Im zweiten Teil der Oper wird Mona (Hannah Bradbury) von zehn Verbrechern bedroht (Foto: Anna-Maria Löffelberger)

Regisseurin Amélie Niermeyer hatte die Idee, ihre Inszenierung in zwei Varianten spielen zu lassen. Diesen Moment der Wiederholung der etwa 40-minütigen Oper dramatisierte sie, indem sie nach der Pause nicht nur einen, sondern gleich zehn Verbrecher auftreten lässt und damit aus dem Stück einen Psychokrimi macht. Bühne und Kostüme – von Maria-Alice Bahra und Jan Alexander Schroeder entworfen – sorgten für ein nordamerikanisches Ambiente der tristen Handlung der Oper.

Wie dem informativ gestalteten Programmheft zu entnehmen ist, entschied man sich im Salzburger Landestheater Brands „Nachtmusik“ in die Oper einzufügen. Dazu ein Zitat der Musikdirektorin Mirga Gražinyté-Tyla: „Das Regiekonzept von Amélie Niermeyer spielt mit dem Aspekt der ewigen Wiederholung. Die Karawane im zweiten Satz der ‚Nachtmusik‘
 steht exemplarisch für den Albtraum, den die Hauptfigur Mona in jeder Nacht erlebt.“

 Die Musik der Oper von Max Brand charakterisiert die Musikdirektorin, die auch das Mozarteumorchester Salzburg selbst leitete, mit den Worten: „‘Stormy Interlude‘ ist sehr dicht und polyphon komponiert. Es beinhaltet eine ganze Bandbreite von musikalischen Stilen und Genres auf feinstem Niveau.“

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Hannah Bradbury als Mona und Frances Pappas als ihre Mutter (Foto: Anna-Maria Löffelberger)

Die Hauptrolle der Mona spielte die britische Sopranistin Hannah Bradbury. Es gelang ihr, sowohl die bedrückende Langweiligkeit ihres Lebens wie auch die albtraumhaften Ängste durch die Einbrecher eindrucksvoll darzustellen. Nicht minder eindrucksvoll die kanadische Mezzosopranistin Frances Pappas als alkoholsüchtige Mutter, die ihre Tochter zuweilen tyrannisiert. Den Gangster gab der amerikanische Bariton Jason Cox mit verführerischem Charme. Die beiden Polizisten wurden vom jungen litauischen Bass Raimundas Juzuitis und vom amerikanischen Bariton Elliott Carlton Hines rollengerecht dargestellt.

Das Mozarteumorchester Salzburg – wie schon erwähnt von Mirga Gražinyté-Tyla geleitet – gab die musikalisch spannende Partitur des Komponisten in allen Nuancen zum Besten und könnte damit beim Publikum das Interesse an weiteren Stücken von Max Brand geweckt haben.

Udo Pacolt

 PS: In der Wienbibliothek im Rathaus (Felderstraße) läuft bis 13. Jänner 2017 eine Ausstellung über den österreichischen Komponisten Max Brand.

 

 

 

 

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