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SALZBURG/Landestheater in der Felsenreitschule: LOHENGRIN-Premiere

03.11.2019 | Oper


Das Bühnenbild (Flugzeug-Wrack) vor Beginn der Premiere. Foto: Klaus Billand

SALZBURG/Landestheater in der Felsenreitschule: LOHENGRIN -Premiere am 2. November 2019

Gestern Abend wartete das Landestheater Salzburg in der Felsenreitschule mit einer fulminanten „Lohengrin“-Premiere in der Regie von Roland Schwab auf, die ohne Weiteres auch bei den Sommer-Festspielen Staat gemacht hätte. Schwab hatte die grandiose Idee, seinen Bühnenbildner Piero Vinciguerra dazu zu bringen, ein riesiges abgestürztes Verkehrsflugzeug mit den entsprechenden überall herum liegenden Wrackteilen auf die Bühne der Felsenreitschule zu bringen. Auf diesem Flugzeugswrack – natürlich als Einheitsbühnenbild – spielt sich das ganze Drama in düsterem Grau-Schwarz ab. Genau das will Schwab hier zeigen, und es ist durchaus nachvollziehbar, wenn man Richard Wagners Notizen zu „Lohengrin“ studiert, der diese letzte seiner romantischen Opern als den „allertraurigsten“ seiner Stoffe bezeichnet hatte. Schwab schildert das Scheitern Elsas wahrlich als ein „breit angelegtes Panorama kollektiven Scheiterns“.

Was konnte der Regiesseur also Besseres finden als ein noch rauchendes Wrack eines offenbar gerade erst abgestürzten Verkehrsflugzeugs, übrigens von der nicht mehr existierenden British Caledonian Airways, die 1988 von der British Airways übernommen wurde. Der von Ines Kaun einstudierte Chor des Salzburger LT und der von Walter Zeh geleitete Philharmonia Chor Wien wurde zum eigentlichen Protagonisten der Oper und machte durch eine bestechende Choreographie deutlich, warum Lohengrin von Beginn an keine Chance hat, hier Ordnung hinein zu bringen, schon gar nicht im Zeichen des GLAUBENS, der in solch großen Lettern über dem Flieger prangt. Die Chöre wurden auch stimmlich zu einem ganz besonderen Erlebnis dieses Abends, wobei man endlich einmal geschickt alle drei Ränge der Felsengalerien mit einbezog, was man bei den Sommerfestspielen ja so oft vermisst. Endlich mal ein „Lohengrin“, der nicht als Stehoper über die Rampe kommt. Die Kostüme von Gabriele Rupprecht passten gut dazu, auch wenn man etwas die Nase rümpfen konnte, als Elsa im Ballkleid und die Chordamen in Palletten-Kleidern über das Flugzeugswrack wandelten… Das Lichtdesign von Richard Schlager war optimal auf die ungewohnte Szenerie abgestimmt.


Jacquelyn Wagner (Elsa) in den Fängen von Miina-Liisa Värelä. Copyright: Anna-Maria Löffelberger

Benjamin Bruns singt den „Schwanen“-Ritter mit einem klangschönen lyrischen Tenor, der im 3. Akt auch zu Attacke fähig ist. Jacquelyn Wagner ist eine nahezu perfekte Elsa mit einem alle Facetten der Rolle auslotenden Sopran und emphatischem Spiel. Alexander Krasnov gibt einen spannenden Telramund mit heldenbaritonalen Qualitäten. Miina-Liisa Värelä konterkariert alle mit ihrer expressiven Ortrud. Pavel Kudinov ist ein würdiger blinder König mit klangvollem Bass, und Raimunds Juzuitis singt einen prägnanten Heerrufer, dessen Rolle weit über das Rufen hinaus geht. Der junge Sri-Lanker Leslie Suganandarajah, ehemals zweiter Kapellmeister am LT Linz und seit kurzem Musikdirektor am LT Salzburg, gibt am Pult des Mozarteumorchesters Salzburg einen großartigen Einstand bei Wagner und wird mit entsprechendem Applaus bedacht, wie auch das ganze Ensemble.


Brautzug. Copyright: Anna-Maria Löffelberger

Mit diesem „Lohengrin“ hat das Landestheater Salzburg ein Zeichen gesetzt, dass die Werke Richard Wagners nahezu unerschöpflich zu interpretieren sind. Eigentlich sollte nun niemand mehr misratene Inszenierungen damit entschuldigen können, dass den Regisseuren die Ideen ausgingen, weil ja schon alles gemacht worden sei. Bravo!!!

Klaus Billand aus Salzburg

 

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