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SALZBURG/ Landestheater: „12. INTERNATIONALE BALLETTGALA“. – interessanter Mix an Tanzstilen in der Charity Gala

20.02.2023 | Ballett/Performance

Salzburg Landestheater: 18.02.2023: „12. INTERNATIONALE BALLETTGALA“. – interessanter Mix an Tanzstilen in der Charity Gala

 Auch heuer haben Peter Breuer und der Salzburger Ballettchef Reginaldo Oliveira wieder zur jährlich stattfindenden Internationalen Ballettgala zugunsten der Aidshilfe Salzburg eingeladen – dazu standen wieder Mädchen der Salzburger SIBA-Ballettschule mit ihren Zylinder-Hüten in der Pause für die zahlreichen Spenden bereit.

Das Novum: diesmal war das Galaprogramm gleich zweimal am selben Tag angesetzt, denn erstmals wurde zur üblichen Abendvorstellung auch eine Nachmittagsaufführung angeboten, die ebenfalls ausverkauft war. Salzburg verfügt also nicht nur über ein sehr interessiertes Ballettpublikum, auch die Programmzusammenstellung fand große Zustimmung.

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Harmonie und Innigkeit bei Mayara Magri und Matthew Ball (Royal Ballet); Fotocredit: Anna-Maria Löffelberger

Zahlreiche internationale Tänzerinnen und Tänzer folgten der Einladung für die gute Sache dieses Charity-Abends und waren in klassischen Variationen sowie zeitgenössischen Piecen zu sehen. Ausnehmend gut gefiel Shang-Jen Yuan mit „Der Pfad formt den Weg, den ich gehe“ (Musik: San-Zang Liu). Der Tänzer aus Taiwan, der bereits im Vorjahr mit seinem damaligen Stück sehr großen Anklang gefunden hatte, setzte sich diesmal in seinem Solo mit Schwert tänzerisch mit asiatischer Kampfkunst auseinander. Vom Royal Ballet London kamen Mayara Magri und Matthew Ball, die mit dem Pas de deux „(RE)CURRENT“ durch innige Harmonie begeisterten. Dieses Stück hatte der Tänzer für sich und seine Partnerin zu Musik von Jean Sibelius geschaffen. Vor der Pause bewies Mackenzie Brown (Stuttgarter Ballett) große Präsenz in „Limelight“ von Katarzyna Kozielska zu spannungsgeladener Musik des New Tango Orchestra. Pablo Octávio vom Badischen Staatsballett Karlsruhe beeindruckte mit einem Solo aus dem Ballett „Verzaubert“ von Bridget Breiner (Musik: Maurice Ravel); nach der Pause übersetzte Massimo Garon mit „Rien de Rien“ als ausdruckstarkem Tanz in einer Kreation von Matteo Gavazzi (Uraufführung) zum bekannten Chanson von Edith Piaf, arrangiert von Emiliano Tanzi.

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Überzeugend: Mackenzie Brown (Stuttgarter Ballett), Fotocredit: Anna-Maria Löffelberger

Natürlich durfte auch klassisches Ballett in diesem vielfältigen Programm nicht fehlen. Hier wurden einige Highlights geboten. Rin Okuno und Robert Enache (Nationalballett Bukarest) bestachen mit einem temperamentvollen Pas de deux aus „Don Quixote“ (Choreografie: Marius Petipa, Musik: Ludwig Minkus). Nancy Osbaldeston und Kleber Rebello (Ballet de l´Opéra Nationale du Capitole de Toulouse) gefielen mit dem Grand Pas de deux „Schwarzer Schwan“, ebenfalls in der Choreografie von Marius Petipa; Musik: Peter I. Tschaikowsky. Haruka Iwasaki, Shun Nagasue und Mako Yamada (UNBLANCHE Company Tokyo) tanzten den Pas de trois aus „La Bayadère (Choreografie: Marius Petipa, Musik: Ludwig Minkus).

Als international äußerst erfolgreicher österreichischer Tanzexport gastierte Prisca Zeisel. Sie reüssierte mit Jinhao Zhang (Bayerisches Staatsballett München) im Pas de deux „Weißer Schwan“ mit edler Hingabe und vollendetem klassischem Stil (Choreografie: Marius Petipa; Musik: Peter I. Tschaikowsky). Mit Rainer Krenstetter war ein weiterer Österreicher zu sehen – als von Amerika bis Asien bekannter Gasttänzer. Er demonstrierte mit Partnerin Tricia Albertson vom Miami City Ballet George Balanchines elegant-ästhetischen Stil im Pas de deux aus „Diamonds“ aus dem Ballett „Juwels“.

Österreichs Tanzcommunity war mit der Tanzcompany Innsbruck mit einer Choreografie von Enrique Gasa Valga zu Musik von Ray Fernández hochkarätig vertreten. Der Pas de deux „Roses“ (Uraufführung) erinnerte ein wenig an „Spectre de la Rose“. Lara Brandi tanzte in Erinnerung schwelgend, bis ihre Gedanken durch Partner Marco Lo Presti gleichsam Gestalt annahmen und durch sein Verschwinden ins Bühenendunkel aber wieder verblassten.

Für das Europaballett St. Pölten hat Peter Breuer ein „Medea“-Ballett kreiert, aus dem der Pas de deux „Medeas Rache“ gezeigt wurde: in einer sich dramatisch zu spitzenden tänzerischen Auseinandersetzung gesteht Medea (Claudia Sacchetti) Jason (Benjamin Skupien), dass sie seine Kinder getötet hat. Der junge Tänzer begann seinen Ballettunterricht in Salzburg und tanzt nun in der niederösterreichischen Compagnie, die von Peter Breuer gecoacht wird und für die er auch choreografisch tätig ist.      

Als weitere Novität dieses Gala-Abends gab es gleich zwei Beiträge aus der freien Salzburger Tanzszene. Manuela Hierl studierte an der SEAD (= Salzburg Experimental Academy of Dance) und beeindruckte im ersten Teil mit der Eigenkreation „YES“ – sie tanzte eigenwillige, ein wenig an Breakdance erinnernde zentrierte und exzentrische Moves, während sie dazu durch konstantes „Yes“-Sagen sich selbst den Rhythmus gab. Timo Bouter von der urbanen Tanzcompagnie Hungry Sharks Cie. war im zweiten Teil des Abends in der Uraufführung seines eigenen Stücks „Extracts“ zu sehen (Musik: Kerry Mac). 

 

Den schwungvollen Einstieg zur 12. Internationalen Ballettgala brachte das Ballett des  Salzburger Landestheaters mit der „Carmen-Quadrille“ (Musik: Eduard Strauss) in der Choreografie von Reginaldo Oliveira; auch die erste Nummer nach der Pause stammte von ihm – und passte als „Serenade für Whiskey“ als Trio für drei Tänzerinnen und einen Flachmann (Musik: Wolfgang Amadeus Mozart) ganz köstlich in diesen Faschingssamstag. Annachiara Corti, Chigusa Fujiyoshi und Larissa Mota als beschwipste Tänzerinnen, die sich Stärkung im mitgebrachten Schnapsflascherl holten, mussten am Ende von Bühnenarbeitern von der Bühne geholt werden. Humorvoll gestaltete sich auch der weitere Beitrag der Haus-Compagnie: Sveva Gaudenzi und Mikino Karube gefielen als kecke Sylphiden in „Les Sylphides/Chopiniana“ von Ensemble-Kollegen Niccoló Masini zu Kompositionen von Alexander K. Glasunow und Frédéric Chopin.

 

Wie immer führte Intendant Carl Philip von Maldeghem gemeinsam mit Peter Breuer und Reginaldo Oliveira launig wie  informativ durch den abwechslungsreichen Abend, der mit lang anhaltendem und heftigem Beifall endete. Ira Werbowsky   

 

 

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