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SALZBURG/ Heckentheater: DAFNE von Antonio Caldara, Wiederbelebung des Heckentheaters. Premiere

08.06.2015 | Oper

Wiederbelebung des Heckentheaters im Mirabellgarten in Salzburg:

„Dafne“ von Antonio Caldara (Premiere: 7. 6. 2015)

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Das Ensemble im Heckentheater. Links Hannah Bradbury (Titelrolle), Foto: Anna Maria Löffelberger

 Eine tolle Wiederbelebung des Heckentheaters im Mirabellgarten gelang am 7. Juni 2015 dem Salzburger Landestheater mit der Aufführung der in italienischer Sprache gesungenen Oper „Dafne“ von Antonio Caldara, die im Jahr 1719 aus Anlass der Eröffnung des Heckentheaters zum Namenstag des Fürsterzbischofs Franz Anton Fürst von Harrach komponiert und in Salzburg uraufgeführt wurde.

 Antonio Caldara (1670 in Venedig geboren, 1736 in Wien gestorben) zählte zu den vielseitigsten und produktivsten Komponisten seiner Zeit und bekleidete wichtige Stellen in Mantua, Rom und Wien, wo er ab 1714 Hofkomponist Kaiser Karls VI. war. Er vertonte meist Texte von Zeno und Metastasio, wobei er sich dem galanten Stil annäherte. Die große Vorliebe von Harrach, der früher Bischof von Wien war, für den Hofkomponisten war wohl entscheidend, dass Caldara eine stattliche Anzahl an Opern für Salzburg geschrieben hat. Die Entstehung von 14 Opern und 8 Oratorien für Salzburg sind mit Textbüchern belegt.

 Kurz vor der Vorstellung im Heckentheater informierte Dr. Carl Philip von Maldeghem, der Intendant des Salzburger Landestheaters, das Publikum, dass – bedingt durch die große Gefahr von schweren Unwettern im Raum Salzburg – nach ersten Regentropfen die Aufführung ins nebenliegende Landestheater verlegt würde. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen und vertrieb die dunklen Wolken über dem Mirabellgarten.

 Die Handlung der Barockoper „Dafne“ (vom Komponisten Dramma pastorale per musica bezeichnet), deren Libretto Abbate Biavi verfasste, basiert auf dem antiken Mythos der Nymphe Daphne, die sich – von Apollo bedrängt – in einen Lorbeerbaum verwandelt.

 Marco Dott bot eine zeitgenössische Inszenierung, in der die vier Darsteller mit Handys  ausgestattet sind, um des Öfteren Selfies zu produzieren, womit der Regisseur recht humorvoll die „Handy-Gesellschaft“ der heutigen Zeit aufs Korn nimmt. Auch sind die vier Figuren von Statuen in Gestalt von Tänzern gedoubelt, die recht komödiantisch immer wieder ins Geschehen eingreifen. Die sehr kreativ gestaltete Choreographie stammte von Josef Vesely, der überdies für einen erkrankten Tänzer einsprang und so neben dem Wettergott als zweiter Retter der Vorstellung im Heckentheater fungierte. Die Ausstattung (Bühne mit einer Bank und vier Podesten für die Statuen sowie zeitgemäße Kostümierung) besorgte Bettina Richter.

 Stimmlich exzellent das Sängerensemble, das seine Arien mit samtweichem Timbre wiederzugeben vermochte und so stets im Einklang mit der Musik blieb. In der Titelrolle konnte die junge britische Sopranistin Hannah Bradbury ihr großes Talent stimmlich wie schauspielerisch unter Beweis stellen. Als sie sich am Schluss der immer heftiger werdenden  Annäherungsversuche ihrer beiden Verehrer Febo und Aminta kaum mehr erwehren konnte, verwandelt sie sich in dieser Inszenierung in eine Statue und löst damit ihr Double Anastasia Bertinshaw (von der australischen Tänzerin elegant und humorvoll dargestellt) auf dem Podest ab.

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Die Aufführung bietet viele komödiantische Szenen: Foto: Anna Maria Löffelberger

 Forsch, aber mit Charme agierte der österreichische Countertenor Armin Gramer als Febo, der sich in Menschengestalt seiner Angebeteten nähert und seinen Widersacher Aminta um die Liebe Dafnes immer wieder auszustechen scheint. Auch sein kongeniales Double, der brasilianische Tänzer Iure de Castro, war alles andere als eine steife Statue und überzeugte mit köstlicher Mimik und schauspielerischer Begabung. 

 Sein Gegenspieler Aminta wurde vom schwedischen Tenor Kristofer Lundin mit lyrischer Stimme ausgestattet. Stark seine „Wutszene“ im zweiten Teil der Oper. Als Amintas Statue sprang lobenswerterweise der australische Choreograph Josef Vesely ein. Peneo, den Vater von Dafne, gab der aus Ungarn stammende Bassbariton Marcell Bakonyi mit angenehm sonorer Stimme. „Seine“ Statue war der gebürtige Ukrainer Andrii Lytvynenko, der seine tänzerische Elegance ausspielte.

 Sehr einfühlsam dirigierte Peter Ewaldt das Mozarteumorchester Salzburg, das die zart klingende Partitur des Komponisten nuanciert wiedergab. Die im Programmheft extra genannten Solisten waren Arturo Pérez Fur (Cembalo), Carsten Mohr (Theorbe) und Marcus Pouget (Violoncello), auffallend präzis die Bläser des Orchesters.

 Das Premierenpublikum , das nicht selten mit Sorge den Himmel beobachtete, geizte an Szenenbeifall, belohnte aber am Schluss der Aufführung alle Mitwirkenden mit nicht enden wollendem Applaus, wobei es viele Bravorufe für die Dafne-Darstellerin Hannah Bradbury, für den Countertenor Armin Graner und für den Dirigenten Peter Ewaldt sowie Bravi-Rufe für die Tanzgruppe und für das Orchester gab.

 Udo Pacolt

 PS: Die weiteren Vorstellungen von „Dafne“ im Heckentheater im Salzburger Mirabellgarten finden am 9., 11. und 14. Juni statt.

 

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