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SALZBURG/ Haus für Mozart: CINDERELLA Ballettpremiere

umjubelte Premiere eines Märchenklassikers: Aschenbrödel à la Peter Breuer

03.03.2018 | Ballett/Performance


Stiefmutter und Stiefschwestern umgarnen den Prinzen: Alexander Korobko, Kt. Flavio Salamanka, Cristina Uta und Pedro Pires © Anna-Maria Löffelberger

SALZBURG/ Haus für Mozart

 02.03.2018: „CINDERELLA“.umjubelte Ballettpremiere eines Märchenklassikers: Aschenbrödel à la Peter Breuer

Nach dem erfolgreichen „Schwanensee“ gibt es jetzt wieder eine neue Ballettproduktion von Peter Breuer, dem Prinzipal und künstlerischem Berater vom Salzburg Ballett, die im Haus für Mozart erstmals zur Aufführung kommt: „Cinderella“ hatte umjubelte Premiere. Bei der Werkeinführung vor der Vorstellung spricht Dramaturgin Maren Zimmermann über das glücklose Leben des Komponisten Sergej Prokofjew und ergänzt Peter Breuer einige choreografische Details um einen kleinen Vorgeschmack auf das dreiaktige Stück mit einer Pause zu geben. Erzählt wird in einer Rückblende von Cinderellas Kindheit mit den Eltern und der Patentante sowie vom Tod der kranken Mutter. Er lässt den Zuschauer am  zufälligen Zusammentreffen am Friedhof teilhaben, als die künftige Stiefmutter mit ihren beiden Töchtern gerade ihren Ehemann beerdigt und – nicht mehr zufällig, sondern in gezielter Absicht sich vom trauernden Vater stützen lässt. Auf diese erste Begegnung folgt rasch die Ehe. Aus der nach außen hin zunächst freundlichen Stiefmutter wird alsbald eine genervte Person, die andauernd ihre beiden zänkischen Töchter im Zaum halten muss, die sich nur darin einig sind, Cinderella bei jeder Gelegenheit zu malträtieren. Es folgt die Einladung zum Ball, auf dem die Stiefmutter und die beiden streitbaren Stiefschwestern jedoch peinlicherweise den vorgegebenen dress code außer acht gelassen haben. Die Patentante erscheint als gute Fee und schickt Cinderella ebenfalls auf das Fest. Die weitere Handlung ist bekannt: der Prinz verliebt sich in die schöne Unbekannte, die um Mitternacht fliehen muss, nicht ohne ihren (Spitzen)Schuh zu verlieren. Der Prinz sucht überall nach seiner Traumfrau und findet sie letztendlich. Dem Happy End steht nichts mehr im Weg und Cinderella verzeiht ihren bösen Stiefschwestern.

Die optimale Ausstattung und die zeitlosen Kostüme von Bruno Schwengl lassen nach dem Motto „weniger ist mehr“ dem Tanz viel Raum auf der großen Bühne im Haus für Mozart. So kann die Choreografie voll zu Geltung kommen. Einige originelle Einfälle ziehen sich durch das Werk und geben ihm eine zusätzliche heitere, unterhaltsame Note: so streiten sich die beiden gegensätzlichen Stiefschwestern (en travestie) – die eine groß und blond, die andere klein und dunkelhaarig – auf dem Ball um eine Orange und eine Zitrone (in Anlehnung an Prokofjews Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“). Die Suche des Prinzen nach führt ihn auch nach Salzburg (!), Spanien und Russland – und immer sind die Stiefschwestern dabei und versuchen getarnt ebenfalls den Schuh zu probieren.


Cinderella und ihr Traumprinz: Márcia Jaqueline und Kt. Flavio Salamanka © Anna-Maria Löffelberger

Kammertänzer Flavio Salamanka ist der gutaussehende, charmante Traumprinz. Er reüssiert nicht nur als eleganter technisch souveräner Tänzer, er begeistert auch durch seine hingebungsvolle ausdruckstarke Verkörperung der Rolle. Eine Idealbesetzung! Márcia Jaqueline ist als Cinderella zunächst fast schüchtern, bevor sie sich in den Prinzen verliebt und glaubhaft den Überschwang ihrer Liebesgefühle vermittelt. Auch tänzerisch gefällt sie sehr. Die beiden sind ein so schönes harmonisch agierendes Paar! Peter Breuer hat für seine Stars zum Kennenlernen auf dem Ball und dem Aufkeimen der zarten Liebe einen feinen poetischen Pas de deux kreiert und mit einem ebenso schönen wie stimmigen Pas de deux entschweben die beiden am Ende in ihr Liebesglück.  

Cristina Uta ist großartig als böse Stiefmutter, die gekonnt ihre Reize einsetzt um sich mit Cinderellas Vater den nächsten Mann zu angeln, aber mit ihren beiden streitfreudigen Töchtern auch an ihre pädagogischen Grenzen stößt. Grandios sind die beiden Stiefschwestern: Alexander Korobko überzeugt als großer blonder Vamp in gefährlichen Stilettos – ein richtiges Vollblutweib. Pedro Pires punktet mit gekonntem Spitzentanz als quirlige kleine und umso fiesere Schwester. José Flaviano de Mesquita Junior entzückt als Tanzlehrer, der den Stiefschwestern den letzten Schliff für den Ball beibringen soll und an deren Untalent verzweifelt, während er hingerissen von Cinderellas Anmut ist. Anna Yanchuk ist die fürsorgliche Patentante und die gütige Fee. Marian Meszaros gibt den Vater, Larissa Mota die todkranke Mutter. Für den Fluss der Handlung vervollständigen noch Naila Fiol und Lucas Leonardo als Barkeeper auf dem Fest, Florient Cador und Iure de Castro als des Prinzen Freunde sowie Federico Berardi und Benjamin Skupien als Paketboten.

Für dieses große Projekt holte sich Peter Breuer wieder tänzerische  Unterstützung, diesmal vom Europaballett St.Pölten, das mit seinen Tänzerinnen und Tänzern vor allem die Ballszene elegant bereicherte. Auch die Kinder der SIBA-Ballettschule waren wieder mit großem Eifer dabei – sowohl als Pferdchen für Cinderellas Kutsche als auch als kleine Bettler vor dem Ball.

Grandios auch das Mozarteumorchester Salzburg – in der großen Besetzung von 80 Damen und Herren bildet es einen wunderschönen Klangkörper. Unter der umsichtigen und feinfühligen Leitung von Leslie Suganandarajah lassen die Musikerinnen und Musiker die anspruchsvolle Partitur ganz wunderbar erklingen. In Sri Lanka geboren und in Deutschland aufgewachsen, wo er auch sein Musikstudium absolvierte, ist er seit Beginn dieser Spielzeit Kapellmeister am Landestheater – der junge Dirigent war die musikalische Entdeckung des Abends.  

Das Publikum zeigte große Begeisterung mit trampelnden Füßen und heftigem Beifall.

Ira Werbowsky

 

 

 

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