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SALZBURG/ Großes Festspielhaus: SIMON BOCCANEGRA

28.08.2019 | Oper


Charles Castronovo, Marina Rebeka. Foto: Salzburger Festspiele/ Ruth Walz

27.08.2019   Sbg/GH   „Simon Boccanegra“

Endlich ist auch Verdis Dogen-Oper im Hier und Jetzt angelangt. Was hätten wir versäumt, wenn Andreas Kriegenburgs Inszenierung im norwegischen Trondheim aufgeführt worden wäre… Aber leider musste der Rezensent, verwöhnt durch 26 klassische Aufführungen in den sauren Apfel beißen und sich banale Ideen, mäßig originell umgesetzt, ansehen. Wenn man eine goldene Himbeere für schlechte Personenführung vergeben könnte, Kriegenburg wäre erster Kandidat.

Nur zwei Beispiele: Das Liebesduett Amelia/Adorno, die beiden in etwa 50 Metern Entfernung ins Publikum singend. Bei der Wiedererkennung Vater/Tochter dasselbe. Die handelnden Personen mussten in fahrigen Bewegungen auf der Bühne herumirren, selbst der Doge wurde von der allgemeinen Nervosität angesteckt. Einzig Fiesco, verkörpert von dem fabelhaften Rene Pape, durfte agieren, wie es im Buche steht. Mit seinem sonoren, prächtig disponierten Bass war er der Herr der Bühne. Marina Rebeka zeigte als Amelia sehr viel Stimme, sie beherrschte wohl auch leise Töne, ließ diese aber viel zu oft vermissen. Da wäre weniger viel mehr gewesen. Auch darstellerisch musste man sich fragen, ob sie das junge Mädchen verkörpert, das von Adorno geliebt wird und das sich freut, den Vater wiedergefunden zu haben. Gabriele Adorno wurde vom US-amerikanischen Tenor Charles Castronovo gesungen. Seine kräftige Stimme entfaltete vor allem in der Höhe einiges an Glanz und Strahlkraft, die Mittellage ist nicht seine Stärke, da „knödelte“ er zu sehr.

In der Titelrolle war Luca Salsi zu hören. Ihm fiel es schwer, die richtige Gestaltung der Rolle des zuerst verwegenen Korsaren und des gütigen Dogen zu finden. Darunter litt auch seine Gesangsleistung, denn sein kräftiger Bariton klang in den lyrischen Szenen etwas stumpf und farblos.

Valery Gergiev versuchte nicht ganz mit Erfolg, das Geschehen auf der Bühne nicht mit den Wogen des – hervorragend spielenden Orchesters der Wiener Philharmoniker – zuzudecken. Mitunter kamen mit Ausnahme von Marina Rebeka manche Sänger in Schwierigkeiten, sich durchzusetzen.

Dass man dieser tollen Oper mit einer nicht ganz gelungenen Inszenierung einen Bärendienst in puncto Popularitätssteigerung erwiesen hat, ist evident.  

Johannes Marksteiner

 

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