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SALZBURG/Festspiele: MARIA STUARDA/ DREI SCHWESTERN

13.08.2025 | Oper in Österreich

11.08.2025   Sbg/Großes Festspielhaus   „Maria Stuarda“


Foto: Monika Rittershaus

Diese Oper gehört als typische italienische Belcanto-Oper nicht eben zu den Kernkompetenzen der Salzburger Festspiele. Aus diesem Grund versucht man (wie bei Verdis Macbeth) besonders originell zu sein und das Werk in einen Rahmen stellt, der so nicht vorgesehen war: Ein zentrales Störelement in Form sich drehender Platten muss als Bühnenbild und Dekoration herhalten. Regisseur (und Bühnenbildner) Ulrich Rasche versucht aus einem Königinnen-Drama ein Duell zweier Machtblöcke zu zimmern (erinnert ein wenig an die „Norma“-Inszenierung am Theater an der Wien), bei dem allerdings der einen Partei die Waffen verweigert werden, womit der Ausgang des Zweikampfes unschwer erahnbar ist. Zu den sehr bald schon berüchtigten Platten wäre zu sagen, dass man den Sängerinnen und Sängern ein Sonderlob für ihre Fitness aussprechen muss, sie müssen über zwei Stunden lang stets in Bewegung sein, um nicht von den Platten herunterzufallen. Hier ist auch der Regisseur zu loben, der in vielen Arbeitsstunden eine genaue Choreografie der Schritte (für jeden einzelnen Akteur) erarbeitet hat. Das quietschende und krachende Gejammer der Platten war wohl Teil einer Grundidee für diese Oper, nämlich das Mahlen der Mühle des Schicksals zu demonstrieren. Womit wir beim musikalischen Teil wären, der auch nicht voll überzeugen konnte. Lisette Oropesa in der Titelrolle war durchaus rollendecken, ihre Koloraturen waren sehr gut, in der Mittellage konnte sie nicht beeindrucken. Kate Lindsay sang die Elisabetta mit großen Einsatz ihrer vor allem in Ensembleszenen nicht optimal durchschlagskräftigen Stimme, den grimmigen Gesichtsausdruck über so lange Zeit durchzuhalten, war aber erstaunlich. Den besten Eindruck hinterließ Bekhzod Davronov als Roberto. Sein heller, sehr lyrischer Tenor begeisterte. Er profitierte auch von der Tatsache, nicht von zwei übermächtigen Persönlichkeiten erdrückt zu werden. Alexei Kulagin (Giorgio Talbot) und Thomas Lehmann (Cecil) waren stimmlich durchaus präsent. Antonello Manacorda – laut eigener Aussage kein Belcanto-Spezialist – leitete die gut disponierten Wiener Philharmoniker mit großer Umsicht. Die Koordination mit dem Chor klappte allerdings nicht besonders gut. Da waren mitunter einige Abstimmungspannen zu vernehmen. Das Publikum bejubelte eine Produktion, die eigentlich gesamt gesehen eher durchschnittlich war.

12.08.2025   Sbg/Felsenreitschule   „Drei Schwestern“

Als Opernfreund der klassischen Werke ist es schwer, ein Urteil über moderne Opern abzugeben. Einige Eindrücke möchte ich allerdings über diese eindrucksvolle Aufführung von Peter Eötvös Vertonung eines Werkes von Anton Tschechow festhalten. Die riesige Bühne (Rufus Didwiszus) ist ein Geröllhaufen, es sieht aus wie nach einem Erdbeben. Die handelnden Personen agieren mit Vorsicht auf dem schwierigen Terrain. Das Schicksal der drei Schwestern (gut gezeichnet von Regisseur Evgeny Titov), die nur ein Ziel haben, nach Moskau zu kommen, wird in drei Teilen erzählt. Das Scheitern dieses Versuchs ist tragisch, aber absehbar, wenn man die unzureichenden Mittel bedenkt, aber unausweichlich. Russische Literatur ist nicht eben ein Hort von Lebensfreude und Heiterkeit, hier könnte man aber einen absoluten Tiefpunkt feststellen. Auch wenn im Text „Meine Freude“ gesungen wird, klingt es eher nach Weltuntergang. Die Musik passt bestens zu diesem Geschehen, nicht aufdringlich, aber sehr deutlich werden die Stimmungen perfekt dargestellt. Dazu ist mit dem Orchester „Klangforum Wien“ ein Spezialensemble dieser Operngattung am Werk, das unter der kundigen Leitung von Maxime Pascal prächtig musiziert. Besonders ist die Leistung der drei Schwestern zu nennen, die von Countertenören gesungen werden: Dennis Orellana als Irina, Cameron Shahbazj als Mascha und Aryeh Nussbaum Cohen als Olga reüssieren mit perfekten Darbietungen. Auch Ivan Ludlow als Werschinin und Jacques Imbrailo als Andrej, sowie Jörg Schneider als Doktor konnten sehr gut gefallen. Das Publikum war mit Recht begeistert, der Rezensent hatte nach der Anhäufung furchtbarer Schicksalsschläge allerdings das Bedürfnis, zum Trost eine Punschtorte zu verspeisen.

Johannes Marksteiner

 

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