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SALZBURG/ Festspiele/ Haus für Mozart: ALCINA. Premiere

Ihrem Zauber erliegen alle!

10.08.2019 | Oper


Alastair Miles, Phippe Jaroussky, Kristina Hammarström. Foto: Salzburger Festspiele/ Matthias Horn

 

Salzburg/ Haus für Mozart: IHREM ZAUBER ERLIEGEN ALLE :  CECILIA BARTOLI ALS HÄNDEL’S „ ALCINA“ „(8.8.2019)

Diesmal bekommt die Handlung von  Georg Friedrich Händel“s 1735  in London uraufgeführter Oper „Alceste“ geradezu auto – biographische Dimensionen. Cecilia Bartoli – diese Erfolgs-Diva für Barock-Musik – spielt die Titelrolle mit solcher grandioser, traumwandlerischen Intensität, dass man versteht, dass die Insel „Elysium der Lebenden“ voll Gefangener bzw. Verwandelter ist. Denn immer dann wenn die Zauberin  Alcina ihrer Liebhaber überdrüssig ist, werden sie in Tiere oder Pflanzen verwandelt – in jedem Fall vergessen sie ihr bisheriges Liebesleben und gehören – zumindest in der grandiosen Inszenierung von  Daniele Michieletto (Bühne Paolo Fantin) – in ein Zwischenreich der Geister, die – erschöpft von der Sinnenlust  – an  barocke Astronauten erinnern. Es geht also um Liebe und daraus abgeleiteter Besitzansprüche, um Eifersucht und Vergessen. Und die Handlung der von Ariost  in „Orlando furioso“ vorgegebenen Handlung ist mehr als kompliziert. Dauer der 3aktigen Oper: fast viereinhalb Stunden. Das verweist auf Wagner-Format. Deshalb ganz entscheidend, ob die  musikalischen Spannungen gehalten werden. Gianluca Capuana mit den Musiciens du Prince-Monaco und dem Salzburger Bachchor bringt jedenfalls die nötige Steigerung der Intensität zu Stande. Großartig.


Sandrine Piau, Kristina Hammerström, Philippe Jaroussky, Cecilia Bartoli. Foto: Salzburger Festspiele/Matthias Horn

Der aktuelle „Anlassfall“ für Alcina ist der junge Ritter Ruggiero, der von dem französischen Counter-Tenor  Philipp Jaroussky sehr „fesch“ und locker dargestellt wird.. In vokaler Hinsicht gehört  er in die Spitzen-Kategorie seines Faches. Kompliziert wird die Sache durch das Auftauchen der Verlobten Bradamante, die sich zugleich in männlicher Verkleidung als  ihr eigener Bruder ausgibt. Sie versucht den von Alcina ausgelösten Vergessen-Schwund  ihres Verlobten zu bekämpfen und wird von der schwedischen Mezzo-Sopranistin Kristina Hammarström sehr innig, sehr empathisch dargestellt. Weitere Solisten: Alstair Miles als opulenter Erzieher Melisso, Sandrine Piau als Sopran-Schwester der Zauberin, Morgana. Den Vogel der Publikums-Gunst schoss – wie schon bei der letzten Wiener Alcina-Premiere – der kleine Oberto ab, der seinen Vater sucht. Diesmal begeisterte der Wiener Sängerknabe Sheen Park das Publikum, das immer wieder in Ekstase geriet. Wobei klar war, dass Cecilia Bartoli mit dieser Rolle eine „Traum-Partie“ gefunden hat – ganz besonders in der „Sehnsuchts-Arie“! Sie kann ihre Technik ihrer nicht grossen aber tragfähigen Stimme ausspielen, ihre Bühnen-Präsenz zeigen und liefert Belcanto-Phrasen in einer Weise, die tatsächlich einmalig sind. Cecilia Bartoli – sie ist ein Fels in der Brandung der Operngeschichte, die Übernahme der Pfingst-Festspiele ist jedes Mal ein Höhepunkt des Saltburger Sommers. Fast immer stimmt die Besetzung und gefällt die phantasiereiche Regie.

Ohne Krisen, ohne  Skandale und ohne„“social media“ geht sie ihren Weg. Hoffentlich noch lange!

Peter Dusek

 

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