Les Pêcheurs de perles 2018: Plácido Domingo (Zurga), Javier Camarena (Nadir), Mozarteumorchester Salzburg. Copyright: Salzburger Festspiele/ Marco Borrelli
Salzburger Festspiele: „Les Pêcheurs de perles“ von Georges Bizet (konzertant: 23. 8. 2018)
Wie restlos begeistert das Publikum von einer Opernvorstellung sein kann, erlebten die Salzburger Festspiele am 23. August 2018 im Großen Festspielhaus: „Die Perlenfischer“ von Georges Bizet. Es war allerdings eine konzertante Aufführung – und niemand musste rätseln, was sich der Regisseur bei seiner Inszenierung der Oper gedacht hat, niemand musste sich ärgern über merkwürdige Gags oder Einfälle eines Regisseurs. Man genoss das musikalisch großartige Werk des Komponisten und den Gesang des vierköpfigen Ensembles, allen voran die immer noch prachtvolle Stimme des Jahrhundertsängers Plácido Domingo.
Die leider nur selten szenisch aufgeführte Oper – in Österreich zuletzt 2014 mit Damrau im Theater an der Wien und 2013 in Innsbruck – wurde 1863 in Paris uraufgeführt. Der Inhalt des Werks, das auf der Insel Ceylon spielt und dessen Libretto Michel Carré und Eugène Cormon verfassten: Die Fischer der Insel rufen die Götter um Schutz und Gnade für die Zeit an, in der sie im Meer nach Perlen tauchen. Zu ihrer Unterstützung soll eine Priesterin Tag und Nacht im Tempel beten, wobei sie sich nur verschleiert zeigen darf, andernfalls droht ihr der Tod. Der Jäger Nadir erkennt in der jungen Frau seine Jugendliebe Leila wieder, in die auch sein Freund Zurga, der „König“ der Perlenfischer, verliebt war. Um ihre Freundschaft nicht aufs Spiel zu setzen, leisteten die Männer damals den Schwur, ihrer Liebe zu entsagen. – Als Nadir Leila im Tempel überrascht, besingen sie ihre Liebe, werden aber von Nourabad, dem Gemeindeältesten, und den Wachen gestellt. Man verurteilt beide zum Tode. – Leila bittet Zurga vergeblich um Gnade für Nadir. Erst als Zurga bei ihr die Halskette erkennt, die sie von einem Fremden geschenkt bekam, weil sie ihn vor Verfolgern im Haus ihres Vaters verbarg, weiß er, dass er in ihrer Schuld steht und plant ihre Rettung. Als die beiden zum Richtplatz geführt werden, legt Zurga ein Feuer. Die Fischer laufen davon, um ihr Hab und Gut zu retten – und Leila und Nadir gelingt die Flucht. Zurga bleibt allein zurück.
Für Plácido Domingo war die Baritonrolle des Zurga seine 150. Rolle! Ein Jubiläum, das es wert ist, gewürdigt zu werden. Schon als Tenor galt Domingo als Jahrhundertsänger, der alles in den Schatten stellte. Ein Phänomen, wenn man sein hohes Alter bedenkt! Er sang Zurga, den König der Perlenfischer, mit faszinierend kraftvoller Stimme. Schon kurz nach Beginn stimmte er als Zurga das berühmte Duett „Au fond du temple saint“ mit dem Jäger Nadir an und erntete begeisterten Applaus.
Les Pêcheurs de perles 2018: Aida Garifullina (Leïla), Riccardo Minasi (Musikalische Leitung), Mozarteumorchester Salzburg. Copyright: Salzburger Festspiele/ Marco Borrelli
Nadir wurde vom mexikanischen Tenor Javier Camarena ebenfalls brillant gesungen. Seine süß klingende Romanze „Je crois entendre encore“ zählte gleichfalls zu den Höhepunkten der Aufführung. Bemerkenswert war auch, dass er und der sonore russische Bass Stanislav Trofimov als Nourabad ihre Rollen auswendig sangen, leider nicht die russische Sopranistin Aida Garifullina als Priesterin Laila, die zwar stimmlich ihre Koloraturen blendend zum Besten gab, aber dennoch ein wenig zu zurückhaltend wirkte.
Sehr stimmgewaltig agierte der Philharmonia Chor Wien (Einstudierung: Walter Zeh), das Mozarteumorchester Salzburg war unter der Leitung ihres Chefdirigenten Riccardo Minasi bemüht, die stimmungsvolle, oft exotisch klingende Partitur des Komponisten in allen Finessen wiederzugeben. Ein gar nicht leichtes Unterfangen.
Nach der Vorstellung feierte das begeisterte Publikum alle Mitwirkenden mit vielen Bravorufen – vor allem für Plácido Domingo und Javier Camarena – sowie euphorischen Beifall.
Udo Pacolt