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SALZBURG/Festspiele/ Felsenreitschule: SALOME. Premiere

Triumph der Stimmen

30.07.2018 | Oper


Asmik Grigorian. Foto: Salzburger Festspiele/ Ruth Walz

Salzburg/ Felsenreitschule

„SALOME“ VON RICHARD STRAUSS IN SALZBURG: TRIUMPH DER STIMMEN (28.7.2018)

Zuletzt gab es  Ovationen von Applaus, Trampeln und Jubelgeschrei und eine fast viertelstündige „standing ovation“. Der Triumph der aktuellen Salzburger Neuinszenierung von „Salome“ von Richard Strauss und Oscar Wilde(UA 1905) geht zweifellos  in erster Linie auf Konto der Stimmen – vor allem auf jene der Interpretin der Titelpartie: die litauische Sopranistin Asmik Grigorian war vokal so  dramatisch und souverän, dass man das Gefühl hatte, am Start eines neuen Kapitels internationaler Operngeschichte teilzuhaben: „A star was born“! Weder die karge, symbolträchtige Inszenierung des italienischen Bühnenbilders Romeo Castellucci noch das ambitionierte Dirigat von Franz Welser-Möst mit den Wiener Philharmonikern hätten einen ähnlichen Erfolg begründet. Dafür bot die neue Salome aus Litauen genügend vokale wie schauspielerische Qualitäten. Optisch erinnert sie an Hildegard Behrens, stimmlich an Birgit Nilsson, die diese Oper von Richard Strauss in den frühen 60er Jahren unter Sir Georg Solti eingespielt hat. Mag sein, dass die Salome, deren österreichische Erstaufführung 1906 in Graz im Beisein von Gustav Mahler, Giacomo Puccini, Arnold Schönberg und Alban Berg unter der Stabführung des Komponisten stattfand, schon mit mehr Erotik und Belcanto-Qualitäten  interpretiert wurde – etwa durch Ljuba Welitsch oder Leonie Rysanek. Aber die Mühelosigkeit, mit der Asmik Grigorian allein die Szene mit Jochanaan „Lass mich Deinen Mund küssen!“ und dann den großen Schlussgesang gestaltet, ist einzigartig. Der ungarische Bassbariton Gábor Bretz ist  übrigens die zweite vokale „Säule“ in dieser Produktion, die ansonsten durch ein karges, symbolträchtiges Bühnenbild geprägt wird. Stein-Quader, Hieroglyphen, Symbole prägen die Szene, in der der Tanz einfach ausgelassen wird ( Salome wird als gefesseltes „Fleischpaket“ in einem Granit-Stollen versteckt); Düsternisse, hie und da rote Blitze, Männer in schwarzen Mänteln (Entstehungszeit!); zuletzt sitzt Salome auf einem geköpften Leichnam; kein Kuss, dafür ein abgehackter Pferdekopf; statt Schildern eine finale Katastrophe…So mancher wird noch lange rätseln. Alles in allem: der Rest der Besetzung ist mehr als durchmischt: Anna Maria Chiuri ist eine überstrapazierte Herodias, John Daszak  als Herodes wenigstens skurril und wortdeutlich.

Positiv fallen noch auf: Julian Prégardien als Narraboth, Avery Amereau als Page und Jörg Schneider als Vierter Jude. Salzburg kann jedenfalls mit der neuen „Salome“ zufrieden sein. Das war eine Aufführung, die wirklich unter die Haut ging. Über die Regie mag man geteilter Meinung sein; Franz Welser-Möst rückte den ersten Welterfolg von Richard Strauss in die Nähe von Wozzeck und Schostakowitsch.  Und Asmik Grigorian muss man erleben! Das Publikum war jedenfalls so beeindruckt, dass es zu Letzt mit dem Klatschen kurz aufhörte, um dann umso mehr die Begeisterung zu artikulieren

Peter Dusek

 

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