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SALZBURG/ Festspiele. DAS BERGWERK ZU FALUN von Hugo von Hofmannsthal

10.08.2021 | Theater

Hofmannsthal: DAS BERGWERK ZU FALUN – Salzburger Festspiele, 9.8.2021

(Heinrich Schramm-Schiessl)

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Andre Jung, Marcel Kohler. Foto: Ruth Walz

Das dramatische Werk von Hugo v. Hofmannsthal ist sehr umfangreich. Einem grösseren Kreis wirklich bekannt sind jedoch mit Ausnahme des „Jedermann“ und den Librettis für einige Opern von Richard Strauss nur „Der Schwierige“ und „Der Unbestechliche“.

Aus Anlass ihres 100-jährigen Bestehens haben die Salzburger Festspiele jetz eines der fast unbekannten Werke eines ihrer Gründungsväter auf das Programm gesetzt, nämlich „Das Berwerk zu Falun“. Der Titel wird Freunden von Opernraritäten vielleicht bekannt vorkommen, denn der siebenbürgische Komponist Rudolf Wagner-Regeny schrieb nach diesem Stück eine Oper, die 1961 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde.

Das Stück basiert auf einer Erzählung von E.T.A. Hoffmann. Es handelt vom Matrosen Elis, der sich die Schuld am Tod seines Vaters gibt und, als er wieder einmal in seine Heimat zurückkehrt, feststellen muss, dass auch seine Mutter tot ist. In seiner Verzweiflung gerät er in den Bann des Geistes des alten Torbern, eines vor langer Zeit verstorbenen Bergmanns. Dieser führt ihn in das Reich der Bergkönigin, wo er auch keine Erfüllung finden kann. Wieder in der realen Welt, gelangt er nach Falun, wo er ein herabgewirtschaftetes Bergwerk zu neuer Blüte führt und sich in das Mädchen Anna verliebt. Trotz alledem findet er keine innere Ruhe und folgt am Tage seiner Hochzeit wieder den Verlockungen Torberns, der ihn abermals ins Reich der Bergkönigin in der Tiefe des Bergwerks führt. 50 Jahre später wird sein Leichnam unversehrt gefunden.

Das Werk entstand 1899, also in der Frühzeit seiner Schaffensperiode und wurde erst 1949, also lang nach dem Tod des Dichters, uraufgeführt. Man merkt, dass Hofmannsthal noch auf der Suche nach seinem Stil war und fällt vor allen Dingen auch der zeitweise ziemlich gedrechselte Text  auf. Es ist auch nicht, wie oft bei jungen Dramatikern, ein erster kühner Wurf. Trotz der relativ kurzen Dauer von ca. 100 Minuten hat es auch Längen. Die einzige Methode es wirkungsvoll auf die Bühne zu bekommen wäre, es vom Blatt zu spielen, also eine total realitische Inszenierumng zu schaffen und eine dramatische von einem zarten Pathos durchflossene Sprache zuzulassen.

Das findet bei einem Regisseur wie Jossi Wieler natürlich nicht statt.Er versetzt die Handlung in ein Nirgendwo und Nirgendwann und lässt es im heutigen Allerweltston sprechen. Über weite Strecken stehen die Schauspieler nur herum und sagen ihre Texte auf. Die Bühne (Muriel Gerstner) stellt einen Ort nach einem Bombenangriff oder Erdbeben – so genau läßt sich das nicht feststellen – dar, was durch hunderte herumliegende Schalensteine illustriert wird. Erst als Elis das Bergwerk wieder zu neuem Leben erweckt, werden diese Steine zu einer Mauer aufgeschichtet. Die Kostüme von Anja Rabes sind die üblichen, vornehmlich in schwarz gehaltenen, Alltagskleider.

Bei den Darstellern fällt auf, dass sie kein Hochdeutsch, sondern das heute allerorts leider übliche „Deutschland-Deutsch“ sprechen. Da die sechs Schauspieler – mit Ausnahme des Elis und des Torbern – mehrere Rollen spielen, werde ich in weiterer Folge nur die jeweilige Hauptrolle erwähnen. Marcel Kohler bleibt als Elis einigermassen blass und beschränkt seine Darstellung auf die eines ewig Leidenden. Lea Ruckpaul als Mädchen Anna vermag auch keine Akzente zu setzen. Edmund Telgenkämper ist als Annas Vater praktisch nicht vorhanden und Sylvana Krappatsch sieht als Bergkönigin zwar gut aus, kann aber darstellerisch auch nicht überzeugen. Bleiben noch die prominentesten Mitwirkenden, nämlich Hildegard Schmahl und André Jung. Hildegard Schmahl als Grossmutter erbringt zweifelsohne die beste Leistung, ist sehr präsent auf der Bühne, bleibt aber trotzdem unter ihren Möglichkeiten. André Jung wurde offensichtlich das Opfer einer gewaltigen Fehleinschätzung des Regisseurs. Der alte Torbern sollte eine dämonische Figur, eventuell vergleichbar mit dem Holländer, sein, bei Wieler ist er ein alter zittriger Greis, vor dem sich wirklich niemand fürchtet.

Dem Applaus nach zu schliessen, wusste das Publikum mit dem Stück – zumindest in der Version von Jossi Wieler – nicht wirklich etwas anzufangen.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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