Saint-Saëns: Sämtliche Werke für Cello und Orchester, NAXOS CD
Gabriel Schwabe begeistert mit großer Sanglichkeit im Vortrag und exquisiter jugendlicher Emphase
Viele werden das erste Cellokonzert des frz. Allrounders Saint-Saëns kennen. Kürzlich hat etwa Emmanuelle Bertrand mit dem Luzerner Sinfonieorchester unter James Gaffigan
bei harmonia mundi eine viel beachtete Einspielung davon vorgelegt. NAXOS hat sich nach der Publikation von Cellowerken von Saint-Saëns im Jahr 1995 mit Maria Kliegel, der Bournemouth Sinfonietta unter der Leitung von Jean-Francois Monnard erneut dieses nach wie vor unterschätzten Komponisten angenommen. Das editorische Projekt umfasst alle Symphonien und Konzerte. Das nun vorliegende dritte Album in der Reihe kann als besonders gelungen und wohl als ein Glücksfall in der unglaublich reichen CD-Geschichte von Naxos bezeichnet werden.
Beginnen wir bei Dirigent Marc Soustrot, ein in Lyon gebürtiger Musiker der Sonderklasse, vielleicht trotz seiner 68 Lenze noch immer ein Geheimtipp. Er erzeugt mit dem Malmö Symphony Orchestra, dem er als Chefdirigent vorsteht, jenes unglaubliche flirrende Fluidum, jenen fein gewebten Teppich an Haupt- und Nebenstimmen, auf dem Gabriel Schwabe den sinnlichen Ton seines Cellos (Brescia 1600) aufleuchten lassen kann. Unnachahmlich, wie Soustrot, den die Leser der Opernwelt soeben für seine mustergültige Interpretation von Honeggers „Jeanne d’Arc au bûcher“ in Frankfurt als musikalischen Leiter der Aufführung des Jahres geehrt haben, klare Strukturen mit frei fließender, beinahe improvisatorisch anmutender Agogik verbindet. Die CD klingt so, wie ein vielgängiges, von Meister Bocuse selbst gekochtes und angerichtetes Menü schmeckt.
Neben den zwei Cellokonzerten haben sich Soustrot und Schwabe noch der Romanze op. 36 für Cello & Orchester, der Suite d-moll op. 16b dem Allegro appassionato op. 43 für Cello & Orchester sowie des Schwans aus „Karneval der Tiere“ für Cello & Orchester (arrangiert von Paulo Vidal) angenommen.
Gabriel Schwabe, der für NAXOS bereits die zwei Cellosonaten von Johannes Brahms eingespielt hat, erweist sich auch hier als einer der besten Vertreter der jungen Generation. Schlank im Ton, mit sparsamem Vibrato, besticht sein Spiel vor allem durch jene elegante und stupende Leichtigkeit – mit einer reifen Technik gesegnet – die es dem aus Berlin stammenden Cellisten erlaubt, wie der junge Komponist aus Strauss „Ariadne auf Naxos“ und damit als junger Mezzosopranist von Musik und über deren Zauber zu singen, ja bisweilen voller lauter Seele und Emotion unbändig darüber zu jubilieren. Eine CD, aus deren Stoffe Träume erwachsen. Großartig!
Dr. Ingobert Waltenberger