Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

SA-CD „OMBRA COMPAGNA“ LISETTE OROPESA singt Konzertarien von WOLFGANG AMADEUS MOZART; Pentatone

03.06.2021 | cd

SA-CD „OMBRA COMPAGNA“ LISETTE OROPESA singt Konzertarien von WOLFGANG AMADEUS MOZART; Pentatone

0827949088568

Der Terminkalender der amerikanischen Koloratursopranistin mit kubanischen Wurzeln ist voll. Die Elvira in Bellinis „I Puritani“ beim Gstaad Menuhin Festival in der Schweiz, Gilda und Violetta an der Covent Garden Opera London, die Julia aus Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“ an der Mailänder Scala, die „Lucia di Lammermoor“ am Opernhaus Zürich. Sie liebt aber auch Mozart. An der Wiener Staatsoper hat sie im Oktober 2020 als Konstanze eine Serie von Vorstellungen des Singspiels „Die Entführung aus dem Serail“ unter der musikalischen Leitung von Antonello Manacorda gesungen.

Mit ebendiesem quicken Dirigenten sowie dem aus der „Alten Musik“ Szene nicht mehr wegzudenkenden Originalklangensemble „Il Pomo d’Oro“ hat Lisette Oropesa schon im August 2020 in der Himmelfahrtskirche in München-Sendling eine mit über 80 Minuten Spielzeit prall gefüllte CD mit vokal extrem anspruchsvollen Mozart-Konzertarien aufgenommen.

Lisette Oropesas Stimme verfügt über ein samtig luxuriöses Timbre, das mit elegant abgedunkelten Vokalen entfernt an das der Starsopranistin Angela Gheorghiu erinnert. Aufbauend auf eine sonor tragfähige, satte Tiefe gelangt diese Stimme über eine gurrend, kurz vibrierende Mittellage mit großer Leuchtkraft auch in stratosphärischen Höhen. Koloraturen und Läufe gelingen sauber und akkurat. Die Charakteristik der Stimme mit lyrisch reicht wohl nicht mehr aus, längst mischen sich durchaus dramatischere Ansätze in die nach wie vor leichtgängige Stimmführung (Hören Sie etwa „Alcandro, lo confesso – Non so d‘onde viene“, KV 294). Dieses Quäntchen „Edda Moser“ ist nahezu ideal für die auf diesem ersten Soloalbum präsentierten zehn virtuosen Zirkusnummern für hohen Sopran aus der Feder Mozarts.

Oropesa bringt in ihre Mozart-Interpretation durchaus ihre instrumentale Erfahrung als gelernte Flötistin ein. Eine abwechslungsreiche Farbgebung und länger gespannte Phrasierung, eine sehr gute Atemkontrolle und Ausdauer funktionieren bei ihr auch ohne viel Worte. Aus dem Text und seinen subtilen emotionalen Abschattierungen schöpft Oropesa das Fundament ihrer immer ehrlich und unmittelbar kreatürlich wirkenden hoch persönlichen musikalischen Umsetzung. Stimmlich bis ins letzte Detail perfekt gesungen sind die Arien nicht. Die extremen Höhen geraten bisweilen flach. Der Gesamteindruck ist dennoch überwältigend. Wer schöne Stimmen liebt, kann sich mit diesem Album wonnig darin baden, ohne auf differenzierten Ausdruck und dramatische Artikulation dieser rasanten stimmlichen und seelischen Achterbahnen verzichten zu müssen. 

Als emotionales Zentrum der CD bezeichnet Oropesa „Ah, lo previdi“, KV 272, eine Szene der Andromeda nach einem Libretto von Vittorio Amadeo Cigna-Santi. In der Arie geht es nach Oropesa um eine Reise zwischen Leben und Tod. Mit jemanden gedanklich stark verbunden zu sein wie ein begleitender Schatten ist ja „ein tröstendes und doch herzerweichendes Zeugnis von Liebe.“ Viele von uns werden diese Erfahrung in den letzten Monaten wohl intensiv erlebt haben.

Nummern der CD:

  1. „A Berenice – Sol nascente“, KV 70
  2. „Alcandro, lo confesso – Non so d‘onde viene“, KV 294
  3. „Bella mia fiamma – Resta, oh cara“, KV 528
  4. „Vorrei spiegarvi, oh Dio!“, KV 418
  5. „Chi sà, chi sà, qual sia!“, KV 582
  6. „Misera, dove son?“, KV 369
  7. „Voi avete un cor fedele“, KV 217
  8. „Ah, lo previdi“, KV 272
  9. „Vado ma dove? oh Dei!“, KV 583
  10. „Ah se in ciel, benigne stelle“, KV 538

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

Diese Seite drucken