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SA-CD GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: MESSIAH – JORDI SAVALL – Live Aufnahme aus der Chapelle Royale du Château Versailles

08.12.2019 | cd

SA-CD GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: MESSIAH – JORDI SAVALL – Live Aufnahme aus der Chapelle Royale du Château Versailles vom Dezember 2017, ALIA VOX

Kein Wunder, dass Händels Oratorium „ Der Messias“ über weite Strecken so unglaublich freud- und lichtvoll ist. Seiner Entstehung 1741 in einer unglaublich kurzen Zeitspanne von nur 3 Wochen gingen biographisch schwierige Jahre voraus, die absolute Tiefpunkte in Händels Leben brachten: Händel hatte nicht nur eine vollkommen überraschend auftretende halbseitige Lähmung mittels heißer Schwefelkuren in den Thermalbädern von Aachen wegzustecken, sondern auch mit seinen letzten Opernversuchen (immerhin bekleidete er die Doppelfunktion eines Impresario und Komponisten) lief es vom Publikumszuspruch her – der Arme wurde etwa nach der Aufführung von Deidamia ausgebuht – und damit finanziell katastrophal. Dazu kam noch, dass Königin Caroline, seine treueste Mäzenin und Freundin, starb.

Hallelujah gab es für den mehr oder weniger handlungslosen „Messiah“ in London nach Jahren der Schmähungen und bösen Pamphlete Erfolg, als König George II vor dem berühmten Chorhit, in dem das Wort Hallelujah über siebzig Mal wiederholt wird) aufstand. Eine Tradition, die sich im angelsächsischen Raum bis heute gehalten hat.

Der charismatische katalanische Spezialist für Alte Musik Jordi Savall braucht zwar nicht 275 Orchestermusiker und 300 Choristen wie 1784 anlässlich einer Aufführung des „Messiah“ in der Westminster Abbey. Mit seinem Vokalensemble La Capella Reial de Catalunya und dem Orchester Le Concert des Nations hält er sich an die Handschrift der Partitur, die in der British Library of London aufbewahrt wird, ergänzt durch Oboenstimmen aus einer Version 1754. 

„Wir stehen vor einer sublimen musikalischen Meditation, die über die bloße Erzählung hinausgeht, um jenseits einer realistischen Auffassung von Jesus zum Geheimnis der Schöpfung und Erlösung vorzudringen. Das tut sie mittels einer dreifachen Reflexion über den Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, über die Erlösung der Menschheit und schließlich über das Verhältnis von Gott zu den Menschen.“

Jordi Savall leitet mit dem Solistenkleeblatt Rachel Redmond (Sopran), Damien Guillon (Countertenor), Nicholas Mulroy (Tenor) und Matthias Winckhler (Bariton) eine wunderbar lebendige und gleichzeitig das Mysteriöse der Vorlage in geheimnisvoll indirektes Licht tauchende Aufführung. Nicht zuletzt der tieferen Orchesterstimmung danken sich ein runder voller dunkelrot schimmernder Gesamtklang sowie eine tiefe spirituelle Note ohne Weihrauch und Tralala. 

Die Aufnahme klingt ein wenig hallig, was sich bisweilen auf die Balance zwischen Orchester und Stimmen auswirkt.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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