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SA-CD ENSEMBLE 4.1 „PROGRESS – FORTSCHRITT“ Werke für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier von Dorman, Beethoven und Herzogenberg; Ars Production

03.02.2019 | cd

SA-CD ENSEMBLE 4.1 „PROGRESS – FORTSCHRITT“ Werke für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier von Dorman, Beethoven und Herzogenberg; Ars Production

 

,Piano Windtet‘ nennen die fünf großteils aus Berlin stammenden Musiker des ensemble 4.1, was Beethoven einst als „Quintett auf dem Fortepiano mit vier blasenden Instrumenten akkompagnirt“ bezeichnete. Tatsächlich bietet die für den traditionellen Musikbetrieb exotische Zusammensetzung traumhafte Möglichkeiten, spielerisch neues Terrain zu erkunden,  spannungsdichte Klangflächen zu kreieren, konkret anschauliche Bilder von Stadt und Land zu zeichnen, sie in scharfe Kontur oder sanftere Wechsellichter tauchend. Welches Stück wäre besser geeignet, die bunte Mischung und das kraftvoll aufwühlende Miteinander von Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott zu demonstrieren als Avner Dormans „Jerusalem Mix“.

 

In sechs Sätzen ersteht ein klingender Kosmos des Melting Pot Jerusalem, gelingt es Dorman, dieser altehrwürdigen und doch so modernen Stadt im Drehkreuz zwischen Judentum, Christentum und Islam ein musikalisches Profil zu geben. Seien es die Geschäftigkeit der modernen Großstadt, Gesänge an der Klagemauer, ein Hochzeitsmarsch, eine Explosion, der Ruf eines Muezzins, alles vermengt sich zu einem quirligen Treiben, spiegelt die Pole der  „Ethnien, gesellschaftlichen Klassen, politischen Strömungen und Konfessionen“.  Der israelische Komponist Avner Dorman hat mit seinen 15 Minuten fantastisch schillernder und in der Essenz das Leben feiernder Musik nichts weniger als ein Meisterwerk geschaffen. Die auf der CD präsentierte Aufnahme ist eine großartige Weltpremiere, der ich wünsche, sie möge eine ähnlich breitenwirksame Rezeption erfahren wie ein „Amerikaner in Paris“ von Gershwin. Fehlt nur noch der Film dazu.

 

Auf dem Album geht es mit Beethovens Op. 16, dem Quintett in Es-Dur für Klavier , Oboe, Klarinette, Horn und Fagott weiter. Dieses Frühwerk Beethovens, in Besetzung, formaler Anlage und Tonart  an Mozarts Quintett KV 452 angelehnt, kann als Vorstudie zu den späteren Symphonien aufgefasst werden. In drei Sätzen reizt Beethoven bei sparsam eingesetzten Themen das gesamte Potential des Klaviers in Bezug zu den frech konternden Blasinstrumenten aus. 

 

Als Rarität darf Heinrich von Herzogenbergs Quintett Op. 43 aus dem Jahr 1888 gelten.  Ein Nebeneffekt der Gründung des Ensembles 4.1 piano windtet ist natürlich die Befassung mit Werken abseits ausgetretener Repertoirepfade. So ist hier ein formidabler österreichischer Komponist aus Graz (mit beruflichen Stationen in Leipzig und Berlin) auf den Fährten von Johannes Brahms zu entdecken, der aber, wie dies Konrad Bott in seinem informativen Aufsatz hervorkehrt, im Finale „,Allegro giocoso“ aus dem Schatten des übermächtigen Vorbilds herauszutreten vermag. Das mit einem charmanten Adagio aufwartende Quintett ist zwar keine Spitzenschöpfung. Die glorreichen Musiker des Ensembles veredeln mit ihrem Einsatz, ihrer unbändigen Spiellust und ihrem exquisiten Raffinement jedoch auch dieses hübsche, vergnüglich zu genießende Werk. 

 

Das einzige ,Piano Windtet‘ der Welt möge also vor den Vorhang treten und unseren Applaus, unsere Zuneigung, große Begeisterung und besten Wünsche für die Zukunft entgegennehmen:  Thomas Hoppe (Klavier), Jörg Schneider (Oboe), Alexander Glücksmann (Klarinette), Christoph Knitt (Fagott) und Fritz Pahlmann (Horn). 

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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