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RUTH-MARGRET PÜTZ: Arien und Ensembles aus Opern von Mozart, Nicolai, Donizetti, Verdi und Strauss

„La Stupenda“ aus Krefeld; PROFIL CD

27.03.2018 | cd

RUTH-MARGRET PÜTZ: Arien und Ensembles aus Opern von Mozart, Nicolai, Donizetti, Verdi und Strauss – „La Stupenda“ aus Krefeld; PROFIL CD

Mit vielen CD-Premieren und einer veritablen Erstveröffentlichung ist dieses vom Verlag Hänssler Profil liebevoll edierte Album einer auf dem jetzigen Tonträgermarkt unterrepräsentierten, ganz erstklassigen Sängerin gewidmet. Die Rede ist von Ruth-Margret Pütz, Soubrette, später Koloratur- und lyrischer Sopran mit festen Engagements in Köln, Hannover und Stuttgart. Als ständiger Gast in den 60-er Jahren veredelte sie die Ensembles in Wien und Hamburg, den Salzburger Festspielen ist sie als Konstanze in Erinnerung. Lied, Konzert, Operette, Oper, große und kleinere Rollen, Klassisches und Modernes, Ruth-Margret Pütz war eine vielseitige Künstlerin mit langer Karriere und gelebter pädagogischer Ader. Heute ist sie überwiegend einem älteren Publikum oder Spezialisten bekannt, die diese so silbrig charmante, technisch perfekt geführte Stimme mit dem ihr ganz eigenen Theater-Duft zu schätzen wissen. Eine Stimme wie ein „Gruß vom Himmel“. Hoffentlich trägt die CD dazu bei, Ruth-Margret Pütz auch jüngeren Opernfreunden bekannt zu machen bzw. generell in Erinnerung zu rufen. Das Album bietet auch jede Menge an „Stoff“ für eingefleischte Sammler:

Die wohl berühmteste Koloraturarie der Opernliteratur, Zerbinettas „Großmächige Prinzessin“ aus Richard Strauss‘ Oper „Ariadne auf Naxos“ ist ein erstpublizierter Live-Mitschnitt aus dem Württembergischen Staatstheater Stuttgart vom 6. Oktober 1962.  Es dirigierte Ferdinand Leitner. Ruth-Margret Pütz ist auf dem Zenit ihres Könnens. Ein Kabinettstück. Nicht nur perlende Läufe und  gestochen scharfe Koloraturen sind zu bestaunen, sondern eben auch diese ganz einer konkreten Rolle verschriebene, unmittelbar zu Herzen gehende Ausdrucksfülle und Farbarsenal in der Tiefe und Mittellage, das aus einer großen Sangesleistung eine individuell unvergleichbare, einzigartige macht. Ihr Temperament und ihr Humor übertragen sich auch auf „Platte“. Den größten Raum nehmen drei Ausschnitte aus Mozarts „Entführung aus dem Serail“ ein. Die „Traurigkeit“- (1. Akt)  und die „Martern“-Arie (2. Akt) sind ebenfalls Live-Mitschnitte aus der Residenz Salzburg vom 4. August 1961 (István Kertész leitete das Mozarteum-Orchester). Das große Quartett aus dem 2. Akt „Ach, Belmonte! Ach, mein Leben!“ ist wiederum Stuttgarter Provenienz. Ferdinand Leitner dirigierte das fantastische Kleeblatt Pütz (Konstanze), Traxel (Belmonte), Unger (Pedrillo) und Becker-Egner (Blonde).

 Die übrigen CD-Kostproben aus Ruth-Margret Pütz vokaler Wundertüte sind Studioaufnahmen der Columbia. Da gefallen in deutscher Sprache gesungene Arien aus Verdis „Rigoletto“ (Gilda) und Donizettis „Don Pasquale“ (Norina) ebenso wie die Mozart-Konzertarie KV 416 „Mia speranza adorata! – Ah non sai qual pensa sia (eigentlich aus der Oper „Zemira“ von Pasquale Anfossi) oder die Arie der Frau Fluth „Nun eilt herbei, Witz, heit’re Laune“ aus Otto Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“. In allen vier Tracks dirigiert Berislav Klobučar  die Berliner Symphoniker.

Bei allen Nummern des Recitals fallen die ebenmäßig über alle Register geführte, die obertonreiche, dunkel schillernde Stimme und die exquisite klangliche Substanz der Stimme auf. Dazu kommen ein gleichmäßig strömendes Legato, eine dynamische Flexibilität, ein stets  geschmackvolles Portamento und eine fulminant frei flutende Höhe.  Ein Fest für Melomanen. Vielleicht ist Ruth-Margret Pütz trotz nicht allzu lauten internationalen Echos allein vom einzigartig schönen Timbre und einer atemberaubenden Musikalität her die begabteste und vielseitigste deutsche Sopranistin in diesem Fach. Nachhören!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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