Jacques Offenbach: Die Kreolin • Theater Root • Vorstellung: 06.11.2024
Schweizer Erstaufführung
(5. Vorstellung • Premiere am 26.10.2024)
Beste Unterhaltung!
Die Theatergesellschaft Root (vor 161 Jahren gegründet) sticht mit Offenbachs «Die Kreolin» («La Créole») aus den von den Schweizer Laienbühnen in diesem Herbst und Winter gezeigten Stücken heraus. Die Opéra Comique Offenbachs wird als Schweizer Erstaufführung gezeigt.
Das Libretto mit zahlreichen aus der Commedia dell’arte bekannten Motiven und Wendungen stammt von Arthur David Paul Albert Samuel Millaud. Im Hintergrund waren Offenbachs Stamm-Librettisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy (die auch Bizets «Carmen» schrieben) beteiligt. Entsprechend (motivisch) routiniert ist das Libretto der am 3. November 1875 im Theatre des Bouffes-Parisiens, Passage Choiseul uraufgeführten Opéra comique ausgefallen.
Manuela Felice erzählt die Geschichte eng am Libretto und lässt den Solisten den nötigen Raum zur Entfaltung. Marianne Steiner hat die Kulissen gemalt, die den Zuschauer gleich in wärmere Gefilde entführen. Helen Huwiler verantwortet die Kostüme.
Foto © zVg
Kapitän Immortelle (mit charaktervollem Bariton Gregory Limburg) möchte seinen Neffen René (Raymondo Tiziano mit leicht brüchigem, sehr diskreten Tenor) mit seiner Pflegetochter Antoinette (mit kristallklarem Sopran Franziska Zimmerli) verheiraten. Antoinette aber liebt den Rechtsanwalt Aristide (mit grossartiger Bühnenpräsenz Andrejs Krutojs) und René hat sich vor einiger Zeit auf Guadeloupe in die schöne Kreolin Cocua (mit wunderbar vollem, verführerischen Sopran Mara Maria Möritz) verliebt, der er bei seiner Abreise die Ehe versprochen hat. Als Immortelle Befehl auszulaufen erhält, leitet René gleich die Hochzeit von Antoinette und Aristide in die Wege. Als die drei ihren Urlaub auf Immortelles Landsitz verbringen, kehrt dieser früher als erwartet zurück und bringt eine exotische Schönheit mit. Als Immortelle erfuhr sie entstamme der Verbindung einer Einheimischen mit einem französischen Kapitän, der verschollen sei, adoptierte er sie kurzerhand. René merkt natürlich sofort, dass die Schöne «seine» Cocua ist, muss Immortelle aber vorspielen Antoinette geheiratet zu haben und kann Cocua so erst verspätet reinen Wein einschenken. Immortelle betätigt sich gern als Kuppler und so soll, zum Schrecken der jungen Leute, Cocua Aristide heiraten. Ein erneuter Befehl noch gleichentags auszulaufen, Cocua hat, um Zeit zu gewinnen, das Datum verändert, ist für ihn kein Hindernis: es sollen ihn kurzerhand alle begleiten. Zwei Notare nimmt er mit, um die Heirat auf See vollziehen zu können. Ein Unfall verhindert dann aber die Heirat: Immortelle rammt die Fregatte seines Vorgesetzten, des Admirals (raumgreifend Roland Kornus). Jetzt löst sich alles auf: dass Cocua den Befehl abgeändert hat, dass Aristide bereits mit Antoinette verheiratet ist und dass der Admiral Cocuas verschollen geglaubter Vater ist. Mit diesen Umständen kann sich auch Immortelle anfreunden. Siddique Eggenberger als erster Bootsoffizier Chamas, Ruben Da Costa Steuermann Mathieu, Helmut Rohrer als Notar Kurt, Rolf Nussli als Notar Karl, Esra Seki als Matrose Gaston, Alfred Naef als Matrose Maurice, Kurt Rohrer als Matrose Pierre, Laura Zwyssig als Gouvernante Carlotte und Julia Fürst als Stubenmädchen Claire ergänzen das ausgesprochen spielfreudige Ensemble.
Alois Rettig hat die Partitur instrumentiert und für das Orchester der Theater-Gesellschaft Root eingerichtet. Unter musikalischer Leitung von Peter Aregger lassen die Musiker einen herrlich lebendigen Offenbach erklingen. Stubenmädchen, Matrosen, Bürgerinnen und Bürger werden vom Chor der Theater-Gesellschaft Root mit einer Leidenschaft und Spielfreude dargestellt, wie sie nur an Laienbühnen zu finden ist.
Beste Unterhaltung!
09.11.2024, Jan Krobot/Zürich