ROM /Opernhaus: LOHENGRIN zur Saisoneröffnung
Premiere und feierliche Saisoneröffnung mit Lohengrin in Rom

Foto: Andrea Matzker

Foto: Andrea Matzker
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Bis auf eine viel diskutierte Neuenfels-Inszenierung ist es nun 50 Jahre her, seit die Römer zuletzt Lohengrin in ihrem Opernhaus erleben konnten. Im Teatro dell‘Opera di Roma, eigentlich Teatro Costanzi nach seinem Initiator Domenico Costanzi benannt, gab es nun gleichzeitig die Premiere und die festliche Saisoneröffnung mit Wagners angeblich italienischster Oper, dem romantischen Lohengrin, zum ersten Mal in deutscher Sprache.
Bereits der rote Teppich ließ erahnen, welch Galaabend zu erwarten war. Berühmte Persönlichkeiten der Stadt, aus der Film- und Fernseh-Szene, Künstler und die unvermeidlichen Influencer wandelten in das weihnachtlich geschmückte Opernhaus, das bis auf den letzten Platz ausverkauft war. Intendant Francesco Giambrone begrüßte den ersten Bürger der Stadt, Dr. Roberto Gualtieri, selbstverständlich beide im formvollendeten Smoking. Die Damen, wie auch Contessa Marisela Federici, trugen bevorzugt goldene Roben. Filmregisseur, Moderator und Autor Roberto D‘Agostini ließ sich von einer Primaballerina und Choreografin begleiten, die Fernsehstars Corrado Augias und Dr. Bruno Vespa sprachen für sich. Letzterer macht zurzeit, abgesehen von seinen fast täglichen Auftritten im italienischen Staatsfernsehen, mit seinem aktuellen Buch mit dem Titel „Fini mondo“ oder „Das Ende der Welt – Wie Hitler und Mussolini die Geschichte geändert haben. Und wie Trump sie umschreibt“ Furore. Nicht wenige Deutsch sprechende Gäste waren angereist, Kinder und sogar ein wohlerzogener Labrador mit schwarz glänzendem Fell waren zugegen. Auch der Kölner Opernbass Boris Drujic hatte einen Abstecher nach Rom gemacht, bevor er zwei Tage später zuhause im Nabucco auf der Bühne stand.

Foto: Andrea Matzker

„Elsa“ Jennifer Holloway und „Lohengrin“ Dmitry Korchak. Foto: Andrea Matzker
Richard Wagner hätte seine Freude gehabt, wie zauberhaft, sensibel und einfühlsam der Dirigent Michele Mariotti das hinreißende Orchester des Teatro dell’Opera dirigierte. Auch der Chor desselben hätte nicht besser sein können. Dementsprechend fiel auch am Ende der Schlussbeifall aus. Die Hauptdarsteller, besonders Lohengrin (Dmitry Korchak), Elsa (Jennifer Holloway) und Ortrud (Ekaterina Gubanova), waren ideale Wagner-Interpreten. Lohengrin verzauberte das Publikum mit fantastischen Piani, gleichzeitig mit großer Wagner-Stimme und erfreulicherweise mit einer derart guten Aussprache, dass man jedes Wort verstehen konnte. Die Akustik des Hauses und die Disziplin des Publikums waren einfach nur ein Traum. Der Schlussapplaus war überwältigend. Durch das gesamte Haus hallten die begeisterten Rufe. Eindeutig positive Reaktionen und lange Ovationen erfolgten auf Lohengrin, Elsa, Ortrud, den Dirigenten mit Orchester sowie den Chor, den Ciro Visco einstudiert hatte. Allein die karge und minimalistische Regie von Damiano Michieletto, im Übrigen ohne jeden Schwan (stattdessen mit wassergefüllter Badewanne und Sarg), wurde ausgebuht.
Die Übertitel sind auf Italienisch und auf Englisch verfasst. Anstatt eines zierlichen Programmheftes gibt es einen richtig dicken Schmöker von 329 Seiten mit der gesamten Oper in italienischer Sprache, ausführlichen Erklärungen und vielen qualitätvollen Fotos. Er passt leider in keine Abend-Handtasche, ist aber außerordentlich vielsagend. Passend zur Aufführung kann man verschiedene Ausstellungen zu Lohengrin und Wagner besuchen, außerdem auch einen herrlichen Schwan, umgeben von Originalkostümen, in einem der vielen Aufenthaltsräume des Opernhauses bewundern. Absolut stilecht wurde die feine Gesellschaft nach dem ersten Akt zum Brindisi gebeten, bevor im Anschluss das Galadinner für geladene Gäste, wie im letzten Jahr, im St. Regis, einem der feinsten Hotels der ewigen Stadt, stattfand.

„Elsa“ Jennifer Holloway. Foto: Andrea Matzker

„Elsa“ Jennifer Hollloway. Foto: Andrea Matzker

Der Chor. Foto: Andrea Matzker

„Elsa“ Jennifer Holloway und „Lohengrin“ Dmitry Korchak. Foto: Andrea Matzker

Schlussapplaus. Foto: Andrea Matzker

Der einzige Schwan gefindet sich in der dazugehörigen Ausstellung. Foto: Andrea Matzker

Richard Wagner-Büste in der Ausstellung. Foto: Andrea Matzker

Roms Bürgermeister Dr. Roberto Gualtieri und Intendant Francesco Giambrone. Foto: Andrea Matzker

Roberto D’Agostino mit Ballerina Eleonora Abbagnato. Foto: Andrea Matzker

Comtessa Mariselda Federici. Foto: Andrea Matzker

Dr. Bruno Vespa. Foto: Andrea Matzker

Bassist Boris Djuric von der Kölner Oper. Foto: Andrea Matzker
Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

