Drei Helden der Antike in den Vatikanischen Museen!
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Rom, Vatikanische Museen. Foto: Andrea Matzker
Wer die Vatikanischen Museen in Rom besuchen möchte, tut dies, insofern er sich nicht selbst perfekt auskennt, am besten im Rahmen einer professionellen Führung. Vor allem sollte man rechtzeitig den Termin ausmachen. Besonders zu empfehlen ist eine Nachtführung, da zu dieser Zeit die Museen sicherlich nicht so gut besucht sind wie tagsüber beim regulären Publikumsverkehr. Dies ist selbstverständlich nur möglich in Begleitung eines Angestellten der Vatikanischen Museen und eines professionellen Führers. Vor allem aber sollte man gut zu Fuß sein. Und ist man dies nicht, so sollte man rechtzeitig dafür sorgen, dass man über die entsprechenden Hilfsmittel verfügt, die auch zugelassen sein müssen. Denn, nur für diejenigen, denen die Örtlichkeiten noch nicht vertraut sind: Man muss kilometerweit laufen. Dennoch, auch hier gilt, ebenso wie beim Petersdom, eigentlich wären viele Tage nötig, um sich auch nur halbwegs einen eigenen guten Überblick über dieses großartige Museum zu verschaffen.
Die 54 päpstlichen Kunstsammlungen der Vatikanischen Museen verteilen sich auf ca. 55.000 m² in 1400 Räumen und 20 Höfen. Etwa 70.000 Kunstwerke befinden sich im Besitz der Vatikanischen Museen, von denen jeweils ungefähr 20.000 den alljährlich 6,5 Millionen Besuchern präsentiert werden. Bevor die Museen die Geschichte der angesehenen Sammlungen erzählen, symbolisieren sie die repräsentative Umgebung der Päpste, die im Laufe der Jahrhunderte aufeinander folgten. Die immense Sammlung der römisch-katholischen Kirche umfasst einige der berühmtesten römischen Skulpturen und die größten Meisterwerke der Renaissancekunst der Welt. Papst Julius II. räumte zunächst nur Künstlern, Adligen und Gelehrten das Privileg ein, einige Meisterwerke der Kunst im damaligen Belvedere-Palast, heute Teil des Pio-Clementino-Museums, zu bewundern. Erst seit 1771 wurden die Sammlungen auf Geheiß von Papst Clemens XIV. öffentlich zugänglich.
Allein die Galerie der Landkarten (Galleria delle carte geografiche) ist 120 m lang und misst eine Breite von 6 m. Sie ist beidseitig mit 40 groß dimensionierten topographischen Karten italienischer Städte und Regionen ausgestattet, die von 1580 bis 1583 von Ignazio Danti konzipiert und unter anderem von Giorgio Vasari gemalt wurden. Der Gang durch die Galerie entspricht einem Flug über den Apennin.
Die Galerie der Landkarten.
Der berühmte Hof des Belvedere (Cortile del Belvedere) an der Vatikanischen Bibliothek war ursprünglich das Herz der Vatikanischen Museen. Nach den Plänen Bramantes war er anfänglich als quadratischer Garten mit Orangenbäumen und einem Brunnen in der Mitte angelegt. Nach seinem Umbau zu einem Oktogon erhielt er vier Pavillons, die nach den berühmten Statuen benannt wurden, die sich jeweils darin befinden: Hermes, Apollo von Belvedere nach Leochares, Perseus mit dem Medusenhaupt von Canova und die legendäre Laokoon-Gruppe. In der bildenden Kunst gilt letztere als die bedeutendste Darstellung des Todeskampfes Laokoons und seiner Söhne. Bereits von Plinius dem Älteren wurde das 1,84 m große Werk bewundert. Es entstand um die Zeit von Christi Geburt und wird den Künstlern Hagesandros, Polydoros und Athanasanos aus Rhodos zugeschrieben. Als die Gruppe erst am 14. Januar 1506 in der Nähe der Domus Aurea Neros von Felice de Fredi wiederentdeckt wurde, erlangte sie große Beachtung und Bedeutung in der europäischen Geisteswelt. Michelangelo, der sofort zum Fundort gerufen wurde, war sehr beeindruckt von Größe, Ästhetik und Anatomie dieses Kunstwerks des Hellenismus. Die Laokoon-Gruppe, ebenso wie der Torso von Belvedere, haben ihn maßgeblich beeinflusst, was sich sowohl in den pracht- und kraftvollen Darstellungen der Sixtinischen Kapelle als auch in seinem Gesamtwerk niederschlägt. Gotthold Ephraim Lessing schrieb 1766 eine Abhandlung mit dem Titel „Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie“ und zeigte die Unterschiede zwischen der bildenden Kunst und der Literatur auf. Goethe beschrieb die Laokoon Gruppe als „[…] ein Muster von Symmetrie und Mannigfaltigkeit, von Ruhe und Bewegung, von Gegensätzen und Stufengängen“ und die Gruppe würde „[…] den Sturm der Leiden und Leidenschaft durch Anmut und Schönheit mildern.“
Laokoon und seine Söhne: Foto: Andrea Matzker
Der Torso vom Belvedere (Torso del Belvedere) in der Sala delle Muse des Pio-Clementino-Museums ist das 1,59 m hohe Fragment eines sitzenden Mannes aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. und wurde von Apollonius von Athen geschaffen, der sein Werk auch sichtbar signierte. Es zeigt den angespannten Körper eines kraftvollen Mannes auf einem Pantherfell, womöglich den verletzten Philoktet, den griechischen Helden Ajax, während er über Selbstmord nachdenkt, oder den Selen Marsyas kurz vor seinem Tod durch Häutung. Wahrscheinlich wurde der Torso im Jahr 1420 auf einem Grundstück der Colonna gefunden. 1463 gelangte er in den Besitz von Andrea Bregno, einem guten Freund von Michelangelo, und stellte seitdem das kostbarste Stück von dessen Antikensammlung dar. Im Jahre 1500 erwähnt ein Mailänder Dichter in einer Terzine über Rom den Torso mit großer Hochachtung. Papst Julius II. hatte Michelangelo beauftragt, den Torso zu vervollständigen, doch Michelangelo lehnte ab. Zwischen den Jahren 1530 und 1536 gelangte der Torso in die Vatikanischen Museen. Ursprünglich befand er sich im Belvedere-Hof, daher auch der Name, und seit 1973 befindet sich an seinem jetzigen Standort.
Der Torso vom Belvedere. Foto: Andrea Matzker
Der runde Saal (Sala Rotonda) mit Rundkuppel ist eine Nachbildung des Pantheons von Kaiser Hadrian, 1779 nach Entwürfen von Michelangelo Simonetti vollendet. In dem Saal befinden sich Nischen mit kolossalen Statuen und Fußboden-Mosaike aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., die in Otricoli und Sacrofano gefunden worden waren. In der Mitte des Saales befindet sich die größte, bekannte Steinschale der Antike. Aus einem einzigen großen Stück gefertigt, hat sie einen Umfang von knapp 15 m und stammt aus Neros Casa Aurea. Sie besteht aus rotem Porphyr und diente wahrscheinlich dazu, einen großen, repräsentativen Raum mit Pflanzen zu schmücken. Die rote Farbe und die Gesteinsart waren sehr selten und daher bei den Römern den Kaisern vorbehalten, die sich darin bestatten ließen. Die Porphyr-Tradition wurde sehr geschätzt in Byzanz, bei den Staufern, von den Bischöfen der christlichen Kirche und von den Medici. Sehr bekannt sind auch die vier Tetrarchen an der Porta della Carta vom Markusdom in Venedig. Sie wurden um das Jahr 300 in Ägypten oder Kleinasien hergestellt und stellen die damaligen vier römischen Herrscher dar. Ihr gleichartiges Aussehen und ihre innige Umarmung sollten die Eintracht und Solidarität unter ihnen darstellen. Die Herstellung der Schale aus dem Vatikan ist eine hervorragende handwerkliche Leistung aus der Zeit der römischen Antike. Dies betrifft sowohl den Glanz als auch die Größe des Bassins. Die Intensivierung der roten Farbe, die auf das Mineral Hämatit (Blutstein) zurückzuführen ist, und der Glanz des Steins könnten durch Politur oder einen Auftrag von Wachsen oder Ölen entstanden sein. Die Porphyr-Schale von der Rotunde im Vatikan führte Karl Friedrich Schinkel zu der Überlegung, die rote Granitschale im Lustgarten von Berlin mit einem Umfang von 23 m in der Rotunde des dortigen Alten Museums aufzustellen. Wegen ihrer enormen Größe hat sie es allerdings nur bis vor den Eingang des Museums geschafft. Sie besteht aus rotem Granit, der von den Substanzen her denen des roten Porphyrs sehr ähnlich, aber härter ist.
Die Porphyrschale der Sala Rotonda. Foto: Andrea Matzker
Der Saal der Tiere (Sala degli Animali) wurde unter Papst Pius VI. von 1775 bis 1799 als ein „Zoo aus Stein“ („Zoo di pietra“), wie er auch genannt wird, ins Leben gerufen und beherbergt in zwei Sälen eine große Ansammlung von Tieren oder Göttern und Menschen in Begleitung von ebensolchen. Besonderer Wert wurde auf den Gebrauch von seltenen Steinarten gelegt, die den Fellfarben der originalen Tiere möglichst gleichen sollten. Darunter sticht ganz besonders ein zauberhafter Jaguar hervor, der, kunstvoll aus Alabaster gefertigt, Francesco Antonio Franzoni zugeschrieben wird. Pius VI. erwarb die Skulptur im Jahr 1795. Die Szenerie des „Zoos aus Stein“ wird im Hintergrund beherrscht von einer großen, stehenden Marmorstatue des Meleagros. Der mythologische Held Ätoliens ist dargestellt als siegreicher Jäger in Begleitung seines Hundes mit einem von ihm erlegten kalydonischen Eber. Er trägt einen vom Wind bewegten Mantel, der seinen Arm umschlingt. Die Statue stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und ist nach einem Original von Skopas aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. geschaffen worden.
Meleagros im Zoo der Tiere. Foto: Andrea Matzker
Die Stanze der Signatur (Stanza della Segnatura) ist der erste der in den Jahren von 1508 bis 1524 von Raffael und seiner Schule ausgemalten Säle. Die drei höchsten menschlichen Prinzipien des Geistes bestimmen diesen Saal: Das Wahre, das Gute und das Schöne. Sie sind dargestellt in den vier Wandfresken und in den Fresken der Gewölbe. In der „Schule von Athen“ hat Raffael die natürliche Wahrheit und die philosophische Vernunft dargestellt in Form von antiken Philosophen, wie Platon, Aristoteles, Pythagoras, Diogenes, Heraklit, Euklid, Zarathustra, Ptolemäus, die zum Teil Gesichtszüge von historischen Personen tragen, wie von Michelangelo und von Raffael selbst. Der zweite Kopf von rechts an dem Säulenkapitell mit der schwarzen Kopfbedeckung zeigt sein Antlitz. Er ist die einzige Person auf dem Gemälde, die dem Betrachter direkt in die Augen schaut. Das Gemälde sollte ein Spiegel der Gemeinschaft der Intellektuellen aus der gesamten klassischen Welt sein. Im Zentrum diskutieren Platon (links), der die Gesichtszüge des von Raffael höchst geschätzten Leonardo tragen soll, und Aristoteles über Idealismus und Realismus. Die Philosophen, Dichter und Denker haben sich auf Platons Seite versammelt. Die Wissenschaftler, Physiker und empirischen Denker hingegen stehen auf der Seite von Aristoteles. Der grübelnde, einsam auf den Stufen sitzende, nachdenkende und schreibende Mann dürfte im Reich der Philosophen Heraklit und im wahren Leben Raffaels Kollegen Michelangelo darstellen, der als Eigenbrötler galt.
Im Gegensatz zu den anderen Fresken wurden die der Stanze der Signatur in den Jahren 1508-1511 fast ausschließlich von Raffael selbst gemalt. Spätere Arbeiten im päpstlichen Palast wurden hauptsächlich von seinen Schülern und seiner Werkstatt ausgeführt. Die Perspektive der „Schule von Athen“ sorgt dafür, dass sich der Betrachtende quasi mit im Bild befindet. Der Fluchtpunkt der Linien befindet sich im Himmel in der Nähe der Köpfe beider Philosophen und der nach oben weisenden Hand von Platon, was bedeutet, dass die geistige Auseinandersetzung auf einer höheren Ebene stattfindet. Das Blau des Himmels wiederholt sich in den Gewändern der fünf Philosophen, und das Dunkelrot des Marmors und des Gewölbes erinnert ebenso an die Gewandung der Philosophen. Die „Schule von Athen“ erzielte augenblicklich eine enorme Reputationssteigerung Raffaels, was sich auch darin widerspiegelt, dass er sein Ebenbild selbstbewusst und selbstverständlich in die Reihe der großen Philosophen, Wissenschaftler, Denker und Gelehrten eingliederte. Der Künstler ist nicht mehr allein als Handwerker, sondern als außerordentliche Persönlichkeit geachtet.
Die Sixtinische Kapelle (Cappella Sistina) wurde zwischen 1475 und 1483 unter Papst Sixtus IV., nach dem sie auch benannt ist, vom Architekten Giovannino de’Dolci erbaut nach Plänen von Baccio Pontelli und am 15. August 1483 feierlich eingeweiht. Planer und Erbauer sind gemeinsam vor Ort abgebildet auf Peruginos „Schlüsselübergabe“ („La Consegna delle chiavi“) aus Anlass der Eröffnung. Pontelli trägt auf dem Gemälde den Kompass, Dolci den Winkel. Die Sixtinische Kapelle liegt unmittelbar nördlich des Petersdoms und ist mit diesem direkt über die Sala und die Scala Regia von Gian Lorenzo Bernini verbunden. Besucher können die Sixtinische Kapelle allerdings nur über die Vatikanischen Museen betreten. Sie ist 40,9 m lang, 20,7 m hoch und 13,4 m breit. Damit kommen ihre Maße in etwa denen eines salomonischen Tempels gleich, bei dem die Länge ungefähr der doppelten Höhe und der dreifachen Breite entspricht. Die Wandgemälde zeigen Szenen aus dem Leben von Christus und Moses und wurden von verschiedenen Malern der Renaissance geschaffen, wie Sandro Botticelli, Pietro Perugino und Luca Signorelli. Die Decke gestaltete Michelangelo zwischen 1500 und 1512 im Auftrag von Papst Julius II. hauptsächlich allein, da er von der Arbeit anfänglich angestellter Assistenten enttäuscht war. Außerdem wollte er sein Projekt so geheim wie möglich halten. Am 1. November 1512 wurde sein Meisterwerk enthüllt und gilt fortan als eines der bedeutendsten Kunstwerke aller Zeiten. Auf 520 m² stellte Michelangelo Szenen der Genesis dar mit allein 115 überlebensgroßen Figuren. Das Detail der Erschaffung Adams, bei der Gottvater mit seinem ausgestreckten Zeigefinger Adam zum Leben erweckt, ist eines der meistreproduzierten Gemälde der Welt.
Über 20 Jahre später, im Jahre 1532, wurde Michelangelo von Clemens VII. beauftragt, die Stirnwand der Kapelle mit einem weiteren Fresko zum Thema des Jüngsten Gerichts zu schmücken. Dafür mussten drei Gemälde des Malers Perugino weichen. Von 1536 bis 1541 arbeitete Michelangelo daran. Das Gemälde ist über 200 m² groß und enthält ca. 390 Figuren, die zum Teil überlebensgroß sind. Er stellte das Werk mit 66 Jahren fertig und, ganz im Gegensatz zu den anderen Kollegen seiner Zeit, hat er es höchstwahrscheinlich ganz allein geschaffen. Der Künstler stellte sich selbst auf der abgezogenen Haut des heiligen Bartholomäus dar.
Kurz vor seinem Tod im Jahr 1564 wurde ein Erlass verabschiedet, der Übermalungen von als unsittlich geltenden Abbildungen vorsah. Er hieß: „Pictura in Cappella Apo[stoli]ca coopriantur.“ Diese Übermalungen der entblößten Körper wurden bald begonnen und noch Jahrzehnte lang fortgesetzt. Dafür verantwortlich war Daniele da Volterra, den man daher auch den „Hosenmaler“ („Il braghettone“) nannte. Erst bei der letzten großen Restaurierung in den Jahren 1980 bis 1994 wurde das Fresko bis auf die Hosenmalerei wieder in seinen Urzustand versetzt. Daniele da Volterra hatte nämlich die meisten ursprünglichen Malereien Michelangelos nicht einfach übermalt, sondern abgeschlagen, um das Fresko mit seinen Bekleidungen und Bedeckungen neu auf die frische Wand zu bringen.
Dies alles ist nun bald 500 Jahre her. Und doch ist es heutzutage nicht so abwegig, wie die „Berliner Zeitung“ vom 28.2.2014 schreibt: „Ein offener Brief an die Berliner Gemäldegalerie Alter Meister richtet allergrößte Bedenken gegen Caravaggios Meisterwerk „Amor als Sieger“, gemalt 1602 und schon seit der Erwerbung aus der Sammlung Giustiani 1815 ein weltberühmtes und vielbeneidetes Juwel der preußischen Museen. Das Bild soll nun, ginge es nach den Briefschreibern, wegen seiner „unnatürlichen und aufreizenden Position“ schleunigst von der Wand. Die „ausdrücklich obszöne Szene“ diene „zweifellos der Erregung des Betrachters“. Auch unter Rücksicht auf das Alter des „Modells“ sei dieses „künstlerische Produkt“ höchst verwerflich.“ Und „Das Blättchen“ kommentiert am 17.3.2014 dazu: „Obsiegte solche Bild-Betrachtung künftig, käme einiges auf uns zu, denn wer weiß, an wie vielen Wohn- oder Schlafzimmerwänden ein Druck des Amor oder vergleichbarer Schweinskram hängen. Besser – hängt sowas schon mal ab. Und wer noch einen Ofen oder Kamin hat, sollte wissen, was zu tun ist, um ganz sicher zu gehen.“
Die Sixtinische Kapelle. Foto: Andrea Matzker
Doch nun zurück zu den Fresken der Sixtinischen Kapelle: Erst nach dieser letzten und ausgiebigen Restaurierung jedenfalls kamen die unglaublich leuchtenden Originalfarben zum Vorschein. Jahrhundertelang hatte man keinen blassen Schimmer von dieser Pracht der Farben durch den grauen Schleier der Verschmutzung, der sich mit der Zeit auf ihnen angesammelt hatte. An manchen Stellen hat man ein kleines Rechteck mit der verschmutzten Oberfläche stehen lassen, damit der Unterschied sichtbar wird. Da eine große, japanische Firma maßgeblich an den Restaurationskosten beteiligt war, hat sie sich im Gegenzug die Fotorechte gesichert. Auch daher ist es ausdrücklich verboten, in der Sixtinischen Kapelle Fotos zu machen. Wer beim Knipsen erwischt wird, dem droht der Rausschmiss oder die Wegnahme der Kamera. Angeblich soll Papst Franziskus schon einmal Fotos in der Sixtinischen Kapelle gemacht haben. Er hat aber sicherlich Gottes Segen dazu, und neben seinem Hausrecht auch die Erlaubnis. Im Kölner Odysseum fand vom 17. Juni bis zum 23. Oktober 2016 eine Bilderschau mit dem Titel „Der andere Blick“ statt, in der man auf 1200 m² die Fresken Michelangelos aus nächster Nähe bewundern konnte, abfotografiert und großformatig auf Leinwände projiziert. Dort entstanden auch die hier beigefügten Fotos. Eine genau durchdachte LED-Beleuchtung simuliert am Originalschauplatz das normalerweise durch die Fenster eindringende Tageslicht und ermöglicht es den Beteiligten des Konklaves, ihre Stimmzettel und Dokumente zu lesen. Man versucht, den Fluss der Touristen kontrolliert zu begrenzen, um die Kunstwerke möglichst zu schonen. In Ausnahmefällen finden auch Messen und Taufen in der Sixtinischen Kapelle statt. Papst Franziskus spendet jedes Jahr am Fest der Taufe des Herrn, dem ersten Sonntag nach Epiphania, Kindern, meistens Angehöriger des Vatikans, das Sakrament der Taufe an diesem besonderen Ort des Christentums, an dem die Kardinäle der ganzen Welt zum Konklave zusammenkommen, um den jeweils neuen Papst zu wählen.
„Die Schule von Athen“ von Raffael. Foto: Andrea Matzker