Das Theater dell’Opera di Roma eröffnet die Saison mit der Premiere von Simon Boccanegra (27.11.2024)
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Teatro dell Opera di-Roma vor der Premiere und mit neuer Beleuchtung von AVEA. Foto: Andrea Matzker
Funkelnde Palmen vor der Oper. Foto: Andrea Matzker
Die Premiere mit-Simon Boccanegra im-Teatro dellOpera di Roma. Foto: Andrea Matzker
Zwölf ganze Minuten durchgehender Applaus für die großartige Glanzleistung aller Beteiligten. Nicht umsonst wurde die wahrscheinlich politischste Arbeit Verdis zu dieser bedeutsamen Premiere der Hauptstadt Italiens ausgesucht. Simon Boccanegra gilt fürwahr nicht als „leichter Stoff“ und verlangt nach ausgezeichneten Sängern und Darstellern, die sich bereits im Verdi-Fach ihren Namen gemacht haben. Vor allem aber ist das Thema absolut aktuell, ebenso wie in der sogenannten zweiten Hauptstadt Italiens, Mailand, die Macht des Schicksals an der Scala zur Premiere gewählt wurde mit ihrer wahrscheinlich bekanntesten Arie „Pace…“. Fast genau zeitgleich, als eine Ursula (von der Leyen) „bis“ (auf den italienischen Titelseiten) bestätigt wird, der kommende amerikanische Präsident feststeht, eine Kriegspause eingelegt wird, und sich die ganze Welt vor allem nach Frieden sehnt, allen voran der Papst, passen diese Opern genau in den Kontext. So trägt die berühmte Titelfigur Simon Boccanegra die Verantwortung, der Regierung eine Möglichkeit des Friedens, der Vergebung, ohne soziale Barrieren und ohne Gewalttätigkeit zuzutrauen. Aber es geht auch um die Dramen in der Familie, einen Vater, der seine Tochter verliert, das Schicksal der Waisen und die brutalen Folgen der politischen Intrigen, die Familien, Menschen und ihre Charaktere zerstören. Das kleine Mädchen mit den Locken und dem hellblauen Kleidchen, dass die allererste Szene eröffnet und ganz am Ende wieder auftaucht, wirft darauf einen anderen Blick, der die Einsamkeit eines Waisenkindes oder die eines Vaters, der ein tragisches Schicksal erleidet, beleuchtet. Diese Szenerie enthält viel Melancholie und macht nachdenklich.
Die Person des Simone gilt als eine der komplexesten Figuren Verdis, und findet in Luca Salsi ihren absoluten Meister, denn er kann von politischen Dialogen bis zu den feinsten Empfindungen eines Vaters jede Variante stimmlich und gesanglich ausdrücken. Nicht umsonst gilt er ja wahrscheinlich zurzeit als einer der besten Verdi-Baritone der jüngeren Generation. Aber wer nun gedacht hätte, dass die anderen Sänger nicht seinem Niveau entsprächen, liegt völlig falsch, denn all seine Kollegen konnten ihm das Wasser reichen. Insofern war es eine ausgesprochen ideale Interpretation dieser schwierigen und ansonsten so selten zu hörenden Oper. Eleonora Buratto ist eine ebenso facettenreiche Sängerin und Darstellerin wie er und begeistert in jeder Hinsicht. Michele Pertusi gibt einen musikalisch und dramatisch großartigen Jacopo, und Stefan Pop lässt gar in manchen Szenen an den jungen Pavarotti erinnern. Alle weiteren Sänger, Chor und Orchester sind hervorragend unter dem erfahrenen Dirigenten Michele Mariotti, der bereits 2007 Simon Boccanegra in Bologna dirigierte. Regie (Richard Jones), Bühnenbild und Kostüm sind, wie immer, geschmacksabhängig, aber was ausgesprochen positiv zu bewerten ist: Sie stören in keinster Hinsicht die professionelle Arbeit aller Beteiligten.
In der Königsloge wohnte der Premiere neben dem Bürgermeister Roms Roberto Gualtieri die 94-jährige Holocaust-Überlebende und Senatorin auf Lebenszeit des italienischen Senats Liliana Segre bei, auch ein unbedingtes politisches Zeichen. Unter den Gästen befanden sich weiterhin viele Sponsoren, wie zum Beispiel die Firma Avea, die sämtliche Brunnen der Stadt sowie das Opernhaus beleuchtet, und neben vielen Politikern, Künstlern und namhaften Römern auch einige Berühmtheiten aus dem gesellschaftlichen Leben Roms. Bruno Vespa, der die Oper auch unterstützt, musste parallel zur Premiere eine Livesendung im Fernsehen moderieren, dafür waren aber seine Kollegen Corrado Augias und Contessa Marisela Federici anwesend.
Im Anschluss an die Premiere wurde im noblen The St. Regis zur Premierenfeier geladen.
Andrea Matzker/ Dr. Egon Schlesinger
Contessa Marisela Federici. Foto: Andrea Matzker
Fernsehlegende, Journalist und Autor Corrado Augias. Foto: Andrea Matzker
Kurz vor Beginn der Premiere mit Liliana Segre in der Königsloge. Foto: Andrea Matzker
Szenenapplaus für Luca-Salsi als Dogen. Foto: Andrea Matzker
Schlussapplaus für Tenor Stefan Pop. Foto: Andrea Matzker
Schlussapplaus für die Sopranistin Eleonora Buratto. Foto: Andrea Matzker
Schlussapplaus für den Titelrollensänger. Foto: Andrea Matzker
12 Minuten durchgehender Schlussapplaus. Foto: Andrea Matzker
Teatro dellOpera di Roma. Foto: Andrea Matzker
Die Bühne nach der Premiere. Foto: Andrea Matzker
Stilvolle Premierenfeier im The-St. Regis Rome, einer der feinsten Adressen der Stadt. Foto: Andrea Matzker