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ROM: Ausstellung „Flowers“ im Chiostro del Bramante von Rom

06.12.2025 | Ausstellungen

Ausstellung „Flowers“ im Chiostro del Bramante von Rom

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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Cafe und Bistrot  Le Sibille. Foto von Andrea Matzker

„Blumen, von der Renaissance bis zur künstlichen Intelligenz“ werden mit all ihrer Bedeutung in Poesie, Kunst, Wissenschaft und Technologie in der bislang in Italien größten Ausstellung zu diesem Thema gezeigt. Über 90 Kunstwerke aus zehn verschiedenen Ländern werden im Innenhof mit Kreuzgang und auf zwei Etagen in dem mit der Kirche Santa Maria della Pace verbundenen Klostergebäude von Donato Bramante gezeigt. Die Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Manuskripte, Wandteppiche und Installationen aus fünf Jahrhunderten stammen zum großen Teil aus weltberühmten Museen und bedeutenden Sammlungen, wie dem Louvre, dem Mussée d‘Orsay oder auch der Galleria Borghese.

Natalia De Marco, die künstlerische Leiterin des Chiostro del Bramante, erklärt dazu: „Blumen sind weit mehr als nur dekorative Elemente. Sie sind universelle Symbole, die jeden Aspekt des Lebens repräsentieren, von Widerstandskraft bis Spiritualität, von Liebe bis Konflikt, von Wissenschaft bis Ökologie. Die Schönheit der Blumen ist universell, doch ihre Interpretation verändert sich nach Ort und Zeit. Die Ausstellung ist eine Einladung, die suggestive Kraft dieser außergewöhnlichen Geschenke der Natur neu zu entdecken.“

Da die bezaubernde Ausstellung noch bis Ende Januar 2026 verlängert wurde, möchten es die Autoren dieses Artikels nicht verpassen, die Leser und Rom-Besucher darauf aufmerksam zu machen, zumal der Chiostro nur wenige Meter von der Piazza Navona entfernt ist. Vor allem für die vielen Rom-Reisenden zu Weihnachten und zum Jahreswechsel  könnte nicht nur der Besuch der Ausstellung, sondern auch der des hauseigenen Cafés und Bistrots „Le Sibille“ (nach Raffaels Sibyllen in der anliegenden Kirche benannt) eine Bereicherung und angenehme Abwechslung sein, zumal zum Ende des Heiligen Jahres noch eine nicht unbedeutende Anzahl von Pilgern in der ewigen Stadt unterwegs ist.

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Tempel der Blumen von Austin Young. Foto: Andrea Matzker 

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Il piccolo paradiso von Austin Young. Foto: Andrea Matzker

Die faszinierende Reise in die Welt der zeitlosen Schönheit der Blumen von klassischen Werken bis zur Moderne beginnt mit dem Werk „Tempel der Blumen. Il piccolo paradiso“ von Austin Young aus dem Jahr 2025, das den Besucher in einem komplett mit Blumen auf Stoffbahnen geschmückten Innenhof empfängt. Es entstand als Auftragswerk zu dieser Ausstellung. Die einzigartige Idee von der Verbindung des überdachten, barocken Klosterhofes mit Kreuzgang und den herrlichen Farben der Stoffbahnen, die sich im Wind wiegen, bildet eine traumhaft schöne Kulisse, die man gar nicht verlassen möchte.

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 Kroenungsschmuck von Kaiserin Sissi .Foto von Andrea Matzker

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Eve von Jules Aimee Dalou 1866. Foto: Andrea Matzker

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Narcisse von Edouard Theophile Blanchard 1876. Foto: Andrea Matzker

Betritt man schließlich die Ausstellung selbst, begrüßen einen nacheinander die Skulptur „Eve“, das Relief „Flore“ und das Gemälde „Narcisse“, jeweils von bedeutender Provenienz, bevor man in einen, äußerst ästhetisch und interessant angeordneten Saal eintritt. Neben Gemälden mit den vier Jahreszeiten, Korallen-Blumen, Schmetterlingen, erwartet den Besucher hier tatsächlich der goldene Haarschmuck von Sissi, der Kaiserin Elisabeth von Österreich, den sie zu ihrer Hochzeit mit Kaiser Franz Joseph I. am 24. April 1854 als 16-jährige Braut trug. Er ist ein Beispiel dafür, welch künstlerisch hochwertige und bedeutungsträchtige Juwelen in königlichen Familien getragen wurden.

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Le Triomphe de Flore von Jean Baptiste Carpeaux 1873. Foto: Andrea Matzker

Dieses kunstvolle Meisterwerk bedeutet zugleich den Anfang eines ikonenhaften und tragischen Lebens. Die Blüten der Myrte, die nicht umsonst auch Brautmyrte genannt wird, und die Blüten des Orangenbaumes haben eine ganz besondere, symbolträchtige Bedeutung für eine Hochzeit. Die Myrte versinnbildlicht bereits seit dem 16. Jahrhundert Unschuld, Schönheit und Liebe. Die Blüte des Orangenbaumes steht für Reinheit, Sensibilität und Fruchtbarkeit seit dem 19. Jahrhundert und genoss große Bedeutung in der Romantik.

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Blumenuhr von Ursula Schleicher-Benz. Foto: Andrea Matzker

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Delft Snowball von Ann Carrington. Foto: Andrea Matzker

Im gleichen Saal steht der „Delft Snowball“ von Ann Carrington aus dem Jahre 2021 als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Um 1948 herum entwarf die Zeichnerin Ursula Schleicher-Benz ihre bekannte Blumenuhr, die sie dem schwedischen Naturforscher und Botaniker Carl von Linné nachgebildet hat. Er hatte rund 70 Blütenpflanzen beobachtet und festgestellt, dass ihre Aktivitäten während der gesamten Wachstumsperiode immer zur gleichen Tages- oder Nachtzeit stattfanden. Also entwickelte er eine Blumenuhr, die 1745 im botanischen Garten von Uppsala angelegt wurde. Sie hatte zwölf kuchenstückartige Unterteilungen, die mit den zur jeweiligen Stunde blühenden Pflanzen bepflanzt waren. Er setzte zum Beispiel in das Ein-Uhr-Feld die Pflanzen, die entweder um 13:00 Uhr oder um 1:00 Uhr ihre Blüte ganz öffneten. Diese unterschiedlichen Blütephasen der Pflanzen folgen ihrer inneren Uhr auch im Zusammenhang mit den bestäubenden Insekten. Würden sich alle Blüten zur selben Zeit öffnen, müssten sie untereinander viel zu stark um Bienen, Hummeln und Schmetterlinge konkurrieren. Die historische Uhr Linnés entsprach den schwedischen Klimazonen. Der zeichnerische Entwurf der deutschen Illustratorin Ursula Schleicher-Benz ist bei uns verbreitet, da sie diesen an die hiesigen Zonen angepasst hat. So öffnet sich zum Beispiel die Ringelblume um 9:00 Uhr, die Tigerlilie um 13:00 Uhr, und die Gewöhnliche Nachtkerze um 17:00 Uhr. Jede Klimazone tickt anders, demnach blüht jede Blume zu ihrer Zeit. Dieser Saal bietet so viel an Informationen, dass man sich problemlos sehr lange darin aufhalten kann, wozu es auch mehrere bequeme Möglichkeiten gibt.

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Blackfield in Farbe von Zadok Ben David. Foto: Andrea Matzker

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Blackfield in Schwarz von Zadok Ben David. Foto: Andrea Matzker

Anderen Kunstwerken sind ganze Räume gewidmet, wie zum Beispiel der Installation „Blackfield“ aus den Jahren 2008-2015 von Zadok Ben-David. Auf einem riesigen Feld aus weißem Sand befinden sich Abertausende von winzigen, scherenschnittartigen Blümchen aus handbemaltem Edelstahl. Je nachdem aus welcher Richtung man den Raum betritt, sind sie einmal völlig bunt in den herrlichsten Farben und ein anderes Mal, von der anderen Seite kommend, pechschwarz glänzend. Das empfindliche Kunstwerk ist nur wenige Zentimeter hoch und wird während der Ausstellung selbstverständlich gut bewacht, damit man nicht womöglich hineintritt.

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Extra natural von Miguel Chevalier. Foto: Andrea Matzker

Die immersive digitale Kunstinstallation „Extra Natural“ des franco-mexikanischen Künstlers Miguel Chevalier aus dem Jahre 2023 füllt einen weiteren ganzen Raum. Mithilfe von Algorithmen und künstlicher Intelligenz erschafft er einen riesigen virtuellen Blumengarten, der sich, den Bewegungen der Besucher anpassend, ständig verändert, um die gefährliche Unschärfe zwischen echter Natur und künstlicher Genmanipulation darzustellen, wobei die Grenze zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen immer diffuser wird.

Durch einen großen Teil der Ausstellung zieht sich das imposante und überaus empfindliche Kunstwerk „Kelch“ der Künstlerin Rebecca Louise Law aus dem Jahr 2023: Man durchwandelt ganze rosa-orangene Gänge aus unendlich vielen Trockenblumen an Kupferdraht, ein weiterer Blickfang für die begeisterten Selfie-Jäger. Es ist sogar möglich, sich in einem romantischen Winkel darin auf einer Sitzgelegenheit niederzulassen, ebenso, wie man sich auf einer großen, runden und samtenen Liegewiese hinlegen und in auf- und zugehende farbige Blüten schauen kann, die über einem hängen und sich in einer poetischen Choreografie bewegen, die kinetische Skulptur „Meadow“ von Studio Drift aus dem Jahr 2024.

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Kelch von Rebecca Louise Law. Foto von Andrea Matzker

Geradezu betörend ist der olfaktorische Faktor der Präsentation! Die Veranstalter haben wirklich keine Kosten und Mühen gescheut. Sehr zart und unaufdringlich „duftet“ die gesamte Ausstellung. Vier verschiedene Blumendüfte begleiten die Besucher durch die Ausstellung. Wer sich für die einzelnen Duftnoten interessiert, kann eine der vier Duftsäulen aufsuchen, die unauffällig in den Ecken der Räume stehen, die Nase durch eine große, runde Öffnung hineinstecken und raten, um welchen Blumenduft es sich jeweils handelt. Allerdings mit geschlossenen Augen, denn, nur wenn man die Blume nicht errät, kann man auf Wunsch durch diese Öffnung hineinschauen und den Namen des Duftes von der Innenwand der Säule ablesen, wo er verborgen angebracht ist. Einfach eine charmante Idee, wie die ganze Ausstellung!

 

Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

 

 

 

 

 

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