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ROHRBACH/ Gölsen/NÖ: ZWISCHEN „SCHMIEDELIEDERN“ UND „BARCELONA“: OPEN-AIR-GALA MIT SCHAGER,FALLY, BAICH UND FLETZBERGER

20.08.2016 | Konzert/Liederabende

Rohrbach an der Gölsen (NÖ) Liese-Prokop-Sport-Anlage

ZWISCHEN „SCHMIEDELIEDERN“ UND „BARCELONA“: OPEN-AIR-GALA MIT SCHAGER,FALLY, BAICH UND FLETZBERGER  IN ROHRBACH AN DER GÖLSEN(19.8.2016)

Was treibt den Bürgermeister einer kleinen Gemeinde im Süden Niederösterreichs dazu, sich am Fußballplatz eine aufwendige Klassik-Open-Air-Gala anzutun? Die Antwort liegt auf der Hand. Andreas Schager – früher Schagerl – stammt aus einem Bauernhof in Rohrbach an der Gölsen ( 300 Meter vom Sportplatz entfernt) und ist drauf und dran als Heldentenor international in die Spitzenliga zu kommen. Er sang schon in Bayreuth den Erik und soll in den nächsten Jahren Parsifal übernehmen. Er ersetzte in Baden-Baden mehr als erfolgreich den erkrankten Jonas Kaufmann als Siegmund und begeisterte bei den BBC-Proms in London unter Barenboim als Siegfried. Und die „Schmiedelieder“ aus  „Siegfried“ von Richard Wagner standen auch prompt im Zentrum der Gala, zu der immerhin 1300 Personen aus nah und fern zusammenkamen und bei Vollmond ideale Wetterbedingungen vorfanden. Nun – zu einer Klassik-Gala braucht man auch Partner.

Die in Russland geborene Star-Geigerin Lidia Baich hat zum Helden-Tenor Schager ein Naheverhältnis. Die bildhübsche, blonde Musikerin, die auf einer Guarneri spielt, war also die logische erste Kandidatin. Lidia Baich tritt sehr oft gemeinsam mit dem umtriebigen Dirigenten, Pianisten und Event-Manager Mathias Fletzberger auf. Der geborene Wiener brachte das Schönbrunn Festival Orchester mit und schließlich sicherte sich Bürgermeister Karl Bader  auch noch die Teilnahme von Daniela Fally. Die Sopranistin, die seit 10 Jahren an der Wiener Staatsoper als Zerbinetta oder Fiakermilli erfolgreich ist, wurde ebenfalls im südlichen Niederösterreich – in Pottenstein – geboren. Sie bot  sozusagen vokale „Nachbarschaftshilfe“.

Nun das Programm war „bunt gemischt“. Zum Auftakt „Leichte Kavalerie“ von Franz von Suppé, dann – ein Wagner-Tenor als Operetten-Star: „Freunde das Leben ist lebenswert“ aus „Giuditta“ von Franz Lehar. Andreas Schager badet in seiner Heimat-Popularität. Im ersten Teil geht’s dann kontrastreich weiter. Lidia Baich spielt Highlights aus Vivaldi’s „Jahreszeiten“(samt Videozuspielungen) sowie „Medidation“ aus Thais von Jules Massenet, Daniela Fally lockt dann  als Musetta (in Puccini’s La Bohéme). Und schließlich  – sehr effektvoll – Richard Wagner und die „Schmiedelieder“ mit Andreas Schager und einem Original-Schmiedehammer. Nach der Pause ein Duett zwischen Schager und Fally:“Glück, das mir verblieb“ von Erich Wolfgang Korngold. Dann ein fast missglückter Ausflug ins „leichte Fach“ – „Granada“ liegt einem schweren Heldentenor nicht wirklich. Aber bei so viel Wohlwollen – was tut’s? Lidia Baich  fantasiert nun über Motive von Johann Strauss und Daniela Fally begeistert mit „Glitter and Be Gay“ aus Bernstein’s „Candide“. Zuletzt das obligate Brindisi aus Verdi’s Traviata, es darf auch ein etwas angestrengtes „Nessun dorma“ aus  Puccini’s „Turandot“ nicht fehlen und zum Ausklang: „Barcelona“ von  Freddie Mercury samt Feuerwerk und dem lokalen 3Klang-Chor Rohrbach. Lokal-Patriotismus hat auch etwas Tröstliches.

Peter Dusek

 

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