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ROGUE ONE: A STAR WARS STORY

14.12.2016 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmPlakat   Rogue One~1

Filmstart: 15. Dezember 2016
ROGUE ONE: A STAR WARS STORY
USA / 2016
Regie: Gareth Edwards
Mit: Felicity Jones, Mads Mikkelsen, Forest Whitaker, Diego Luna, Ben Mendelsohn, Riz Ahmed u.a.

Ob sich George Lucas 1976 auch nur im entferntesten vorstellen konnte, was er tat, als er den ersten „Krieg der Sterne“-Film drehte? Dass er nicht nur Filmgeschichte schreiben würde, sondern auch die Alltagskultur des 20. Jahrhundert mitbestimmen, Kult, der bis ins 21. reicht und auch 40 Jahre danach noch funktioniert und immer weiter getragen werden kann?

Die Welt der „Star Wars“ wirkt wie ein Puzzle, stets aufs neue ergänzbar – zuerst die erste Trilogie (Krieg der Sterne (1977) Das Imperium schlägt zurück (1980) und Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983)), dann nach einer längeren Pause die „Prequels“ (Die dunkle Bedrohung (1999), Angriff der Klonkrieger (2002) und Die Rache der Sith (2005)), im Vorjahr (mit kurzer Reaktivierung des nun schon recht alten Harrison Ford) „Das Erwachen der Macht“ (2015) – und es ist noch immer nicht zu Ende. Im Gegenteil. Es geht von neuem los.

George Lucas selbst schrieb das Drehbuch zu „Rogue One: A Star Wars Story“, und er und Regisseur Gareth Edwards haben eine goldrichtige Entscheidung getroffen: Sie leugnen die vier Jahrzehnte und vor allem die technischen, digitalen Entwicklungen, die seit den Anfängen ihres „Star Wars“-Imperiums stattgefunden haben. Sie wollen keine neue, quasi von heute bestimmte Geschichte erzählen, sondern sich ganz in die alte hineinfügen. Auch wenn – außer minimalem Erscheinen von Darth Vader, damit man weiß, wo die Bösen sind – fast keine bekannten Figuren vorkommen, stimmen doch die Imperien und die Sternenkriege optisch und in der Mentalität des Gebotenen. So, wie die Fans es gewöhnt sind und immer wieder sehen wollen.

Die neue Geschichte erzählt von dem Wissenschaftler Galen Erso (Mads Mikkelsen), der sich mit Frau und kleiner Tochter in die Einsamkeit zurück gezogen hat. Aber es können die Besten nicht in Frieden leben, wenn es der Obrigkeit nicht gefällt – eines Tages steht da Direktor Orson Krennic (durch und durch fies: Ben Mendelsohn) und holt Erso ab. Das „Imperium“ braucht ihn für die Konstruktion des „Todessterns“, die Waffe, die sie zur Zerstörung aller anderen Welten benötigen. Die Gattin stirbt, die kleine Tochter kann fliehen, Saw Gerrera (Forest Whitaker) zieht sie auf.

Rouge One  sie

Schnitt, die kleine Jyn Erso ist erwachsen und die ausstrahlungsstarke Felicity Jones übernimmt die Herrschaft über den Film: Sie ist sicher das größte Atout einer durchwegs neuen Besetzung (oder sagen wir „Besatzung“ des neuen Star Wars-Filmschiffs mit Richtung Kassenknüller?). Klar, dass sie bei den Rebellen gegen das Imperium landet, wo man sich nicht ganz einig ist, wie man vorgehen soll. Also macht sich ein Fähnlein der bunt gescheckten Aufrechten auf (sie nennen sich „Rogue One“, zu Deutsch etwa „Schurke Nummer Eins“), um die Pläne der Waffe zu erbeuten.

Da ist der nicht ganz durchsichtige, moralisch wohl nicht ganz saubere, aber schließlich doch als Love Objekt für Jyn geeignete Captain Cassian Andor (Diego Luna). Da gibt der blinde chinesische Krieger Chirrut Îmwe (Donnie Yen) die einstigen Jedi-Ritter-Sprüche von der Macht, der mit ihnen sein möge, von sich und kämpft wie ein Sehender, unterstützt von Kollege Baze Malbus (Jiang Wen) – das ist die asiatische Franktion des Films. Und da ist, auch zwecks lapidarer, pointierter Anmerkungen der Android K-2SO, so sehr Roboter, dass man kaum glauben kann, dass ein Mensch dahinter steckt (Alan Tudyk). Ja, und einen zappelnden Piloten braucht man auch noch, das ist dann Bodhi Rook (Riz Ahmed), der auch für den humoristischen Teil zuständig ist. Wenn man plötzlich Großmoff Tarkin sieht, den Kommandeur des Todessterns, der aussieht wie Peter Cushing, der doch eigentlich tot ist (der Schauspieler nämlich) – na, wer kann heute nicht digital reanimiert werden? Eben.

Wenig lustig fanden einige amerikanische Kritiker der Trump-Sektion sowohl diese Rebellen wie vor allem die Tatsache, dass man es hier mit lauter „Ausländern“ zu tun hat, dass der Film also mit Ausnahme der Hauptdarstellerin weidlich multikulti ausgefallen ist. Sind ja auch die Rebellen, also die Bösen. Das heißt, dass Trump-Amerika sich eindeutig mit der Staatsmacht, mit dem in dem Film als „böse“ betrachteten Imperium identifiziert?

Sind die Personen allerdings vorgestellt, dann übernimmt im hohen Maße die Action das Ruder, und bei 3 D erzittern die Kinosäle. Es wird gekämpft, im Weltraum und am Boden, was das Zeug hält und jegliche Geschichte in den Hintergrund tritt. Das ist dann vor allem ein Kriegsfilm, und die Musik schaukelt diese Art von Dramatik noch hoch.

Dass die Handlung, wie gesagt, ein bisschen mager ausfällt und außer der schönen Jyn, sprich Felicity Jones, noch niemand Kult-Charakter hat, soll nicht betrüben: Es wird noch viele Filme der „Rogue“-Serie geben, wo man die Figuren „schärfen“ und wieder ein paar Kult-Objekte oder Kult-Figuren (ach, Obi-Wan Kenobi!) einführen kann…

Und Disney, die George Lucas seine „Star Wars“-Welt abgekauft haben, blicken rosigen Zeiten entgegen – mit überbordendem Kriegsgeballere. Das bringt dann vermutlich auch Trump-Wähler in diesen politisch so verdächtigen Film.

Renate Wagner

 

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