Ried im Innkreis. „Beflügelt“ Klavierfestival 2022 vom 5.-7.August in der städtischen Musikschule Ried
Das bereits 2021 ins Leben gerufene Musikfestival fand auch heuer im Sommer 2022 wieder seinen absoluten musikalischen Höhepunkt. Der Initiator dieser Musikreihe ist Paul CARTIANU, selbst ein brillanter Klavier-virtuose, der bereits weit über die Grenzen hinaus sich einen internationalen Namen gemacht hat. Neben Deutschland, Frankreich und Italien gewann er Preise bei internationalen Musikwettbewerben. Zu den absoluten Highlights zählte auch sein Auftritt in der Carnegie Hall, wo Paul Cartianu als Preisträger des World Piano Competition Cincinatti nicht nur die Jury sondern auch das Publikum begeisterte. Der gebürtige Rumäne begann bereits mit 7.Jahren mit dem Klavierspiel und erlangte inzwischen mit seinen 34.Jahren internationalen Bekannt-heitsgrad.
Mit seinen musikalischen Erfahrungen unterrichtet und fördert er unter anderem junge begabte Künstler die inzwischen selbst bereits über die Grenzen hinaus ihr Talent unter Beweis stellen konnten, und eine beachtliche Anzahl an bedeutenden Preisen gewonnen haben. Dazu zählen auch der Pianist Florian FEILMAIR und der Klarinettist Benjamin FEILMAIR.
Zwei weitere junge Interpretinnen wie die Zwillinge Ani und Nia SULKHANISHVILI in Tbilisi (Georgien) geboren, gewannen als Duo weit über Georgien hinaus, nach Russland, Polen, Deutschland und die Schweiz, ebenso auch außerhalb Europas internationale Wett-bewerbe.
Den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere begründete der 2. Preis beim 64.internationalen Musikwettbewerb der ARD im Jahr 2015 in München. Dies war der Auftakt zu einer internationalen Karriere mit Auftritten in Europa, Amerika und China.
Mit weiteren musikalischen Highlights im Rahmen dieser Konzertreihe wären außerdem noch das Trio Bohémo zu erwähnen, dass mit den Klaviertrios von Brahms, Mozart und Bohuslav Martinu die ganze Aufmerksamkeit des Publikums auf sich lenkten. Obwohl alle Mitglieder wie Jan VOJTEK (Klavier), Matous PÉRUSKA (Violine) und Kristina Vocetková (Cello) aus der Tschechischen Republik stammen, trafen sie sich erst in Budapest (Ungarn) und beschlossen erst kurz darauf, gemeinsam als Trio auf-zutreten. Nach einigen Monaten ihrer Gründung wurden sie mit dem 2.Preis beim renommierten Gianni Bergamo Award in Lugano (Schweiz) ausgezeichnet. Ebenso im März 2022 gewann das Trio den ersten Preis für die beste Interpretation von S. Vainiunas Komposition beim internationalen Stasys Vainiunas Kammermusikwettbewerb in Vilnius, Litauen. Neben diesen bekannten litauischen Komponisten, Pianist und Dirigenten ist das Trio Bohémo überwiegend auf zeitgenössische Musik ausgerichtet.
Eine runde Sache ist ebenso das Talentepodium mit Schüler und Schülerinnen des Oberösterreichischen Landesmusik-werks. Bereits 2021 konnten sie ihr Talent unter Beweis stellen, und wer weiß vielleicht wird auch hier eines Tages mit Auftritten in Europa und durch internationale Musik – Wettbewerbe das ein oder andere Talent entdeckt und die internationale Karriereleiter hinaufsteigen.
Allein die Landesmusikschule in Ried eilt ihrem guten Ruf voraus, wo die nächsten Stationen für eine weitere musikalische Ausbildung meistens das Mozarteum in Salzburg, Linz und die Musikhochschule in Wien sind.
Doch der absolute musikalische Höhepunkt im Rahmen des Klavierfestivals war der Auftritt des inzwischen legendären Klaviervirtuosen Philipp SCHEUCHER.
Philipp Scheucher. Copyright: Christa Strobl 2020
Allein wenn er das Konzertpodium betritt scheint mit Beginn seines Spiels der Abend zu einer wahren Stern-Stunde zu werden. Sein charismatisches Äußere trägt als Weiteres dazu bei, dass man diesem Künstler alle Ehr-Erbietung und Bewunderung gegenüberzeigt. Nicht nur seine Kommentare zu den einzelnen Themen der von ihm gespielten Sonaten begeistern, sondern auch die Brillanz und die Leidenschaft mit der er charakteristisch Musik und deren Urheber, sei es Beethoven, Mozart, Schubert, Tschaikowsky, Liszt, Strauss, Mussorgsky, aber auch zeit-genössische Komponisten versucht in Harmonie und Ein-klang zubringen. Außerdem neigt Scheucher auch eher dazu Werke von Komponisten zuspielen, die dem Hörer doch weniger bekannt, so wie Beethovens Fantasie Op.77 in G-Moll für Klavier, dass doch eher als Beethovens Improvisationswerk anzusehen ist. Auch Franz Liszts Ballade Nr.2 sind dem musikalisch Interessierten oft neu, hier zeigt Philipp Scheucher wahre Emotionen, und natürlich erst recht in Modest Mussorgskys Bilder einer Ausstellung. Auch hier verleibt er dem Werk einen seltsam eigenen musikalischen Stil, der aber ebenso mit der etwas eigenwilligen Interpretation Scheuchers dem Musikstück durchaus gerecht wird.
Mit Richard Strauss – Stimmungsbilder Op.9 Träumerei lässt der Pianist eine sehr sinnliche Stimmung aufkommen die zu verzaubern vermag. Er ist ein Perfektionist durch und durch. Er atmet mit jedem Ton, versinkt beim Adagio an den Piano oder Pianissimo -Stellen immer mehr in die Klaviatur wo der Körper sich immer mehr über die Tasten beugt, dann plötzlich hebt sich sein Körper im Prestissimo bei den schnellen Läufen, wo seine Finger fast schwerelos über das Klavier gleiten, und beim gewaltigen Furioso sein Oberkörper immer mehr in die Höhe schellt. Bei einigen Phrasen scheinen sich Donner und Blitz miteinander zu vereinen die mit geballter Kraft versuchen das Universum zu durchbrechen.
Auch Philipp Scheuchers musikalische Interpretation sind neben seiner Leidenschaft zum Spiel durchaus von einer derart geballten Kraft die hier dem Zuhörer oft durch Mark und Bein geht. Durch Scheuchers faszinierendes Spiel mit den Tönen wird ein überdimensionaler Klangkörper erzeugt wie man ihn selten zuvor gehört hat.
Nun die Musik wurde dem damals 1993 in Graz Geborenen offenbar in die Wiege gelegt. Bereits mit fünf Jahren zeigte Philipp Begeisterung für das Klavier, wo bereits wenige Jahre später die ersten öffentlichen Auftritte folgten. Mit bereits zwölf Jahren spielte der so überaus talentierte Scheucher im großen Saal des Wiener Musikvereins, gewann 2014 den internationalen Musikwettbewerb Köln und arbeitete mit zahlreichen internationalen Orchestern zusammen. Seit dieser Zeit folgten viele Auftritte im Gewandhaus Leipzig, in der Elbphilharmonie in Hamburg, weitere Konzerttätigkeiten in Japan, Südafrika, Kanada, Brasilien, Russland, China sowie in den USA. Ebenso ist der so ausgezeichnete Philipp Scheucher ein stets gern gesehener Gast bei internationalen Festivals wie dem „Copenhagen Summer Festival“
Der WDR schrieb einst über ihn: Sein absolut präsentes Auftreten und der blitzsaubere, wache Klang seiner Inter-pretation setzt neue Qualitäts-Maßstäbe! Auszeichnend für den österreichischen Pianisten sind außerdem seine natürliche Ausstrahlungskraft und die zu spürende Freude am Spiel, dass sein Publikum mitreißt und wo es an Applaus „Das tägliche Brot des Künstlers“ nicht fehlt.
Dieses Gastspiel des so grandiosen Klaviervirtuosen war eine wahre Bereicherung auch für das Rieder Publikum und man dankte mit viel Applaus und Standing Ovations.
Als Zugabe spielte Scheucher den „Grazer Galopp“ D-925 eines der Spätwerke von Franz Schubert welches 1827 von ihm komponiert wurde.
Dieses jährliche Klavierfestival ist das Nonplusultra von der Klassik bis zur Moderne und man hofft dass man auch 2023 im Rahmen einer Veranstaltungsreihe weitere junge begabte Künstler/innen kennenlernen darf und demgemäß in Ried weiterhin musikalisch beflügelt wird!
Manuela Miebach