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RICHARD STRAUSS: MACBETH, DON JUAN, TOD und VERKLÄRUNG, FESTMARSCH in C, Staatskapelle Weimar, Kirill Karabits, AUDITE CD

„Der Jugend Feuerpulse“ Nikolaus Lenau aus „Don Juan“

21.05.2018 | cd

RICHARD STRAUSS: MACBETH, DON JUAN, TOD und VERKLÄRUNG, FESTMARSCH in C, Staatskapelle Weimar, Kirill Karabits, AUDITE CD

 

„Der Jugend Feuerpulse“ Nikolaus Lenau aus „Don Juan“

 

Kirill Karabits, seit 2016/2017 Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar, gibt mit dieser CD nach der gelungenen Einspielung von Prokofievs Kantate zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution eine weitere glänzende Visitenkarte ab. In Weimar ist Karabits Nachfolger von solch musikalischen Schwergewichten wie Franz Liszt (1843 bis 1861 Kapellmeister in Weimar) und Richard Strauss selbst, der von 1889 bis 1898 in der berühmten Goethe Stadt die musikalischen Geschicke leitete. Inspiriert von Liszts Sinfonischen Dichtungen und der progressiven Harmonik Wagners begann sich Strauss nun selbst in Weimar mit der neuen Form der Tondichtungen auseinanderzusetzen. 

 

Sein Erstling, Macbeth Op. 23, erlebte eine schwere Geburt. Nicht weniger als drei Fassungen brauchte es, ehe das wilde Nachtstück „als tönendes Psychogramm des Titelhelden“ (Susanne Stähr) mit Basstrompete am 13. Oktober 1890 von der Hofkapelle Weimar uraufgeführt werden konnte. 

 

Als größtmöglichen  Kontrast zur Düsternis des Shakespearschen Antihelden wählte R. Strauss als zweites Sujet den Don Juan als humorvoll klingendes Manifest des umtriebigen Verführungskünstlers nach der literarischen Vorlage von Nikolaus Lenau. Als „lustiges Gejauchze, unterbrochen von Schmerzens- und Wonneseufzern“ hat Strauss selbst seine Partitur charakterisiert. In die Weimarer Zeit fiel auch noch die  Tondichtung Tod und Verklärung des gerade erst einmal 25-jährigen Komponisten, die in vorweggenommener Selbstbespiegelung die Todesstunde eines Künstlers zum Inhalt hat.

 

Als Abschluss auf dem neuen Album hat Kirill Karabits den  Festmarsch in C-Dur gewählt, die Strauss aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Münchner Orchestervereins „Die wilde Gung‘l“ schrieb.

 

Wahrlich verblüffend und berauschend ist, was Kirill Karabits aus dem 1491 gegründeten Weimarer Traditionsklangkörper herausholt. Er führt das Orchester auf eine Qualitätsstufe, die nicht nur Thüringen, sondern der deutschen Orchesterlandschaft insgesamt alle Ehre macht. Karabits vermag die überbordenden Klangmassen des jungen Strauss räumlich in vollendeter Durchhörbarkeit zu ordnen, ohne den prallen programmatischen Realismus und die theatralisch opernhaften Effekte außen vor zu lassen. Stets die Balance der Orchestergruppen austarierend, überwältigt final die deklamatorisch und harmonisch kühne Wucht der Musik. Aber auch für Strauss‘ Sicht der Verklärung auf ein tröstliches Jenseits webt Karabits nach dem von Strauss exakt vorgegeben Programm einen wie von Gold durchwirkten edlen Klanggobelin. 

 

Fazit: Kirill Karabits setzt mit dieser CD Maßstäbe.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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