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REINSBERG/ Burgruine: HÄNSEL UND GRETEL – ein erfreulicher Nachmittag

13.06.2016 | Oper

12.06.2016 Burgruine Reinsberg „HÄNSEL UND GRETEL“

     Eine Opernwanderung durch die Wälder um die Burgruine Reinsberg  wurde angekündigt,  trotz übler Wettervorhersage brach ich doch auf um meine  Enkelkinder erstmals mit Oper in  Berührung zu bringen. Fazit:  Wetter hielt,  die Veranstaltung sogar mehr als ich mir erwartet hatte , und neben der 4 jährigen zeigte sich auch die 2 ½ jährige vom Geschehen fasziniert und lauschte mit gespitzten Ohren und weit aufgerissenen Augen äußerst konzentriert dem, was da ablief.  Einzig Erklärungsbedarf bedurfte es , sie zu überzeugen, dass die in  einem langen beigen Kleid und mit ihren blonden Haaren eher an eine Sieglinde , Elsa oder Elisabeth gemahnende attraktive Frau ( Barbara Pichlbauer mit dramatischen Soprantönen aber ausnehmend wortdeutlich und mit starker szenischer Präsenz) die Hexe sein sollte – die man sich in diesem kleinkindlichen  Alter denn doch ein bisserl anders vorstellt! 

     Dass Hänsel und Gretel sowie die Mutter ( die Partie des Vaters war gestrichen) eigentlich in heutigem Outfit agierten minderte den positiven Gesamteindruck keineswegs  -für die Ausstattung zeichnete Andre Tabakoff verantwortlich.   Begonnen wurde vor einem Holzhäuschen, am Fuße des Burgberges, wo die Kinder dann in den Wald geschickt wurden, zum Beeren sammeln –  ein paar davon fielen auch für die große Kinderschar ab, die teilweise mit Eltern und auch Opas und Omas den Märchenfiguren hinterliefen, und sich danach sogar mit Hilfe eines Seiles den steilen Wald hinauf Richtung Burg kämpfen mussten, sehr zum Gefallen der jungen Besucher, die älteren Semester aber ganz schön fordernd ( ich zähl mich da noch zur Jugend! ).  Ab der dritten Station hatte Gretel  beim Weiterwandern schon eine Schar Kinder an der Hand, die Stimmung war bestens. Ein Lob den Musikern, das „Orchester“ bestand aus 4 Instrumenten –  Violine , Theresia Kluger ;  Klarinette – Stephanie Zlabinger; Akkordeon – Djordje Davidovic; Kontrabass – Kristof Sziman – und dem Dirigenten Daniel Muck, der – auch Komponist – die Partitur sehr sorgsam und gefällig für das Mini-Orchester ganz im Sinne von Humperdinck arrangierte, und nicht – wie unlängst in der Kammeroper – einen „schrägen“ Klang erzeugen wollte. Desgleichen ist auch Anna Katharina Bernreitner zu loben, die die Kürzungen gut gewählt und die Szenen einfach und poesievoll gestaltet hat – für Kinder immer als Märchen verständlich – und keine Bankräubergeschichte wie im vorher erwähnten Haus… Das Sandmännchen lag unter einer Sternendecke auf der Bühne der Burgarena ( wo in zwei Wochen „Aida“ gespielt wird ) und Hänsel und Gretel betteten sich dort neben bzw. auf ihm zum Schlaf…und die ganze Kinderschar im Kreis rundherum, auf Tuchfühlung so zusagen! Danach nahm das Sandmännchen seinen großen „Mond – oder Sternenkopf „  ab und sang die Szene des Taumännchens und erweckte die Beiden wieder. Die junge Wienerin Anne Sophie Kostal tat das ganz bezaubernd mit silbrig schimmernden Sopran und einer hervorragenden Diktion sodass alle Kinder wie selbstverständlich diese Verwandlung mitbekamen. Auch die Partie der Mutter war derselben Künstlerin anvertraut. Bei der letzten Station gab es dann neben Leckereien noch einen richtig rauchenden Ofen, indem dann die Hexe verbrannt wurde. Genau richtig nach circa 90 Minuten endete das Stück unter großem Applaus der Zuschauerschar für alle Beteiligten.  Den Hänsel gab die aus dem Schwabenlande stammende Generose Sehr , die mit einem kräftigem Mezzo aufwartete und szenisch einen richtigen Lausbuben abgab. Favoritin meiner Enkelin auf die Frage wer ihr am Besten gefallen hat war die Gretel der aus Poznan stammenden Ewelina Jurga die wirklich alles für die Partie mitbrachte: eine schön timbrierte in der Höhe aufblühende Stimme, nette Ausstrahlung und Liebreiz in der Darstellung! Brava!

     Insgesamt ein erfreulicher Nachmittag, der mich auf weitere Aktionen der „oper-rund-um“ neugierig machte, die Projektleitung hat hier die offensichtlich talentierte Regisseurin inne und Infos kann man unter  www.oper-rund-um.at erhalten. Eine lobenswerte Initiative einer Schar von jungen Künstlern – in bocca al lupo!

    Michael Tanzler

 

 

 

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