Imre Kálmán: Gräfin Mariza • Fricktaler Bühne im Bahnhofsaal Rheinfelden • Vorstellung: 16.10.2024
(2. Vorstellung • Premiere am 12.10.2024)
Von Leidenschaft und Gulaschsaft
Die Fricktaler Bühne begeht ihren 50. Geburtstag mit einer beschwingten Inszenierung von Kálmáns «Gräfin Mariza». Geboten wird herrliche Operette und beste Unterhaltung.
Regisseurin Anette Leistenschneider erzählt die Geschichte eng am Libretto und macht dabei die Bindung an die damalige Zeit auch dem Publikum von heute verständlich. Bühnenbildner Dave Leuthold hat ihr dazu stimmungsvolle Architekturelemente geschaffen, die zusammen mit der liebevoll ausgesuchten Ausstattung den stimmungsvollen Rahmen für die Terrasse und den Salon von Marizas ungarischem Schloss bilden. Kostümbildnerin Eva-Maria Pfeifer unterstützt mit den prächtigen, individuell gestalteten und angepassten Kostümen die lebendige Leichtigkeit der Produktion.
Harald Siegel wählt für sein Dirigat (zumindest anfänglich) eher bedächtige Tempi. So kommt bei aller Leidenschaft die Würze und weniger die Hitze des Gulaschsafts zur Geltung. Das Orchester Gräfin Mariza klingt wunderbar kompakt und sorgt für die Würze und zunehmend auch die Temperatur. Die reduzierte Orchesterfassung von Ingmar Sonnenmoser, Papageno Musiktheaters in Frankfurt/M, lässt keinerlei Klangfarben vermissen. Der Chor Fricktaler Bühne überzeugt mit Wohlklang und überragender Spielfreude.
Foto © Markus Raub
Ein besonderes Kränzchen ist dem Ensemble der Solisten für seine überbordende Spielfreude zu winden. Intendantin Jeanne-Pascale Künzli feiert als Gräfin Mariza ein Jubiläum: sie war 1994 auch die erste Rheinfelder Mariza. Sie hat sich ihre jugendliche Leidenschaft bewahrt; die Stimme spricht in allen Lagen tadellos und füllt mühelos den Saal. Peter Bernhard gibt den Grafen Tassilo Endrödy-Wittemburg, Marizas Verwalter Bela Törek, mit strahlendem Spinto-Tenor und grosser Bühnenpräsenz. Andrea Suter begeistert mit wunderbar klarem Sopran als des Grafen Tassilos Schwester Lisa. Dietmar Fulde gibt des Tassilo Freund Karl Stefan von Liebenberg. Niklaus Rüegg beeindruckt als Fürst Moritz Dragomir Populescu mit baritonal timbriertem Tenor und überzeugender Bühnenpräsenz. Thomas Leu begeistert als Baron Kolomán Zsupán aus Varaždin mit strahlendem Tenor, grosser Bühnenpräsenz bei wohldosiertem «Ungarentum» und beeindruckenden tänzerischen Fähigkeiten. Marion Ammann erinnert als Zigeunerin Manja, durchaus passend, an Carmen. Nicole Calame als Fürstin Božena Guddenstein zu Clumetz, Samuel Bally als Boženas Kammerdiener Penižek und Martina Schmid als Marizas langjährige Dienerin Tschekka ergänzen das ulminante Ensemble.
Herrliche Operette – beste Unterhaltung!
Weitere Aufführungen:
18.10. / Fr / 19.30 Uhr, 19.10. / Sa / 19.30 Uhr, 20.10. / So / 15.00 Uhr, 25.10. / Fr / 19.30 Uhr,
26.10. / Sa / 19.30 Uhr, 27.10. / So / 15.00 Uhr, 03.11. / So / 15.00 Uhr, 08.11. / Fr / 19.30 Uhr,
09.11. / Sa / 19.30 Uhr, 10.11. / So / 15.00 Uhr, 15.11. / Fr / 19.30 Uhr, 16.11. / Sa / 19.30 Uhr,
17.11. / So / 15.00 Uhr, 22.11. / Fr / 19.30 Uhr, 23.11. / Sa / 19.30 Uhr
17.10.2024, Jan Krobot/Zürich